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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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noch weiter? Ich will dich nicht abweisen, aber du siehst mir jung und kräftig aus. Sicher schaffst du es noch bis zum Kloster San Agustín in Larresoyna. Die Augustinerherren haben mehr Platz zu bieten, und ich denke, auch das Essen kann dort reichlicher ausgegeben werden.« Sie seufzte. »In unserem Haus müssen sich heute alle mit wässriger Zwiebelsuppe und Gerstenbrei begnügen.«
    Juliana dankte für den Rat. »Wie heißt der Weiler hier?«, fragte sie, um bei einem unverfänglichen Thema zu bleiben.
    Die Laienschwester setzte sich neben sie ins Gras. »Wir nennen ihn Çuviri 7 , das heißt Brückendorf, denn erst als hier die feste Brücke über den Río Arga gebaut wurde, begann auch das Dorf zu entstehen.«
    Juliana betrachtete die beiden Steinbogen mit dem massiven Pfeiler, um den das grünliche Wasser aufschäumte.
    »Es ist eine ganz besondere Brücke«, fuhr die Schwester fort. »Dort im Pfeiler vermauert ist eine Reliquie von Santa Quiteria. Das war eine Märtyrerin aus Galicien, die für ihren Glauben als Jungfrau in den Tod ging.«
    »Und was bewirkt die Reliquie im Brückenpfeiler?«
    »Sie bewahrt Tiere davor, toll zu werden. Wir führen alle unsere Ziegen, Schafe und Kühe darüber und natürlich die Hunde.«
    »Das funktioniert? Keines der Tiere wird krank?«, wunderte sich Juliana.
    »Nein, nicht immer«, gab die Schwester freimütig zu. »Es
gibt Jahre, in denen unser Vieh verschont bleibt, dann aber wieder trifft es auch unser Dorf. Meist ruft der Cura Pater Sebastian dann sofort zu einer Prozession auf. – Dennoch steht fest, dass die Tollheit hier bei uns weniger um sich greift als anderorts!« , bekräftigte Sancha ihre Aussage. »Auch wenn alle sagen, früher hätte Santa Quiteria besser geholfen.« Beide schwiegen.
    »Vielleicht liegt es an den vielen Franken«, sagte sie nach einer Weile. »Sie sind anders als wir und haben keinen so tiefen Glauben. Und es werden immer mehr.« Sie seufzte. »Kein Wunder, nachdem unsere verehrte Königin Johanna einen Franzosen genommen hat! Nun ist sie tot, und mit ihrem Sohn Ludwig sitzt ein halber Franzose auf dem Thron.«
    Juliana betrachtete die Frau neben sich mit den breiten, herben Gesichtszügen, der dunklen Haut und dem schwarzen Haar, das unter ihrem Schleiertuch hervorlugte. »Woher stammt Ihr, Sancha?«
    »Ein Teil meiner Familie ist baskisch und kommt von der Küste, der andere hier aus Navarra.«
    Man hatte Juliana auf ihrem Weg durch das Languedoc und die Gascogne viele Geschichten über die Navarresen erzählt und sie vor ihnen und vor den Basken gewarnt.
    »Sie sind barbarische Völker«, hatte ein Tuchhändler aus Lyon berichtet, mit dem die Pilgergruppe auf einen Becher Wein zusammengesessen hatte. »Die Sprache der Basken ist der unseren völlig fremd. Sie tragen schwarze Kleider, die so kurz sind, dass sie kaum die Knie bedecken, und Schuhe aus ungegerbtem Leder, von dem sie nicht einmal die Haare entfernt haben. Gegen die Kälte, die in den Bergen auch im Sommer herrscht, hüllen sie sich in schwarze Wollmäntel. Ihre Kleider sind von schlechter Qualität und ihr Essen ebenfalls.«
    »Ich kann daran nichts Schlimmes finden«, murmelte Juliana und erhielt dafür einen strafenden Blick des Tuchhändlers.
    »Nur Geduld, mein junger Bursche, ich werde zu den wüsten Dingen schon noch kommen. Am Ende werden dir die Haare vor Entsetzen zu Berge stehen, und du wirst dir wünschen,
nicht durch dieses Land reisen zu müssen. Die Navarresen sind voller Bosheit, schurkisch und falsch. Wenn sie sich zum Mahl setzen, dann essen die Herren mit den Knechten alle aus einem Topf. Sie schlingen ihren Fraß mit den Händen hinunter, statt, wie es Menschen würdig ist, einen Löffel zu benutzen. Man glaubt, Schweine oder Hunde vor sich zu haben.« Einige der Pilger lachten, andere sahen sich voller Unbehagen an.
    »Wartet, das ist noch nicht alles.« Der Händler ließ sich seinen Becher noch einmal füllen und trank ihn zur Hälfte leer, ehe er fortfuhr. »Sie sind die Feinde der Franzosen. Hütet euch! Für eine Münze tötet jeder Navarrese einen Franzosen, wenn er kann. An den Flüssen fordern sie einen unverschämten Preis von allen Pilgern, ehe sie sie übersetzen, und von den Franzosen stets noch eine Münze dazu, obwohl jeder weiß, dass man den Pilgern nicht in die Tasche greifen soll. Auch sind die Preise in den Wirtshäusern hoch, dafür dass sie einem dann einen altersschwachen Hammel als süßes Lämmlein auf den Teller legen.«
    »Mir

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