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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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>verschwunden    »Er hat heute Morgen das Haus verlassen, und wir haben keine Ahnung, wo er jetzt ist. Mir fiel ein, dass vielleicht Sie etwas
wissen. Sie haben doch heute Morgen noch mit ihm gesprochen, oder?«
    »Ich hatte ihn eigentlich nur zurückgerufen, weil er sich mit mir über eine Spende für das Institut unterhalten wollte.«
    »Das war alles?«
    »Ja. Wir haben über nichts Besonderes geredet. Wo kann ich dich erreichen, wenn er zufällig noch mal anrufen sollte?«
    Ben gab Godwin die Handynummer. »Noch eine Frage. Kennen Sie jemanden an der Uni Zürich? Jemanden aus Ihrem Fachgebiet. Jüngere europäische Geschichte.«
    Godwin überlegte kurz. »An der Universität Zürich? Carl Mercandetti, ein erstklassiger Wissenschaftler. Sein Spezialgebiet ist Wirtschaftsgeschichte. Aber sein Wissen ist in bester europäischer Tradition breit gefächert. Der Bursche hat übrigens eine ganz famose Grappa-Sammlung. Na ja, das nur nebenbei. Mercandetti ist auf jeden Fall dein Mann.«
    »Danke, Mr. Godwin. Vielen Dank.«
    Ben schaltete das Handy aus, drehte die Rückenlehne ganz nach hinten und versuchte etwas zu schlafen.
    Er schlief unruhig. Immer wieder wurde er von Albträumen aufgeschreckt, in denen ein ums andere Mal die Hütte explodierte.
    Kurz nach neun wachte er auf und schaute in den Rückspiegel. Er war unrasiert, sah ungewaschen aus und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Aber zum Rasieren und Duschen war jetzt keine Zeit.
    Es war an der Zeit, eine Vergangenheit ans Tageslicht zu holen, die keine Vergangenheit mehr war.

18. KAPITEL
    Paris

    In der Avenue Marceau im achten Arrondissement befand sich im zweiten Stock eines Kalksteingebäudes das Büro der Groupe TransEuroTech SA. Das kleine Messingschild, das links neben der Haustür darauf hinwies, war nur eins von sieben identischen Schildern mit Namen von Anwaltskanzleien oder kleinen Firmen und fiel deshalb nicht weiter auf.
    TransEuroTech empfing nie unangemeldete Besucher, und wer zufällig an dem Büro vorbeiging, dem fiel nichts Ungewöhnliches auf. Ein junger Mann saß hinter einem Schalter, dessen Verglasung zwar wie ganz normales Glas aussah, aber aus kugelsicherem Polycarbonat bestand. Hinter dem Mann sah man lediglich die kahlen Wände eines kleinen Raums, ein paar Plastikstühle und eine Tür, durch die man offenbar in die hinteren Büroräume gelangte.
    Natürlich kam niemand auf die Idee, in dem Schalterangestellten einen bewaffneten und kampferprobten Ex-Elitesoldaten zu vermuten. Desgleichen bemerkte niemand die getarnten Überwachungskameras, die passiven Infrarot-Bewegungsmelder und die Magnetschalter, die in jede Tür eingelassen waren.
    Das Konferenzzimmer im Zentrum des Büros war eigentlich ein Raum innerhalb eines Raums: ein Modul, das von den umlaufenden Betonwänden getrennt war durch eine dreißig Zentimeter dicke Gummischicht, die jede Vibration schluckte - vor allem die durch Sprache hervorgerufene. Direkt neben dem Konferenzmodul waren Antennenanlagen installiert, die permanent überwachten, ob jemand versuchte über HF, UHF, VHF oder Mikrowelle die Gespräche im Konferenzmodul abzuhören. An die Antennen angeschlossen war ein Spektrum-Analysator, der
darauf programmiert war, das Spektrum auf Unregelmäßigkeiten zu überprüfen.
    An einem Ende eines Mahagonitisches, der die Form eines Sarges hatte, saßen zwei Männer. Ihr Gespräch wurde geschützt durch Rauschgeneratoren und Bänder mit Störgeräuschen, die sich anhörten wie eine gerammelt volle Bar zur Happy Hour. Sollte es also jemand schaffen, die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen zu knacken, so würde er bei diesen Hintergrundgeräuschen kein Wort verstehen.
    Der ältere der beiden Männer sprach gerade in ein abhörsicheres Telefon, einen flachen schwarzen Kasten aus Schweizer Produktion. Die Gesichtshaut des Mannes war weich, blass und fettig; das schüttere, rostbraun gefärbte Haar wirkte künstlich. Er trug eine Brille mit goldfarbenem Gestell, war etwa Mitte fünfzig und sah beunruhigt aus. Paul Marquand war der stellvertretende Sicherheitschef der Organisation. Marquands Werdegang war typisch für einen hohen Sicherheitsbeamten eines international operierenden Unternehmens: Er war in der französischen Armee gewesen, bis man ihn aus disziplinarischen Gründen entließ, ging dann zur Fremdenlegion und zog später in die USA. Dort arbeitete er erst als Streikbrecher für eine Bergbaugesellschaft und heuerte schließlich beim Sicherheitsdienst eines

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