Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
geschweige denn wusste
sie, ob dies die Realität war. Sie sah nur eine einzige Möglichkeit es herauszufinden.
Vor
den Augen der Frau zwickte sie sich mit den Fingern der rechten Hand in den
linken Unterarm, ohne darauf zu achten, wie viel Kraft sie dafür aufwand, doch
der Schmerz, der kurz darauf durch ihren Körper fuhr, holte sie schnell wieder
zurück.
Einen
Schmerzensschrei konnte sie sich verkneifen, dennoch entfuhr ihr ein
unterdrücktes Zischen und auch die verwunderten Blicke ihres Gegenübers konnte
sie dadurch nicht abwenden.
„Ich
weiß, dass es seltsam für dich klingt, aber es ist einfacher, wenn du es akzeptierst“,
entgegnete die Frau mit einer Engelsgeduld und erhob sich wieder, doch Serena,
noch immer abgelenkt von dem stechenden Schmerz in ihrem Unterarm, verdrängte
erneut all die Gedanken, die mit ihren Aussagen zusammenpassten, ihr allerdings
unwahr erschienen.
„Wenn
ich was akzeptiere? Was wird hier eigentlich gespielt? Wer seid ihr und wo in
aller Welt bin ich?“ Sichtlich gereizt fuhr Serena sie an und stemmte ihre
Hände in die Hüfte. Ihre großen leuchtenden Augen wurden zu schmalen dunklen
Schlitzen und ihre Stirn legte sich erneut in tiefe Falten.
Die
junge Frau schüttelte nachdenklich den Kopf, doch trotz Serenas bevorstehendem
Wutanfall blieb sie ruhig und versuchte mit jeglicher Geduld auf sie
einzugehen.
„Das
weißt du nicht? Sieh dich doch mal um. Du bist hier am Olymp Serena!“
Eine
Weile blieb es ruhig. Nicht fähig zu antworten, stand Serena regungslos da und
blickte ins Leere. Schlussendlich schüttelte sie den Kopf, wandte sich zum
Fenster um und stützte sich mit ihren Händen auf die Fensterbank.
Die
junge Frau erkannte schnell, dass sie ihr nicht glauben wollte. Sie wirkte
abweisender als zuvor. Da war ein Funken Nervosität in ihren Augen, doch dieser
wurde von Ignoranz überdeckt und das war mehr als offensichtlich.
„Du
weißt wer ich bin Serena, wieso kannst du es dann nicht akzeptieren?“ Alles was
die fremde Frau jedoch als Antwort bekam, war ein erneutes leichtes
Kopfschütteln. Sie wollte es nicht glauben, das wurde auch der Fremden nun
klar. Es fiel Serena schwer auf die Worte einer ihr unbekannten Person zu
vertrauen, also stellte sie auf stur, so wie sie es immer tat.
„Du
hast mit deiner Mutter in einem kleinen Dorf in der Nähe von Athen gewohnt. Als
sie durch einen grausamen Übergriff starb, wurdest du in das Waisenhaus von
Athen gebracht, doch von dort bist du geflohen, hast Hunger und Krankheiten
erlitten und wurdest täglich von Wachen und Soldaten durch die Stadt gejagt,
weil du anderen Waisenkindern helfen wolltest. Du bist sogar durch ein
gläsernes Dach in die Tiefe gestürzt und dennoch bist du wohlauf …“, versuchte
die Frau noch einmal auf sie einzugehen und atmete geduldig durch.
Serena
drehte sich langsam um, als sie ihre Worte vernahm. Ihre Augen schienen glasig
und ihre Wangen leicht errötet, dennoch schluckte sie jegliche Emotionen runter
und prompt blickte die Frau wieder in jenes teilnahmslose Gesicht, das Serena
perfekt beherrschte - Kalt wie Eis.
Sie
schien entrüstet über ihre Reaktion, versuchte dennoch ihre Fassung zu wahren
und auf eine Antwort von ihr zu warten. Diese kam auch gleich mit einer
Dreistigkeit, die sie so sicherlich nicht erwartet hätte.
„Nach
all dem, was ihr mir erzählen wollt, bin ich hier also am Olymp und ihr müsst
demnach Athene sein, nicht wahr? Als nächstes wollt ihr mir wahrscheinlich noch
sagen, dass die Götter mich auserkoren haben, ich die Auserwählte bin und die
Einzige, die die Welt vor einem schrecklichen Untergang bewahren kann!
Natürlich habt ihr dazu auch noch meine Vergangenheit ausgegraben, eine
Geschichte, die so ziemlich jede Wache in ganz Athen kennt, also nichts Außergewöhnliches
mit dem ihr mich beeindrucken könntet!“
Nun
verschränkte auch die Frau ihre Arme vor der Brust und lauschte Serenas Stimme,
wie sie zwischen Ernsthaftigkeit über Ironie bis zur totalen Lächerlichkeit hin
und her schwankte. Aber es waren nicht ihre Worte oder das fast schon lachhafte
Schauspiel, das sie nun vor ihr veranstaltete, das ihr ein leichtes Lächeln ins
Gesicht zauberte. Es war ihr gesamtes Wesen, denn nichts deutete mehr auf das
schüchterne Mädchen hin, das sich ängstlich hinter einem Bett versteckte und versuchte,
für andere unsichtbar zu wirken.
„Außerdem
habe ich mit meiner Mutter nicht alleine in dem Dorf gewohnt. Mein Vater war
auch dort und fand in
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