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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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hat. Oder soll ich gar das böse Wort Erpressung verwenden? Ich muss nachdenken. Was könnte es zwischen Euch und dem Weinsberger für ein Geheimnis geben, das, in falschen Händen, einen Trumpf – oder soll ich sagen ein Edelfräulein wert wäre?«
    Das Antlitz des Vaters wechselt von rot zu blass. »Hinaus«, sagt er leise. Seine Stimme zittert. »Verlasst meinen Saal, und wagt nicht noch einmal, solche Worte auszusprechen.«
    Zu Julianas Verwunderung wendet sich Wilhelm von Kochendorf ab und geht hinaus. In der Tür dreht er sich noch einmal um, und es kommt ihr so vor, als wäre er mit sich sehr zufrieden. Auch der Waffenknecht verlässt den Saal.
    Lange sitzen sie schweigend nebeneinander. Sie kann den Zorn des Vaters spüren. Seine Hände schließen sich immer wieder zu Fäusten, bis die Finger knacken. Endlich wagt Juliana, ihn anzusehen.
    »Vater, wovon hat der Kochendorfer gesprochen? Ich bin verwirrt.« Sie schüttelt den Kopf, als müsse sie ihre Gedanken klären. »Ein Trumpf, den Ihr gegen den Weinsberger einsetzen könnt? Was hat er gemeint, als er von Erpressung sprach?«
    »Das ist nicht deine Sache«, antwortet der Vater abweisend. »Du solltest das vergessen.« Er bemüht sich um ein Lächeln und einen leichten Ton. »Er ist vom Wein berauscht und spricht nur noch wirres Zeug. Hätte er es gewagt, sich dir auf diese Weise zu nähern, wäre er noch Herr seiner Sinne? Seine Worte waren Unsinn, nichts als hohler Unsinn.«
    Juliana schweigt, obwohl sie nicht überzeugt ist. Was sie im Hof gehört hat, sagt ihr, dass der Kochendorfer sehr wohl
wusste, wovon er sprach. Aber um was für ein Geheimnis handelt es sich? Und wie hat Wilhelm davon erfahren?
    »Geh zu deiner Mutter, und frage sie, ob du etwas für sie tun kannst.«
    Widerwillig lässt Juliana den Vater zurück. Sie will die Wahrheit wissen. Ihr ist allerdings klar, dass sie diese im Augenblick nicht aus dem Ritter herausbekommen kann. Ihr bleibt also nichts anderes übrig, als die brave Tochter zu spielen, Augen und Ohren offen zu halten und auf eine günstige Gelegenheit zu warten.

    »Johannes ist nicht in seinem Bett«, ruft sie der Mutter schon von der Tür her entgegen. Atemlos durchquert das Mädchen den Saal. »Ich habe die ganze Kemenate durchsucht. Dort ist er nicht!«
    Eine Weile hat sich Juliana mit den Damen aus Weinsberg und Kochendorf unterhalten, doch sie war nicht böse, als die Mutter sie hinaufschickte, um nach Johannes zu sehen. Seit das Fieber gesunken ist, schläft er zwar meist die ganze Nacht durch, doch nun, da die alte Kinderfrau mit am Tisch sitzt, findet die Mutter keine Ruhe und verlangt nach beruhigender Nachricht. Diese kann die Tochter ihr allerdings nicht bringen. Die Edelfrau sieht zu Gerda hinüber, deren runzelige Haut alle Farbe verliert. Sie stößt einen Schrei aus.
    »Wir müssen ihn suchen«, ruft die Mutter und springt auf. Die Verzweiflung in ihrer Stimme schneidet Juliana ins Herz. Stumm beginnt sie zu beten, während sie hinauf in ihre Kammer läuft, um zu sehen, ob der Bruder es sich vielleicht in ihrem Bett bequem gemacht hat.
    Dekan von Hauenstein nimmt das Kommando in die Hand, da weder die Edelfrau noch der Ritter dazu in der Lage scheinen. Er schickt die Knechte nach Fackeln und verteilt Gäste und Bewohner auf die verschiedenen Bereiche der Burg. Nur
die Kinderfrau ist nicht in der Lage, sich an der Suche zu beteiligen. Sie weint von hysterischen Krämpfen geschüttelt, so dass Juliana die Hilfe einer Magd in Anspruch nehmen muss, um die alte Frau in die Kemenate zurückzubringen.
    »Ich hätte bei ihm bleiben müssen«, schluchzt sie. »Ich hätte das Angebot der Herrin ablehnen müssen. Oh, Herr im Himmel, beschütze meinen kleinen Johannes und lass ihn uns schnell finden.«
    Stumm fällt Juliana in das Gebet ein. Ihr steckt der Schreck vom vergangenen Sommer noch deutlich in den Gliedern. Wie knapp Johannes damals davongekommen war. Wie nah war sie daran gewesen, aus Eitelkeit und Vergnügungssucht den Tod des eigenen Bruders auf ihr Gewissen zu laden! Noch immer wird es ihr kalt in der Brust, wenn sie nur daran denkt. Wie gnadenlos kann das Schicksal ein wenig Unvernunft nutzen, um einen für immer in der eigenen Hölle schmoren zu lassen!
    Diese Mal ist sein Verschwinden nicht meine Schuld, denkt sie erleichtert, verbannt den Gedanken jedoch sogleich wieder. Sie muss sich jetzt um Johannes kümmern, ihn finden und ihn retten!
    Juliana lässt die Magd bei Gerda und eilt hinunter in den

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