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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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anderen Seite und schob die Tür auf. Die Kammer war leer. Sie sah sich suchend um, konnte aber nichts entdecken, was ihr einen Hinweis auf den anderen Mann gegeben hätte. Warum nur war sie davongelaufen? Sie hätte so tun können, als wäre sie gerade erst gekommen. Der Gedanke an Ritter
Raymonds kalte blaue Augen ließ sie allerdings erschaudern. Es wäre sicher nicht angenehm, von ihm beim Lauschen erwischt zu werden! Grübelnd verließ sie das Zimmer und stieß auf dem Gang gegen Bruder Rupert. Er schob finster die Augenbrauen zusammen.
    »Was um alles in der Welt tust du hier? Ich dachte, du seist mit André nach Las Huelgas gegangen?«
    »Ich, ich war noch in der Kathedrale – zum Beten«, stotterte sie. Ihr Herz raste plötzlich, und ihr Atem ging so schnell, als wäre sie gerannt.
    Seine Augenbrauen wanderten noch ein Stück höher. »So? Und was machst du hier?«
    »Ich dachte, es wäre besser, den Weg zum Kloster gemeinsam zu gehen.«
    Er nickte nur, warf ihr aber noch einen prüfenden Blick zu. Bruder Rupert stieß die Tür zum Schankraum auf. Er war niedrig, Rauchschwaden waberten durch die Luft. Pater Bertran, der allein in einer Ecke stand, kam auf sie zu.
    »Da seid Ihr ja endlich! Die Tore werden bald geschlossen. Der Wirt hat es gerade verkündet.« Er ließ seinen Blick über Juliana schweifen und dann zu der offenen Tür.
    »Ich glaube nicht, dass Ritter Raymond kommt«, platzte das Mädchen heraus.
    »Was?«, rief der hagere Pater, während Bruder Rupert sie nur durchdringend anstarrte. Sie fühlte sich, als sei sie nackt, ja, als könne er bis in ihren Geist sehen und dort wie in einem Buch lesen.
    »Nun, dann gehen wir eben«, schimpfte Pater Bertran. »Ich will seinetwegen nicht mein Lager im königlichen Spital aufgeben.«
    Bruder Rupert nickte, und so verließen sie die Stadt und wanderten auf den letzten Streifen Licht zu, der sich purpur eingefärbt hatte.

    Sie hatten den Fluss überquert und gingen nun im Licht des aufgehenden Mondes auf das Kloster zu. Jeder Schritt auf das Gebäude zu offenbarte ihnen deutlicher, welch beeindruckende Anlage Las Huelgas war. Vermutlich hätte Ehrenberg mit Palas, Bergfried und all seinen Mauern mehrmals in die Umfassungsmauer des Klosters gepasst. Türme und ineinander verschachtelte Giebel zeichneten sich gegen den Nachthimmel ab.
    »Wie gewaltig!«, hauchte Juliana.
    Pater Bertran nickte. »Ja, es steht einem Königspalast in nichts nach. Nun, früher war es ja einmal ein Schloss der königlichen Erholung, bis Alfons der VIII. es den Zisterzienserinnen schenkte, die es ihren Bedürfnissen nach umbauten: die prächtige Kirche, die weitläufigen Gebäude, die sich um zwei Kreuzgänge scharen, und dann die Gärten, in denen die adeligen Schwestern Stunden der Muße verbringen. Natürlich habe ich sie nicht selbst gesehen, doch sie sollen ein Abbild des Paradieses sein«, schwärmte der asketische Mönch, und Juliana konnte trotz der Dunkelheit seine Augen glänzen sehen. Sie ließen das Kloster links liegen und schritten auf geradem Weg durch gepflegte Ländereien. Bald schon ragte das königliche Hospital vor ihnen auf, dessen Eingang von Fackeln hell erleuchtet wurde. Ein Servient begrüßte sie am Tor und begleitete sie über den Hof zum Haupthaus. Hier überließ er sie der Fürsorge einer Laienschwester. Ihr strenger Habit war sauber, das Schleiertuch ließ nicht eine Haarsträhne sehen. Sie führte die Pilger am großen Krankensaal und ein paar kleineren Räumen vorbei eine Treppe hinauf. Oben kam ihnen eine Dame im Ordenskleid der Zisterzienserinnen entgegen. Die Laienschwester legte die Hände übereinander und verbeugte sich tief. »Schwester Beatris«, sagte sie voller Ehrerbietung und drückte sich an die Wand, um die Nonne passieren zu lassen.
    Diese war groß und schlank und hielt sich sehr gerade. Eine Edelfrau, die zu herrschen gewohnt war. Aus dem weißen Gesicht ragte eine scharf geschnittene Nase hervor. Ihre dunklen
Augen strichen über die Schwester und die Pilger, die hinter ihr die Treppe heraufkamen.
    »Sie können im hinteren Zimmer schlafen, gegenüber müssen die Binsen erneuert werden! Das Mahl unten ist bereits abgeräumt. Lass den Männern etwas in ihr Zimmer bringen!«
    Die Laienschwester verneigte sich noch einmal. »Jawohl, Schwester Beatris.«
    Juliana war sich sicher, dass ihr Ordensgewand und der Schleier aus Seide waren, so schimmernd weich, wie sie an ihr herabfielen. Um den Hals trug sie eine schwere Goldkette, an

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