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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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erklärte Anna.
    Als er nach einer kurzen Pause weitersprach, war ihm seine Verlegenheit anzumerken. »Sie hatten uns gebeten, Rossignol zu seinem eigenen Schutz überwachen zu lassen. Wie Sie wissen, ist
es uns bislang nicht gelungen, seinen genauen Aufenthaltsort festzustellen.«
    »Ist das üblich bei prominenten Schweizer Bankiers, dass sie einfach so verschwinden?«
    »Üblich nicht, nein. Aber schließlich lebt er im Ruhestand. Jeder hat ein Recht auf seine Eigenheiten.«
    »Und wie tritt man in Kontakt mit ihm?«
    »Durch eine Schweizer Treuhandgesellschaft, die irgendeine obskure, im Ausland ansässige Firma vertritt.«
    »Transparenz ist ja ohnehin keine herausragende Eigenschaft der Schweiz.«
    Kesting warf ihr einen schnellen Blick zu. Anscheinend war er sich nicht sicher, ob das als Spitze gemeint war oder nicht. »jedenfalls scheint er irgendwann im letzten Jahr beschlossen zu haben, sich nicht mehr so oft in der Öffentlichkeit blicken zu lassen. Vielleicht hat er sich verfolgt gefühlt. Immerhin ist er schon Anfang neunzig. Manchmal führt der geistige Verfall ja zu paranoiden Wahnvorstellungen.«
    »Vielleicht war das gar keine Wahnvorstellung.«
    Kesting schaute sie durchdringend an, erwiderte aber nichts.

    Als Ben sagte, dass er ein Freund von Professor John Barnes Godwin sei, schloss Professor Doktor Carl Mercandetti ihn sofort ins Herz. »Da gibt’s überhaupt nichts zu entschuldigen. Es macht nicht die geringste Ungelegenheit. Ich habe in der Bibliothek ein eigenes Büro. Warum kommen Sie nicht einfach kurz vor Mittag vorbei? Würde Ihnen das passen? Ich bin auf jeden Fall da. Hoffentlich hat Godwin Ihnen nicht von der Schriftenreihe erzählt, die er für die Cambridge University Press herausgibt. Ich hatte ihm dafür eine Monografie versprochen, mit der ich jetzt schon zwei Jahre im Rückstand bin. Das Adjektiv, mit dem er meinen Zeitsinn zu benennen pflegt, ist mediterran.« Mercandettis brüllendes Lachen dröhnte sogar durchs Telefon.
    Ben hatte nur eine verschwommene Vorstellung davon, was er überhaupt von Mercandetti wollte. Mercandetti selbst hielt das Ganze wohl hauptsächlich für einen Höflichkeitsbesuch.

    Bevor Ben ihn aufsuchte, nahm er sich in der Bibliothek alle verfügbaren Firmenverzeichnisse der Schweiz vor. Danach ging er am Computer sämtliche Telefonverzeichnisse durch. Nichts. Nirgendwo ein Hinweis auf ein Unternehmen namens Sigma AG. Bis jetzt hatte er noch keinen offiziellen Beleg dafür gefunden, dass Sigma überhaupt je existiert hatte.
    Carl Mercandettis Äußeres ließ auf einen ernsteren Menschen schließen, als Ben nach dem Telefongespräch angenommen hatte. Er war um die fünfzig, schmächtig, hatte einen Bürstenhaarschnitt und trug eine ovale Nickelbrille. Als Ben sich vorstellte, kam jedoch Leben in seine Augen, und er schüttelte Ben kräftig die Hand.
    »Jeder Freund von God ist auch mein Freund«, erklärte Mercandetti.
    »God- den Spitznamen hab ich schon seit Urzeiten nicht mehr gehört. Ich dachte immer, dass ihn nur seine Studenten in Princeton so nannten.«
    Mercandetti schüttelte lächelnd den Kopf. »Während unserer gemeinsamen Jahre hat er sich diesen Spitznamen wahrlich verdient. Ich hab echt Schiss davor, dass er mich oben an der Himmelspforte abfängt und fragt: >Ach, Professor, ich hätte da noch eine kleine Frage zu Fußnote dreiundvierzig in ihrem letzten Artikel.<«
    Nachdem sie ein paar Minuten geplaudert hatten, erzählte Ben ihm von seinen Bemühungen, einer gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in Zürich gegründeten Organisation namens Sigma AG auf die Spur zu kommen. Mehr sagte er nicht: Der Wissenschaftler würde sicher annehmen, dass ein international tätiger Bankier eine derartige Frage aus beruflichen Gründen stellte. Wie auch immer, Ben hielt es für besser, so wenig wie möglich zu verraten.
    Mercandetti reagierte auf Bens Anliegen höflich, aber nicht sonderlich interessiert. Der Name Sigma AG schien ihm nichts zu sagen.
    »Die Gesellschaft wurde 1945 gegründet?«, fragte der Historiker.
    »Genau.«
    »Übrigens ein ganz fabelhafter Jahrgang für Bordeauxweine.
Haben Sie das gewusst?« Dann zuckte er mit den Schultern. »Das ist immerhin schon über ein halbes Jahrhundert her. Viele der während des Krieges oder kurz danach gegründeten Firmen sind pleite gegangen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren damals bei weitem nicht so stabil wie heute.«
    »Ich habe Grund zu der Annahme, dass die Firma immer noch existiert«,

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