Das Siegel des Olymps (Im Bann des Schicksals) (German Edition)
sie sich
von der Balustrade weg und sah beschämt zu Boden, als sie die Stimme ihrer
Schwester vernahm.
„Tut
mir leid Herrin Athene, ich …“
„Ist
schon in Ordnung, es ist niemand da, der uns sehen könnte“, kam sie
freudenstrahlend auf sie zu und schloss sie in ihre Arme.
„Na
los, komm mit, da möchte dich unbedingt jemand kennenlernen …“
Serena
wusste nicht so wirklich, ob sie sich darüber freuen sollte, dennoch setzte sie
sich ein gespieltes Grinsen auf und kam mit, jedoch nicht, ohne ihre Blicke ein
letztes Mal nach unten zu richten. Ein Anblick, der ihr eine Gänsehaut über den
Rücken jagte.
Vier
glühend rote Augenpaare hatten sie ins Visier genommen. Es war ein beklemmendes
Gefühl, das Serena für einen kurzen Moment in Panik versetzte. Die Augen dieser
majestätischen Rösser waren groß und wirkten starr. Wie Statuen, die von Feuer
umgeben waren, regten sie sich noch immer kein bisschen. Nur ihre Köpfe hatten
sich in der Zeit, in der sie von Athene abgelenkt wurde, auf sie gerichtet. Und
obwohl die Entfernung zu ihnen groß war, war sie sich ziemlich sicher, dass die
vier sie mit ihren finsteren Augen anstarrten.
Sie
atmete noch einmal tief durch und wandte sich dann Athene zu, als habe sie vor,
so schnell wie möglich von den Feuerpferden wegzukommen.
Wissend,
dass die Blicke der vier noch immer auf ihr ruhten, eilte sie ihrer
Halbschwester nach und versuchte die durchdringenden Augen zu vergessen, jedoch
gelang es ihr nur, sie zeitweilig zu verdrängen.
An
den großen goldenen Flügeltüren des Festsaales angekommen, atmete sie noch
einmal tief ein, ehe Athene vor ihr eintrat, doch noch bevor sie im Raum war,
wurde sie vom Sonnenlicht, das durch die riesigen Fenster eintrat, geblendet
und für wenige Augenblicke aus der Fassung gebracht.
Als
sich der Blick dann endlich wieder geklärt hatte, erhielt sie auch Einblick in
den königlichen Raum. Riesige Marmorsäulen, die bis weit nach oben zur hellen
Decke ragten, ließen den Raum noch prachtvoller erscheinen, als er auch so
schon war. Die großen offenen Fenster, die sich über zwei Seiten der dicken
Marmorwände erstreckten, erhellten den Raum und verliehen ihm einen edlen Glanz
durch schimmerndes Gold an Türen, Fenstern und Säulen. Selbst der Boden schien
wie poliert und reflektierte das gleisende Sonnenlicht zur cremefarbenen Decke
hinauf.
Wahrhaftig
ein Ort für Götter , dachte sie sich und schaute sich weiter
um.
Die
Decke schmückte neben einer großen Glaskuppel, durch die sie den strahlendblauen
Himmel sah, ein riesiges Deckengemälde der olympischen Götter bei einem Fest.
Alle zwölf waren sie darauf zu sehen, doch nur einige Gesichter konnte sie
zuordnen. Zeus stach ihr mit seinem langen weißen Bart sofort ins Auge. Die
Frau direkt daneben war dank ihres eisigen Blickes deutlich als Hera zu
identifizieren. Auch Athene und Hermes, die sichtlich Spaß zu haben schienen,
erkannte sie sofort, doch die anderen waren für sie lediglich gemalte Gesichter
auf einer Decke, deren sie noch kein Leben einhauchen konnte.
In
der Mitte des Raumes erstreckte sich eine große reichlich gedeckte Tafel, die
Serena das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Jedoch merkte sie schnell, dass
außer ihnen niemand sonst zugegen war - Wo war der Besuch?
Fragend
sah sie ihre Schwester an, die einfach nur ein breites Grinsen aufsetzte.
„Na
los, bedien dich. Du hast in den letzten Tagen kaum etwas zu dir genommen.“
Als
hätte sie Poseidon völlig vergessen, lief Serena auf die Tafel zu und
betrachtete das darauf Befindliche. Im Vergleich zu dem, was sie unten in Athen
immer gegessen hatte, erschien selbst der Braten für sich alleine wie ein Festmahl,
doch es war kein Vergleich zu dem, was sie hier vorfand. Für viele Speisen
fielen ihr nicht einmal Namen ein.
Gierig
stopfte sie sich mit Brot, Fleisch und Obst voll, ohne darauf zu achten, in
welcher Menge und Reihenfolge sie dies tat. Manieren kannte sie dabei nicht.
Die Bücher hatten sie so sehr in ihren Bann gezogen, dass Essen für Serena
nebensächlich wurde und auch ihr Körper litt mehr als sonst unter der strickten
Diät. Umso schneller machte sich nun jeder Bissen bemerkbar und sie erlag ihrem
zusammengeschrumpften Magen.
Als
sie die Türen jedoch erneut aufschlagen hörte, hielt sie inne und würgte das
letzte bisschen Essen im Mund unter Tränen in den Augen herunter.
Durch
die großen Türen des Festsaales kam ein Mann mittleren Alters mit braunem
kurzem Haar. Sein
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