Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
hätte?
Die
kleine Gruppe setzte ihre Reise fort, tiefer in den dichten Wald hinein und
entfernte sich somit von den Soldaten, die Schutz zwischen den großen
Felsvorsprüngen suchten und es bevorzugten, einfach abzuwarten, doch warten konnte
Serena nicht länger. Die Zeit war inzwischen ein eiserner Gegner geworden, der
erbarmungslos gegen sie lief.
Schweigend
folgte sie Darius, der den Weg ziemlich genau zu kennen schien. Seine zarten Gesichtszüge,
die sie bei ihrer ersten Begegnung gesehen hatte, waren verschwunden, anstelle
trat eine finstere ernste Miene, durch die sie seine Gedanken förmlich von
seinem Gesicht ablesen konnte. Auch die drei Soldaten stampften mit schwerem Gepäck
und wortlos hinter ihr her. Die Anstrengung war ihnen anzusehen, Serena
bezweifelte, dass sie es schaffen würden, doch darüber nachdenken wollte sie
nicht. Sie empfand es als falsch, denn im Grunde war es ihr Verschulden, das
sie nun hier waren.
Einen
Moment hielt Darius inne und lauschte in den Wald hinein. Es war still, nur
einige krähenartige Wesen schauten von dem toten Geäst auf sie hinab. Ihre
schwarzen Augen fokussierten Serena und in diesem Moment wusste sie, dass die
Moiren sie beobachteten, ein unheimlicher Gedanke.
Den
ganzen Tag wanderten sie durch das dichtbewachsene Gebiet, ohne eine Pause zu
machen. Darius spornte sie dazu an, weiterzugehen wenn sie nicht zurückbleiben
wollten. In diesem Augenblick erschien er ihr mehr wie einer der Athener
Hauptmänner als ein Halbgott wie sie es war, doch er hatte Helios‘ Vertrauen,
also hatte er auch ihres, doch ihre Füße waren wundgelaufen und schmerzten mit
jedem Schritt auf dem harten Untergrund mehr und mehr. Und als die Sonne am
Horizont des Okeanos den Boden berührte und das trostspendende Licht aus der
Welt verschwand hatte Darius endlich Nachsicht und gönnte ihnen eine Pause.
Mitten
im Wald ließen sie sich nieder und schlugen ihr Nachtlager auf, noch ehe die
letzten Sonnenstrahlen von der Dunkelheit verschlungen wurden und Serena
bewusst wurde, dass Helios nun kein Auge mehr auf sie werfen konnte. Sie und
Darius waren auf sich gestellt, alleine, völlig abgeschottet von der Außenwelt
und selbst die Anwesenheit bewaffneter ausgebildeter Soldaten konnte sie in
diesem Moment nicht beruhigen, denn bereits am kommenden Tag würde sie den
Tempel der großen Drei erreichen und versuchen ihr Schicksal zu bestimmen um
diese Insel dann so schnell wie möglich wieder zu verlassen, dabei hatte sie nicht
einmal darüber nachgedacht, wie sie von hier wegkommen sollte, denn das
hölzerne Gefährt mit dem sie herkamen, lag schließlich inzwischen auf dem Grund
des Ozeans.
In
sich gekehrt saß sie mit an den Körper gezogenen Knien am Lagerfeuer und
starrte in die tanzende Flamme. Sie schloss den Umhang enger um sich und atmete
den süßen Duft des Stoffes ein, den die junge Halbgöttin inzwischen von dutzend
anderen unterscheiden könnte. Es war ihr so vertraut wie das Pochen ihres
Herzens und versprach ihr Sicherheit, die sie in dieser Situation mehr als
alles andere brauchte.
Langsam
ließ sie ihre Blicke durch die Runde wandern. Wie Helios ausgerechnet auf diese
Männer kam wusste sie selbst nicht genau, vielleicht hatte er ihnen Reichtümer
versprochen mit einem Abenteuer gelockt oder er hat ihnen von wunderschönen
umwerfenden Frauen erzählt, doch die Wahrheit hatte er ihnen ganz sicherlich
nicht gesagt. Und nun, da sie sie daliegen sah, als hätten sie eine wilde
Hetzjagd hinter sich, zweifelte sie sogar an seiner Wahl. Ihr Leben konnte sie
nicht in die Hände dieser teilweise alten verbrauchten Söldner legen. Sie
sollten Wache hallten, aufpassen, dass sich nichts und niemand dem Lager näherte,
doch nun lagen sie im Dreck, schliefen, schnarchten lauter als ein Bär brüllen
könnte und wälzten sich unruhig von der einen zur anderen Seite. Der älteste
von ihnen schlief mit offenem Mund und hatte, seitdem er eingeschlafen war,
sicherlich schon die ein oder andere Fliege verschluckt, der zweite hatte sie
während der gesamten Reise nicht einmal angesehen und wüsste sie nicht, dass er
jetzt hier wäre, hätte sie verneint, dass er in Rhodos an Bord des Schiffes
gegangen war, doch dafür schaute der Dritte, ein etwas jüngerer Mann, sie umso
öfter an. Eusebius war sein Name, erinnerte sich Serena. Darius hatte ihn beiläufig
erwähnt. Der Jüngste an Bord und der wohl Unbeholfenste. Sein Vater hatte eine
Schmiede, in der er aushalf, das würde auch die Brandwunden
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