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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Ehrenberger mit belegter Stimme, »aber…«
    »Was aber?«, fällt der Besucher ihm scharf ins Wort. Wolf lauscht so gespannt, dass er Hunger, Durst und sogar die schmerzende Rückseite vergisst.
    »Es lief nicht so, wie Ihr das gedacht habt. Er hat sich ergeben!«
    »Und?«
    »Er hat sein Schwert niedergelegt und sich meiner Gnade ausgeliefert!«
    »Feigling!«, zischt der Fremde.
    »Ich kann einen Gegner im Kampf töten, aber keinen Mann, der sich mir ergibt, abschlachten! Für was haltet Ihr mich? Für einen ehrlosen Mörder?«
    Statt einer Antwort zieht der Besucher scharf die Luft ein. »Was wollt Ihr mir damit sagen? Ihr habt ihn doch nicht etwa gehen lassen?«
    »Nein, das konnte ich nicht. Er hat mich erkannt. Was glaubt
Ihr, würde seine Familie machen!« Der Ehrenberger schnaubt durch die Nase.
    »Was habt Ihr dann mit ihm angestellt?«, fragt der Fremde. Wolf kommt es vor, als vernehme er zum ersten Mal Unsicherheit hinter der arroganten Fassade des Besuchers.
    »Nichts. Er ist hier vor der Tür, auf mein Pferd gefesselt und geknebelt.«
    Der fremde Ritter stöhnt. »Sagt mir, dass das nicht wahr ist. Und nun? Was habt Ihr nun mit ihm vor?«
    »Ich?«, ruft der Hausherr. »Ich habe gar nichts vor. Ihr könnt ihn mitnehmen und mit ihm machen, was Euch beliebt. Mich geht das Ganze nichts mehr an.«
    »Da irrt Ihr Euch, Kraft von Ehrenberg«, zischt der andere. »Ihr habt Euch die Suppe eingebrockt, und Ihr löffelt sie wieder aus. Ich werde nun nach Hause reiten. Ich weiß von nichts, und ich war niemals hier. Macht mit dem Gefangenen, was Ihr wollt.« Wolf hört die Stalltür quietschen.
    »Bleibt hier, Ihr habt das so gewollt, nun bringt es zu Ende!«, ruft der Hausherr.
    »Ich kann mich an nichts erinnern. Ihr habt dem Ritter aufgelauert und ihn auf Eure Burg geschleppt. Ich kann Euch nur zu Eurem Besten raten, ihn nicht wieder auf freien Fuß zu setzen. Das würde Euch und Eure Familie zu Grunde richten. Anderseits, wenn Ihr es sauber zu Ende bringt, könnte ich mit meinem Sohn sprechen und sein Augenmerk auf ein bestimmtes junges Fräulein lenken. Werft ihn in Euer Turmverlies und lasst den Schlüssel verschwinden, wenn Ihr ihm Euer Schwert nicht ins Herz stoßen wollt!«
    Kraft von Ehrenberg atmet schwer. »Das kann ich nicht, auch das wäre Mord.«
    Der Fremde stößt einen wütenden Laut aus. »Dann geht wenigstens voran und sorgt dafür, dass Eure Wächter uns nicht in die Quere kommen! Und wagt es nicht, dieses Verlies jemals wieder zu öffnen. Ich schwöre Euch, ich würde dafür sorgen, dass Eure Familie für immer entehrt wird!«
    Die Stalltür schlägt zu, Schritte entfernen sich. Wolf hört die Stute draußen wiehern. Dann ist es still. Er beißt die Zähne zusammen und stemmt sich schwerfällig hoch. Er muss sich eine ganze Weile an einen Pfosten klammern, ehe das Kribbeln in den Beinen nachlässt und sie wieder bereit sind, ihn zu tragen. Den Kopf voll schwirrender Gedanken schlurft er auf die Stallt ür zu. Er kann es nicht fassen. Wollen die Männer den Gefangenen wirklich ins Turmverlies werfen, um ihn dort zu vergessen? Wolf legt das Ohr an die Tür. Draußen ist es still. Vorsichtig schiebt er sie auf und lugt hinaus. Im Zwinger ist niemand zu sehen. Kann er es wagen, zur Burg hinaufzugehen und sich in der Küche etwas zu essen zu holen?
    Mühsam schleppt er sich den schneckenförmig gewundenen Pfad hinauf. Er hat die Engstellle zwischen Bergfried und Mauer noch nicht erreicht, als ein Ausruf des Entsetzens ihn erstarren lässt. Nur widerstrebend wandert sein Blick zu dem hölzernen Steg hinauf, bis er die beiden Ritter sieht, ihre Gesichter und die menschliche Last in ihren Armen vom Mondlicht beschienen.
    »Bleib stehen! Rühr dich nicht vom Fleck!«
    Dieser Befehl bringt Leben in Wolfs schmerzende Beine. Nur für einen Moment kann er hoffen, sein Herr würde ihn in der Dunkelheit von dort oben aus nicht erkennen.
    »Wolf, hast du gelauscht? Bleib stehen! Ich bringe dich um!«
    Nein, er hat nicht vor, sich erwischen zu lassen. Wolf rennt zum Zwinger zurück, durch das offene Tor hinaus und verschwindet in der Nacht, ehe die Männer ihre Last im Turm abgelegt haben und die Verfolgung aufnehmen können.



39
Ponferrada
     
    U nd dann hast du dich auf den Weg nach Santiago gemacht?«, sagte Juliana, als sie die Stille nicht mehr ertragen konnte, die nach dem Ende von Wolfs Erzählung eingetreten war. Der Freund nickte.
    »Nicht sogleich. Ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte. Ich

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