Das Siegel von Arlon [Adrian Pallmer, Band 1] (Adrian Pallmers magische Abenteuer) (German Edition)
einem großen Vorhängeschloss verschlossen war. Das Schloss war im Gegensatz zu der Kette völlig blank, sodass sich der Himmel darin spiegelte. Eigenartig war auch, dass es offensichtlich kein Schlüsselloch oder so etwas wie ein Zahlenschloss gab. Es war einfach ein solider, glänzender Metallblock.
Magnus hatte, als sie ankamen, seinen Zauberstab schon gezogen und tippte damit dreimal auf die glatte Stirnseite. Der Metallkörper des Schlosses begann, sich zu verformen, als sei er aus weichem Wachs über einer heißen Flamme. Im nächsten Augenblick war die schwere Kette auch schon freigegeben und fiel rasselnd zu Boden. Mit einem Wink seines Zauberstabes öffnete Magnus die Tür. Im Inneren der kleinen Hütte befanden sich verschiedene sichtbar alte und meistens auch verrostete Werkzeuge wie Hacken, Spaten, große Gabeln, Schaufeln und auch so etwas wie ein mittelalterlicher Pflug.
»Ist dieser Schrott so wertvoll, dass man ihn einschließen muss? Den würde doch keiner freiwillig mitnehmen!«, wunderte sich Adrian etwas spöttisch.
»Du musst lernen, genauer hinzuschauen! Vieles offenbart auf den ersten Blick nicht seinen wahren Inhalt«, sagte Magnus mit ruhiger, aber bestimmter Stimme.
Rechts neben dem alten Pflug stand, von Adrian unbemerkt, ein kleiner Käfig, der mit einem schwarzen Tuch abgedeckt war. Magnus holte ihn heraus und stellte ihn, noch immer abgedeckt, auf den Boden. Irgendetwas Lebendes musste darunter verborgen sein, denn die Decke pulsierte hin und her, als ob es versuchte, aus der Box auszubrechen. Als der alte Zauberer das Tuch wegzog, kam ein Metallkäfig zum Vorschein. Fauchend flogen darin zwei kleine Kreaturen, ungefähr so groß wie Fledermäuse, herum. Ihr Körper und die Art, wie sie flogen, erinnerte sehr an übergroße Libellen, ihr Kopf und die kleinen Gesichter hatten aber fast menschliche Züge. Mit ihren kleinen Händen rüttelten sie an den Gitterstäben und versuchten immer wieder erfolglos, sie auseinanderzubiegen. Neugierig und fasziniert von diesen mysteriösen Wesen, beugte sich Adrian näher über den Käfig.
»Lasszzzzz unszz herauszz, jungesz Pallmesz«, lispelten sie ihn mit ihrer schnarrenden Stimme an. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück und riss dabei Magnus fast um.
»Ganz ruhig, junger Mann, die tun dir nichts. Zumindest, solange sie im Käfig sind...«
»Was, um alles in der Welt, sind das denn für ... Biester?«, fragte Adrian und trat gleich wieder neugierig an den Käfig heran.
»Das sind Liburen, magische Schnüffler. Wenn jemand gefunden werden soll, der sich versteckt hält, sind Liburen äußerst geschickt. Früher, zu Zeiten, wo die Anhänger von G'Marbor herrschten, konnte sich niemand wirklich sicher fühlen, egal wo er untertauchte, da sie über riesige Schwärme von Liburen verfügten. Nur sehr wenige beherrschten genug Magie, um vor ihnen dauerhaft verborgen zu bleiben oder sogar zu entkommen, wenn sie erst einmal aufgespürt wurden. Mit dem Sturz der G'Marborer wurden auch die Liburen ausgerottet, die ihnen stets treu ergeben waren.«
»Und wo kommen dann die hier her?«
»Ich weiß es nicht! Die wenigen Übriggebliebenen stehen unter der Aufsicht des Ordens von Arlon! Aber von dort können sie unmöglich stammen. ... Doch wer sonst könnte noch über Liburen verfügen? ... Nein, das ist auch unmöglich!«, sprach Magnus in Gedanken versunken zu sich selbst.
»Aber ... Aber wieso kennen diese Dinger überhaupt meinen Namen?«
»DAS ist genau die Frage, warum ich dich hierher gebracht habe! Dass sie deinen Namen kennen, ist aber ein sicheres Zeichen dafür, dass sie DICH finden sollen!«
Während er noch sprach, richtete er seinen Zauberstab auf die zwei Liburen und ein greller Lichtblitz durchzuckte die nähere Umgebung. Die beiden kleinen Kreaturen erstarrten augenblicklich und fielen rücklings auf den Boden des Käfigs, wo sie bewegungslos liegen blieben.
»Sind sie jetzt ... tot?«, fragte Adrian erschrocken.
»Nein, ich habe sie nur betäubt. Es scheint so, als ob jemand bestrebt ist, dich zu finden. Und ich denke ...«, sagte Magnus mit einem listigen Lächeln in den Mundwinkeln, »... wir sollten herausfinden, wer das ist!«
Magnus umhüllte den Käfig wieder mit dem Tuch, verstaute ihn im Inneren des Schuppens und verschloss die Tür durch eine schnelle Bewegung des Zauberstabes mit der rostigen Kette und dem ungewöhnlichen Schloss.
»Denkst du, dass du bereit bist für eine - sagen wir mal - knifflige Aufgabe?«,
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