Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
hinterließ einen großen, blaugrünen Abdruck. Voller Panik sprang er hinter dem Zauberstab her, erwischte aber nur das Ende einer langen, bunten Feder, die in einer Vase neben dem Schreibtisch stand, und riss im Stolpern die Feder samt der Vase mit sich. Im Fallen versuchte er zwar noch, die Vase mit dem Fuß aufzufangen, versetzte ihr dabei aber einen so kräftigen Tritt, dass sie in die entgegengesetzte Richtung davonflog und krachend auf dem Boden zerschellte. Währenddessen stieß Adrian mit dem Rücken an einen Ständer, auf dem eine Porzellanbüste irgendeines Mannes, der gewisse Ähnlichkeit mit Magnus hatte, stand. Der Ständer geriet ins Wanken - und ebenso die Büste. Voller Entsetzen beobachte Adrian, wie sie immer mehr wackelte und schließlich von dem Ständer herunterfiel - natürlich auf der anderen Seite, sodass Adrian keine Chance hatte, sie aufzufangen.
Der Zauberstab wirbelte immer noch unkontrolliert durch das Zimmer und verteilte bunte Farbkleckse auf allen Gegenständen. Nur Magnus, der scheinbar teilnahmslos, aber sichtlich amüsiert in einer Ecke stand, wurde weder von den Blitzen noch von den Farbklecksen getroffen. Wie von einem unsichtbaren Schirm geschützt, prallten diese von ihm ab. Aber davon merkte Adrian momentan gar nichts. Bei dem Versuch, die Büste doch noch zu retten, stieß er den Ständer beiseite, der in Richtung des Bücherregals umkippte. Trotzdem war Adrian einen winzigen Moment zu spät, sodass das ernst schauende Gesicht der Büste mit lautem Krach auf den Boden schmetterte und in Hunderte kleine Scherben zersprang. Gleichzeitig traf die obere Kante des Ständers das zweite Regalbrett, was durch den harten Schlag zu schwingen begann. Die Bücher hüpften auf und nieder, als wollten sie einen Tanz ausführen, beruhigten sich aber schnell wieder.
Für einen Moment herrschte völlige Ruhe und Adrian begann gerade wieder, Luft zu holen, da begann das letzte große, frei stehende Buch zu kippen. Wie in Zeitlupe fiel es um, traf dabei eine gläserne Schale, die daneben im Regal stand, genau auf die Kante. Dadurch schnippte diese in die Höhe, prallte am darüber liegenden Brett wieder ab und flog im hohen Bogen durch die Luft. Hilflos am Boden liegend und mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen, verfolgte Adrian die Flugbahn der Schale, bis sie zersplitternd auf dem Boden landete.
Dann war endlich Ruhe und auch der alte Zauberstab lag bewegungslos am Boden als ob nichts geschehen wäre. Adrian wagte weder zu atmen noch sich umzuschauen. Und schon gar nicht konnte er in die Richtung seines Lehrers schauen, dessen Arbeitszimmer er gerade verwüstet hatte. Tränen standen ihm in den Augen und er fühlte sich wie ein absoluter Versager. Ganz sicher würde Magnus ihn nicht mehr weiter belehren wollen. Und er könnte es ihm auch gar nicht verübeln. Die Sekunden zogen sich zu Ewigkeiten. Mit gesenktem Kopf und noch immer am Boden liegend erwartete er, dass Magnus ihn endlich ausschimpfen oder sogar hinauswerfen würde. Aber nichts geschah. Gar nichts. Ganz langsam hob er seinen Kopf und versuchte in die Richtung zu schauen, wo er den alten Zauberer vermutete.
»Das war doch für das erste Mal ganz ordentlich ...«, sagte Magnus lachend, »Noch etwas Übung und dann wird das schon.«
Jetzt fühlte Adrian sich erst recht mies. »A...aber ... aber ich ... aber ...«, mehr brachte er im ersten Anlauf nicht hervor, »A...aber ich habe doch alles kaputtgemacht.«
»Hast du gedacht, dass du auf Anhieb mit einem so mächtigen Werkzeug wie einem Zauberstab umgehen kannst?«, fragte Magnus, noch immer schmunzelnd und mit einer kleinen Bewegung seines Zauberstabes fing das Zimmer an, sich von selbst wiederherzustellen. Die Scherben fügten sich wieder zusammen, die unzähligen bunten Flecken verblassten zusehends und alle Gegenstände rückten an die Stelle zurück, wo sie vorher gestanden hatten.
Nach vielen weiteren Lektionen, mehrmaligem Studium der ersten Kapitel in dem Zauberbuch, vielen Tipps des alten Meisters und erneuten Verwüstungen des Studierzimmers, gelang es nach und nach Adrian zumindest etwas, seinen wild geworden Zauberstab zu kontrollieren, sodass er keinen Schaden mehr anrichtete. Völlig erschöpft und ausgebrannt fiel er am Abend nach dem Essen in sein Bett und in tiefen Schlaf. Die Übungsstunden in den folgenden Tagen wurden nur durch Essen und Schlafen unterbrochen. Adrians Eifer kannte keine Grenzen, sodass Magnus beginnen musste, ihn hin und wieder etwas zu
Weitere Kostenlose Bücher