Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
einschaltete.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie zu Hause belästige, Agent Navarro.« Obwohl sie nur einmal mit ihm gesprochen hatte, erkannte sie die hohe, heisere Stimme sofort. »Denis Weese, Abteilung Chemie vom Gerichtsmedizinischen Labor Nova Scotia. Sergeant Arsenault hat mir Ihre Privatnummer gegeben.«
    Er sprach unerträglich langsam. »Mr. Weese«, sagte Anna ungeduldig. »Was gibt’s?«
    »Es geht um die Analyse der Augenflüssigkeit, um die Sie mich gebeten hatten.«
    Sie schaffte es schließlich, den Stoff ihres Kostümrocks aus den Zähnen des Reißverschlusses zu befreien, was allerdings nicht ohne Schaden abging. Sie hoffte, der kleine Riss würde nicht auffallen, und versuchte nicht daran zu denken, was das Kostüm gekostet hatte. »Haben Sie irgendwas gefunden?«
    »Etwas höchst Interessantes.« Wieder hupte das Taxi. Diesmal länger.
    »Eine Sekunde.« Sie ließ den Hörer auf den Teppich fallen, lief zum Fenster und schrie hinunter: »Ich komme gleich!«
    Der Fahrer brüllte zurück: »Navarro? Haben Sie das Taxi bestellt?«

    »Von mir aus stellen Sie die Uhr an. Ich bin gleich unten.« Sie lief zurück ins Zimmer und hob den Hörer auf. »Entschuldigung, Mr. Weese. Was ist mit der Augenflüssigkeit?«
    »Wir haben Fluorescein gefunden«, sagte der Toxikologe. »Das ist ein Protein, das in der Natur nicht vorkommt. Ein Peptid... verknüpfte Aminosäuren.«
    Sie ließ den Kleidersack auf den Boden fallen. »Wollen Sie damit sagen, dass es sich um eine synthetische Verbindung handelt?« Ein Protein, das in der Natur nicht vorkommt. Ein Stoff, den man im Labor produzierte. Was konnte das bedeuten?
    »Eine Verbindung, die sich an bestimmte Neurorezeptoren bindet. Das erklärt, warum wir keine Spuren davon im Blut gefunden haben. Nachweisbar ist es nur in der Rückenmarksflüssigkeit und im Augenwasser. Und auch da in nur ganz winzigen Mengen.«
    »Das heißt, dass es auf direktem Weg ins Hirn gelangt, richtig?
    »Ja.«
    »Was für ein Stoff ist das genau?«
    »Ein ziemlich exotischer. Ich würde sagen, was ihm in der Natur am nächsten kommt, sind giftige Peptide, zum Beispiel Schlangengift. Aber das Molekül ist eindeutig synthetisch.«
    »Also ein künstliches Gift.«
    »Ein vollkommen neues Molekül. Eins von diesen neuartigen Toxinen, die man heutzutage synthetisch herstellen kann. Ich vermute, dass es zu Herzstillstand führt. Geht direkt ins Hirn, überschreitet die Blut-Hirn-Schranke und hinterlässt keinerlei Spuren im Blutserum. Etwas ganz Besonderes.«
    Ein vollkommen neues Molekül.
    »Noch eine Frage. Wofür wird Ihrer Meinung nach so ein Toxin hergestellt? Zur biologischen Kriegsführung?«
    Er lachte nervös. »Nein, nein. Derartige synthetische Peptide werden in der biotechnologischen Grundlagenforschung entwickelt, oder besser, nachgebildet - und zwar natürlichen Giften nachgebildet, die man bei Kröten, Schnecken oder Schlangen findet. Es ist ganz sinnvoll, sie zu markieren, weil sie sich an bestimmte Proteine binden. Genau diese Eigenschaft ist zwar auch dafür verantwortlich, dass sie giftig sind, aber das ist nicht der Grund, warum man mit ihnen experimentiert.«

    »Dann könnte also jedes Biotechnologie-Unternehmen diese Substanz produzieren?«
    »Oder jede Firma, die eine Forschungsabteilung für Molekularbiochemie hat. Die großen Agro-Konzerne wie Monsanto, Archer Daniels oder Midland kommen auch infrage. Ich habe natürlich keine Ahnung, wo unser Stoff hier hergestellt wurde.«
    »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten«, sagte Anna. »Könnten Sie alles, was Sie über diese Substanz haben, an folgende Nummer faxen?« Sie nannte ihm eine Faxnummer, bedankte sich und legte auf. Dann rief sie die ICU an. Wenn das Flugzeug ohne sie abflog, konnte sie auch nichts dran ändern. Das war jetzt wichtiger.
    »Verbinden Sie mich mit jemandem, der Kontakt zum Patentamt hat.« Sie wurde durchgestellt. »Agent Stanley? Agent Anna Navarro. Könnten Sie wohl etwas für mich überprüfen und mich gleich zurückrufen? Es ist sehr dringend. In ein paar Minuten laufen einige Faxe bei Ihnen ein vom Gerichtsmedizinischen Labor Nova Scotia. Es ist die Beschreibung eines synthetischen Moleküls. Stellen Sie bitte fest, ob eine Firma ein Patent darauf angemeldet hat.«
    Hast du den Produzenten, dachte sie, dann hast du die Spur zum Mörder.
    Hoffentlich war es so leicht.
    Der Taxifahrer hupte wieder. Anna ging zum Fenster und brüllte hinunter, er solle sich abregen.

    Schweiz

    Ben war wie

Weitere Kostenlose Bücher