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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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über die Lage verloren. Wenn sie die Muskeln zum Sprung spannt, ist die Raubkatze dem Jäger am schutzlosesten ausgeliefert.
    Vielleicht würde ihr das den Vorteil bescheren, den sie brauchte.
    Sie musste ihn überrumpeln, ihn plötzlich aus der Konzentration reißen.
    »Keine Bewegung!«, brüllte sie. »Rühr dich nicht vom Fleck.«
    Hartman wandte sich zu ihr um.
    Der Killer zuckte zwar leicht mit dem Kopf nach links, drehte sich aber nicht in die Richtung, aus der die Stimme kam. Sein Katzenblick fokussierte unverändert Hartman.
    Anna zielte von der Seite etwa in Brusthöhe auf den Killer. Sie tat das automatisch; wenn sie schoss, dann um zu töten. So war sie ausgebildet worden.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Hartman jetzt ebenfalls eine Waffe in der Hand hielt.
    Der Architekt hatte sein Ziel im Visier. Anna nahm an, dass er sich wohl entschieden hatte, sie vorerst zu ignorieren. Wer immer da gerade gebrüllt hatte, stellte seiner Meinung nach keine unmittelbare Bedrohung dar. Zudem hätte er die Augen von seinem Ziel abwenden müssen.
    Plötzlich drehte er sich doch um.
    Mit den unnatürlich geschmeidigen Bewegungen eines Balletttänzers wirbelte er um hundertachtzig Grad herum und feuerte mit ausgestreckten Armen blitzschnell viermal hintereinander.
Die Waffe bewegte sich kaum im festen Griff seiner Hände. Nur Sekunden später sah Anna vier Wiener Polizisten, die sich mit gezogenen Waffen angeschlichen hatten, auf dem Pflaster liegen.
    Vier Schuss, vier Treffer. Anna hatte noch nie eine Demonstration derart grauenvoller Perfektion erlebt. Einen Augenblick lang war sie wie gelähmt.
    Erst das grässlich laute Stöhnen der Getroffenen holte sie zurück in die Realität.
    Der Mann war ein Profi. Zuerst hatte er die vier Hindernisse in seinem Rücken aus dem Weg geräumt, und jetzt würde er, bevor er sich wieder seinem eigentlichen Objekt zuwenden konnte, das letzte Hindernis beseitigen. Und das war Anna.
    Doch während er wieder herumwirbelte, drückte Anna ab. Sie hörte Hartman brüllen, hörte das klickende Geräusch von Metall auf Stein, hörte einen Körper dumpf auf dem Boden aufschlagen.
    Sie hatte den Killer getroffen.
    Aber war er auch tot?
    Hartman rannte die Straße hinunter.
    Sie wusste, dass die Straße in beiden Richtungen abgesperrt war. Also lief sie zu dem Killer, schnappte sich seine Waffe und lief erst dann hinter Hartman her.
    An der nächsten Straßenecke war Hartman der Polizei direkt in die Arme gelaufen. Die Mitglieder des Überwachungsteams standen mit gezückten Waffen auf der Straße und zielten auf ihn.
    »Hände hoch! Sie sind verhaftet!«
    Plötzlich hörte Anna hinter sich das Schlagen einer Wagentür. Sie drehte sich um und sah, dass der Killer nicht mehr auf der Straße lag. Er hatte sich trotz seiner Verletzungen zu dem Peugeot geschleppt und ließ jetzt den Motor an.
    Anna überließ Hartman den fünf Wiener Polizisten und sprintete zurück. Der Peugeot setzte sich in Bewegung und raste direkt auf sie zu.
    Immer wenn sich jene Begegnung mit dem Lincoln Town Car in Halifax wieder vor ihrem inneren Auge abspulte, hatte sie sich vorgestellt, was sie getan hätte, wenn sie bewaffnet gewesen wäre. Diesmal war sie es. Sie riss die Pistole hoch und feuerte mehrmals, so schnell sie konnte, auf den Fahrer des roten Peugeot.
Kleine Spinnweben bildeten sich auf der Windschutzscheibe, doch der Wagen raste weiter auf sie zu. Im letzten Moment warf sie sich auf den Gehweg. Der Wagen donnerte mit quietschenden Reifen an ihr vorbei, raste zwischen den zur Seite springenden Polizisten hindurch, bog um die nächste Ecke und war verschwunden.
    Er war ihr durch die Lappen gegangen.
    »Scheiße!«, brüllte sie.
    Aber wenigstens hatte sie Hartman. Er stand mit erhobenen Händen am Straßenrand.

25. KAPITEL
    Die österreichischen Alpen

    Patient Achtzehn lief langsam auf einem Laufband.
    Aus seinem Mund ragte ein Plastikteil, das wie das Mundstück eines Schnorchels aussah und an dem zwei lange Schläuche angeschlossen waren. Eine Klemme verhinderte, dass er durch die Nase atmete.
    Auf seiner runzligen nackten Brust waren mit Klebeband zwölf Drähte befestigt, die mit einem EKG-Gerät verbunden waren. Ein einzelner Draht führte zu einem kleinen Gerät, das an der Spitze eines Zeigefingers klemmte. Der Mann schwitzte und sah blass aus.
    »Wie fühlen Sie sich?« Der Arzt war ein großer Mann mit grauem Gesicht.
    Der Patient reckte einen zitternden Daumen in die Luft.
    »Da vorne ist der

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