Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
persönlich gegenüberstand – Athene.
Auf
dem Olymp
Die
Göttin kam um das Bett herum und setzte sich langsam neben Serena, ihre Blicke
noch immer auf das gedankenversunkene Mädchen gerichtet, das an ihrem eigenen
Verstand zweifelte.
„Ich
weiß, dass das alles schwer zu begreifen ist Serena. Wir wollen dich zu nichts
drängen. Du brauchst einfach Zeit“, flüsterte die Göttin leise und beugte sich
ein Stück nach vorne, sodass sie das blasse Gesicht ihres Gegenübers ansehen
konnte.
Zeit – Genau das war es, was Serena an sich vorbeiziehen sah, ohne zu wissen, wer
sie war oder was sie auf dem Olymp zu suchen hatte.
Sie
war ein einfaches Kind, das, wie alle anderen auch, Träume und Hoffnungen für
die Zukunft hatte, bis ein Schicksalsschlag ihre Persönlichkeit von Grund auf
änderte - Ein Waisenkind, das jeden Tag zu kämpfen hatte. Nun war sie eine
junge Frau.
Die
Zeit hatte sie mit Narben gezeichnet und stets hatte sie das Gefühl, sie würde
an ihr vorbeirauschen und sie, wenn sie sich nicht bald der Zukunft und der
Realität zuwende, in einer Staubwolke zurücklassen, doch nach vorne zu schauen ohne
eine weitere Frage beantwortet zu wissen , die sie besonders quälte, fiel ihr
schwer. „Warum bin ich hier?“, entfuhr es ihr dann mit leiser werdender Stimme.
Die
Göttin zögerte kurz und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
„Er
hat dich wirklich sehr geliebt …“, erwiderte sie schließlich mitfühlend und
hielt erneut inne.
Serena
blickte fragend zu ihr auf. Nichts mehr deutete darauf hin, dass sie der Frau
nicht traute.
„Timaios,
der Mann, der dich aufzog, hat dich wie seine eigene Tochter geliebt und
erzogen. Das Medaillon, das du um deinen Hals trägst, hat er geschmiedet und
von uns segnen lassen. So konnten wir dich immer beobachten und schützen.“
„Wofür?
Warum mich?“
Serena
wurde ungeduldig und dies zeigte auch ihr Körper. Ihre Füße wippten über dem
kalten Marmorboden hin und her und ihre Finger vergruben sich immer tiefer in
ihrem Gewand.
Athene
lächelte leicht und setzte noch einmal an.
„Hast
du dich nie gefragt, wer dein richtiger Vater ist?“, fuhr sie dann mit einem
warmherzigen Ton fort und wartete auf ihre Reaktion.
Serena,
die ihre Blicke zeitweilig auf ihren Schoß gerichtet hatte, sah erneut
irritiert zu ihr auf. Sie beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage, das
hatte ihr gerade noch gefehlt. Die Göttin sollte sie doch aufklären und ihren
Verstand nicht weiter verwirren.
„Was
meint ihr damit?“ Doch Athene schwieg. Das Lächeln in ihrem Gesicht verriet
Serena, dass sie sich diese Frage nur selbst beantworten konnte. So schweiften
ihre Gedanken erneut ab und spielten noch einmal die vergangenen Ereignisse vor
ihrem inneren Auge ab.
Prompt
erschien ihr das Bild von dem muskulös gebauten Mann in einem hellen Gewand
wieder. Erst jetzt fiel ihr wieder die dumpfe Stimme ein, die wie durch einen
Tunnel zu ihr hallte, kurz bevor sie das Bewusstsein verlor.
„Du
bist in Sicherheit, mein Kind!“ , flüsterte sie leise
parallel zur Stimme in ihrem Gedächtnis.
Athene
erhob sich wieder und lief zu dem goldenen Tablett. Mit einem watteähnlichem
Tuch und der Wasserschüssel kam sie zurück, griff vorsichtig nach Serenas
linker Hand und zog sie zu sich. Diese schien geistig völlig abwesend zu sein.
Ihr wollten die Worte dieses Mannes, den sie für Hades hielt, nicht mehr aus
dem Kopf, doch als ihr Arm anfing zu brennen, wurde sie schnell in die Realität
zurückgeholt und prompt zog sie ihn reflexartig an sich. Athene war jedoch
stärker und konnte ihn schnell wieder in ihre Gewalt bringen.
„Das
hört gleich wieder auf!“, beruhigte die Göttin sie und wickelte ein dünnes
Leinentuch um ihren Arm. Ein länglicher tiefer Kratzer zog sich über die
gesamte Hautfläche ihres Unterarmes. Serena hatte ihn nicht einmal bemerkt. Umso
verwunderter war sie nun, da sie ihn zu Gesicht bekam und den Schmerz
realisierte. Wahrscheinlich am Glas geschnitten als sie durch die Decke des
Tempels brach, dachte sie sich.
Athene
richtete den Verband und zog ihn schließlich fest. Ihre Hand auf Serenas
ruhend, sah sie dann wieder in ihr leeres Gesicht.
„Der
Mann von dem du sprichst ist Zeus. Er kam dir immer dann zur Hilfe, wenn deine
Situation aussichtslos schien. Er hat dich gerettet und er war es, der dich hierher
gebracht hat!“, fuhr die Göttin fort.
Serena
sah erneut fragend zu ihr auf. Mit dem Namen des Mannes auf ihren
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