Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
Beine, doch
Serena ließ sich sofort wieder nieder. Der Schock über das gerade erlebte und
die Tatsache, dass sie wieder dem Tod von der Schippe gesprungen war, saß noch
immer tief in ihren Knochen. Selbst ihre Verwunderung über Helios‘ plötzliches
Erscheinen konnte sie in diesem Augenblick nicht in Worte fassen, was den
jungen Sonnengott schmunzeln ließ, als er ihre davon getragenen Verletzungen begutachtete.
„Kannst
du dich heilen?“, fragte er leise und strich ihr einige Strähnen aus dem
Gesicht, die sich in ihren offenen Wunden verirrt hatten. Sie nickte leicht und
sah ihn dann ungläubig an, doch ihre Lippen ließen keinen Ton verlauten.
„Du
siehst schrecklich aus“, fuhr Helios fort und musterte ihren geschundenen
Körper. Ihr Blut klebte an ihrer Kleidung und an ihrer Haut. Es war ein Bild
des Grauens und dennoch konnte sie über seine Worte lächeln, warum, konnte sie
sich wohl selbst nicht sagen, doch ihre anfängliche Erleichterung über sein
Erscheinen legte sich schnell wieder.
„Wieso
bist du hier? Götter dürfen …“ Ihre Stimme brach als er sich abrupt von ihr
abwandte und schweigend lauschte. Erst jetzt hörte sie das seltsame Zischen,
das unheimliche Geräusch, das aus der Dunkelheit zu ihnen herüber schlich.
Sofort
sprang die junge Halbgöttin auf und stellte sich hinter ihren Retter um Schutz
zu suchen. Sie dachte bereits an eine weitere Gorgone. Eine weitere Schwester
der Medusa, die Rache für ihren Tod üben wollte, doch alles was sie in einer
finsteren Ecke erblickte, war der abgetrennte Kopf eines Monsters, dessen
schlangenartige Haare sich noch immer regten und zischten.
Serena
wandte sich würgend ab. Das Ekelgefühl überrannte sie und drang nach außen.
Sie
fiel auf die Knie und übergab sich, auch wenn sie versucht hatte es zu
unterdrücken.
Ob
Helios sie beobachtete wusste sie nicht, doch so unangenehm es ihr auch war,
hatte sie sich nicht mehr unter Kontrolle.
Eine
Weile verharrte sie in ihrer Lage, ließ die letzten Momente an sich Review
passieren und versuchte den sauren Geschmack nach Erbrochenem zu ertragen.
Ihre
linke Hand ergriff das Schwert neben sich, das ihr in dieser peinlichen
Situation Halt gab.
Als
sie das Gefühl hatte, ihren vollständigen Mageninhalt erbrochen zu haben, kniete
sie sich hin und kämpfte gegen den hämmernden Schmerz in ihrem Kopf.
Diese
Stimme jagte sie noch immer. Das Krächzen, das sie in ihren Träumen verfolgt
hatte, die Stimme einer Gorgone, wie sie nun herausfand. Man hatte sie
hergelockt um sie zu töten und abermals musste die junge Halbgöttin
feststellen, dass Helios im Recht war.
Irritiert
wandte sie sich zu ihm um, ohne zu wissen, was sie ihm sagen sollte, doch
irgendetwas musste über ihre Lippen kommen, denn sie war froh, nicht mehr
alleine hier zu sein und sie war mehr als dankbar dafür, dass es Helios war,
der nun neben ihr stand und nicht Athene oder Zeus, doch als sie sich den Mund
abgewischt hatte und wieder zu ihm aufsah, schien er sie schon völlig vergessen
zu haben und irrte im Raum umher. Sie dachte, er tat das, weil er ihr höflicherweise
nicht dabei zusehen wollte, wie sie sich übergab, doch bei genauerem betrachten
bemerkte sie, dass ihn etwas aufmerksam gemacht hatte.
Er
betrachtete die übergebliebenen Statuen, die Opfer einer grausamen Gorgone
wurden, die Rache für ihre verstorbene Schwester geübt hatte.
„So
viele …“, flüsterte er leise und schüttelte fassungslos den Kopf als er sich
wieder zu ihr umwandte und ihr langsam auf die Beine half.
Noch
immer wackelte sie und dennoch versuchte sie sich mit aller Kraft am Riemen zu
reißen.
„Ich
hätte die Nächste werden sollen …“
„Doch
das bist du nicht!“, erwiderte er schroff und sah sich wieder zu dem
abgetrennten Kopf um, als wolle er sicher gehen, dass er noch immer in der
dunklen Ecke lag.
Wieder
schüttelte er den Kopf und sah auf die junge Halbgöttin hinab.
„Wie
konnten die Moiren so viele von ihnen aus dem Leben reißen, ohne dass die
Götter etwas davon mitbekommen hatten …“
„Vielleicht
wollten sie es einfach nicht mitbekommen …“, flüsterte Serena in die
eingetretene Stille und strich sich einige Strähnen hinter ihre Ohren. Einen
Blickkontakt zu Helios wollte sie in diesem Moment nicht aufnehmen, auch wenn
er sich prompt zu ihr umgedreht hatte als sich ihre zierliche Stimme erhob.
„Wie
meinst du das?“, hakte er vorsichtig nach als er seinen Umhang abnahm und um
ihren geschundenen Körper
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