Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
an seinen knochigen
Händen erklären, doch er schien seinen strengen Vater nicht zufrieden stellen
zu können, all seine Mühe war umsonst. Er wurde davongejagt und hoffte nun mehr
Glück auf eine Zukunft in den Diensten des Königs zu haben, so ein Pechvogel,
doch Serena konnte kein Mitleid für ihn empfinden. Sie konnte seine
Vergangenheit nicht beurteilen, nur das, was sie jetzt sah und erlebte und nach
allem fühlte sie sich in seiner Gegenwart mehr als unbehaglich. Seine
stahlblauen Augen starrten sie förmlich an, wann immer er sich unbeobachtet
glaubte, doch Serena hatte seine scharmlose Beäugelung längst bemerkt und fand
es mehr als geschmacklos, doch sie versuchte es so gut es ging zu ignorieren,
dies war jedoch ein Grund mehr nicht einschlafen zu wollen, der andere war
offensichtlich. Ihr Körper war geschwächt, einen weiteren Traum würde sie in
den Wahnsinn treiben. Sie versuchte, so gut es ging, gegen ihre Menschlichkeit
und die Ermüdung anzukämpfen auch wenn sie wusste, dass sie diesen Kampf früher
oder später nicht gewinnen konnte.
Noch
bis tief in die Nacht saß sie am Feuer und blickte in die knisternde Flamme vor
sich. Es hatte etwas Beruhigendes und versetzte sie zeitweilig sogar in einen
tranceartigen Zustand, in dem sie sich irrwitziger weise vorstellte, wie sie
alle wie eine Horde wildgewordener Neandertaler um das Feuer tanzen würden, ehe
sie ihr Verstand wieder in die Realität zurückriss und ihr erneut bewusst
wurde, wo sie sich hier befand.
Manche
bezeichneten dies als Ende der Welt oder als Abgrund der Zeit, Helios nannte es
einfach nur das Tor zur Hölle .
Bis
zum letzten Augenblick hatte er versucht, ihr das Betreten der Insel
auszureden, obwohl er wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, dass sie tot
sei, noch bevor der nächste Tag zu Ende gehen würde. Er wollte ebenso wenig wie
sie wahrhaben, dass die Moiren eine einfache Halbgöttin wie sie zu sich holen
wollten und er hatte eine blasse Vorahnung wie diese Begegnung ausgehen würde,
doch das war das Letzte woran Serena in diesem Augenblick ihrer geistigen Abgeschiedenheit
denken wollte.
„Was
denkst du?“, hörte sie plötzlich die sanfte Stimme des jungen Vertrauten, der
auf der anderen Seite des Feuers saß und sie fragend ansah.
Serena
schüttelte gedankenverloren den Kopf und sah zu ihm auf. Seine braunen Augen leuchteten
im aufflackernden Feuer hellrot und irritierten sie einen Moment, doch dann
lächelte sie leicht und würgte die Frage sofort ab. Sie tat das, was sie sonst
immer tat, sorglos aussehen und hoffen, dass ihr Gegenüber es ihr abkaufen
würde, doch Darius konnte sie nichts vormachen.
„Weißt
du, Helios ist mir gegenüber sehr offen. Er vertraut mir alles an, ebenso wie
ich ihm, doch als er mir erzählte, er müsse dich zu den Moiren bringen, dachte
ich wirklich es sei ein schlechter Witz, doch er hatte es wirklich ernst gemeint.“,
flüsterte er leise, als er sicher ging, dass die Männer wirklich schliefen.
„Kein Gott der Welt würde diese Reise auf sich nehmen, nicht einmal für das
Siegel …“
Serena
senkte ihre Blicke und ließ sich seine Worte scheinbar genauer durch den Kopf
gehen, doch ihr Gesicht war, wie eh und je, völlig ausdruckslos.
„Was
erhoffst du dir von dem Zusammentreffen mit den Moiren?“, fuhr er plötzlich
fort und warf ihr einen Apfel rüber, den er aus einer Provianttasche des
Schiffes gerettet hatte.
Serena
fing ihn und schaute ihn eine Weile nachdenklich an. Unweigerlich trifteten
ihre Gedanken zu Lisias ab, der nun wahrscheinlich in irgendeiner kalten Gasse
schlief, weil er sich weigerte in Hermokrates‘ Haus zu nächtigen um den kleineren
und schwächeren nicht ein wärmendes Bett wegzunehmen.
„Erzähl
schon!“, hakte er neugierig nach und biss in das saftige Obst in seiner Hand.
Serena,
wieder aus ihren Gedanken gerissen, sah kurz zu ihm auf, ehe sie wieder ihre
Blicke senkte und kurz nachdachte. Helios hatte ihr die gleiche Frage gestellt,
doch dieses Mal schien ihr kein plausibler Grund einfallen zu wollen. Nun, da
sie wirklich auf feindlichem Territorium war, wünschte sie sich nichts mehr,
als schnell wieder zu verschwinden.
Eine
ganze Weile blieb es ruhig, in der Serena nur mit dem Apfel in ihren Händen
spielte und nicht einmal in Erwägung zog, in diesen hinein zu beißen, auch wenn
das Hungergefühl nach all den Tagen unerträglich geworden war.
„Ich
erhoffe mir wohl einfach ein paar Antworten … Hoffnungen auf eine Zukunft …
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