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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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In groben Zügen war eine Gestalt im Priestergewand darauf gemalt. Sollte das der heilige Martin sein? Dann war dies das Wirtshaus, in dem sich die anderen treffen wollten. Vielleicht waren sie noch da, dann könnte Juliana mit ihnen zusammen zum Kloster Las Huelgas Reales gehen. Sicher würde die Dunkelheit sie unterwegs einholen, und es war nie ratsam, nachts allein unterwegs zu sein. Juliana schob die Tür auf und trat in einen engen Flur, in dem die Luft von Schweiß, Bier und heißem Öl erfüllt war. Drei Türen gingen von ihm ab. Dem Lärm nach zu urteilen führte die mittlere in den Schankraum. Die rechte war geschlossen, die linke nur angelehnt. Ein Lichtstreifen fiel auf den schmutzigen Flurboden. Juliana griff gerade nach dem
Knauf, um die Tür zur Gaststube zu öffnen, als durch den Türspalt zur Linken Ritter Raymonds Stimme erklang. Sie waren noch hier! Erleichterung durchströmte das Mädchen.
    »Ich bin das Versteckspiel leid!«, polterte er. Juliana trat näher an den Spalt heran.
    »Was soll das? Wir laufen uns hier die Füße wund und hören überall nur, dass keiner das Mädchen gesehen hat. Sie kann einen Tag hinter uns sein, und wir würden es nicht bemerken!«
    Eine andere Stimme antwortete, doch sie sprach so leise, dass Juliana sie weder erkennen noch die Worte verstehen konnte. Der Lärm, der durch die Tür zur Schankstube drang, verschluckte die Stimme des Zweiten.
    »Ja, ich weiß, dass die anderen hinter uns sind, aber wie viel einfacher und bequemer wäre es, sich ein Pferd zu nehmen und die Strecke abzureiten.«
    Wieder folgte eine Pause.
    »Unauffällig, pah, so ein Unsinn. Was soll das bringen? Sie soll kein Misstrauen fühlen und nicht gewarnt werden? Ja, und wenn schon, was kann ihr das nutzen? Sie ist nur ein Mädchen!«
    Juliana spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten und ein kalter Schauder über ihren Rücken rann. Was ging dort vor sich? Worüber sprachen die Männer? Es hörte sich jedenfalls nicht so an, als habe eine besorgte Mutter ihr den Ritter hinterhergeschickt, um auf sie Acht zu geben oder sie zurückzubringen.
    »Sie soll keine Gelegenheit haben, den Umschlag zu vernichten oder ihn weiterzugeben«, erklang wieder Raymond de Crests Stimme. »Ich glaube nicht, dass sie ihn bei sich hat. Was weiß ich, warum sie ihm nachreist. Wer kann schon in den Kopf eines Weibes sehen. Ich sage: Ihn müssen wir in die Hände bekommen. Ich sage Euch, er ist ein elender Dieb, der sich mit fremdem Eigentum aus dem Staub gemacht hat!«
    Juliana presste das Ohr an den Spalt, vernahm aber dennoch von dem zweiten Mann nur ein Murmeln. Ritter Raymond pfiff durch die Zähne.
    »Er hat den Umschlag in ihren Händen gesehen, kurz bevor sie verschwand? Das ist natürlich etwas anderes. Aber ist er sich sicher, dass er der ist, den wir suchen?« Eine Pause trat ein. Julianas Verwirrung nahm zu. Worüber sprachen die Männer? Suchten sie doch nach jemand anderem? Aber wie konnte das sein? Gab es noch mehr blonde Fräulein aus dem Neckartal, die nach Santiago wanderten? Das war unwahrscheinlich.
    »Ich denke, sie hat ihn nicht geöffnet. Wenn sie wüsste, dass die Zeit zu handeln fast abgelaufen ist, dann würde sie nicht völlig ungerührt durch Kastilien ziehen. Dann hätte sie gleich daheim bleiben und ihn ins Feuer werfen können. Nur, warum ist sie überhaupt aufgebrochen, wenn sie von seinem Inhalt nichts weiß?« Beide schwiegen. Juliana trat von einem Fuß auf den anderen. Sie drückte sich noch näher an die Tür, es gelang ihr jedoch nicht, einen Blick in die dahinterliegende Kammer zu werfen. Sie wollte zu gern wissen, wer der zweite Mann war. Kannte sie ihn? War er einer ihrer Begleiter?
    »Nein, das ist mir ganz gleich, ich habe genug. Macht was Ihr wollt, aber ich werde von dieser Stunde an meinen eigenen Plan verfolgen. Als Erstes reite ich nach Olmillos de Sasamón und werde mich unauffällig umhören. Und ich prophezeie Euch, dass ich mir die Belohnung verdiene!« Seine Schritte dröhnten über den Boden. Mit einem Sprung wich das Mädchen zurück, riss die gegenüberliegende Tür auf und drückte sich in eine dunkle Kammer. Die Schritte polterten durch den Flur, die Haustür knarrte und schlug zu. Juliana wollte eben ihre Zuflucht verlassen, da kamen einige Leute aus dem Schankraum. Ein Stimmengewirr passierte den Gang. Noch einmal schlug die Haustür. Vorsichtig öffnete Juliana einen Spalt und lugte hinaus. Der Gang war verlassen. Mit zwei Schritten war sie auf der

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