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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Notschalter«, sagte der Arzt. »Wenn es Ihnen zu viel wird, schalten Sie das Ding einfach ab.«
    Patient Achtzehn lief weiter.
    Der Arzt wandte sich an seinen kleinen, dicken Kollegen. »Schätze, wir sind am Limit. Anscheinend hat er die maximale Atemkapazität schon etwas überschritten. Keine Anzeichen von Ischämie. Kräftige Konstitution. Okay, den Rest des Tages soll er sich ausruhen. Morgen fangen wir dann mit der Behandlung an.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag huschte ein Lächeln über das graue Gesicht des Arztes.

    Princeton, New Jersey

    Der große alte Historiker aus Princeton saß an seinem Schreibtisch in Dickinson Hall, als das Telefon klingelte.
    Alles in Professor John Barnes Godwins Büro stammte aus den Dreißiger- oder Vierzigerjahren. Sei es das schwarze Telefon mit Wählscheibe, der Karteikasten aus Eichenholz oder die Royal-Schreibmaschine. Für Computer hatte er keine Verwendung. Er mochte das Aussehen dieser alten Dinge, mochte die Solidität einer Zeit, als man noch mit Bakelit, Holz und Metall arbeitete und nicht mit Plastik, Plastik und wiederum Plastik.
    Trotzdem war er keiner dieser alten Männer, die nur in der Vergangenheit lebten. Er liebte das Hier und Jetzt. Oft wünschte er sich, dass seine geliebte Sarah, mit der er siebenundfünfzig Jahre verheiratet gewesen war, noch am Leben gewesen wäre und all das mit ihm hätte teilen können. Früher hatten sie immer davon gesprochen, dass sie nach seiner Pensionierung viel reisen würden.
    Godwins Spezialgebiet war Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Er hatte den Pulitzerpreis bekommen, und seine Vorlesungen in Princeton waren immer unglaublich populär gewesen. Viele seiner Studenten bekleideten inzwischen herausragende Positionen. Der Präsident der amerikanischen Notenbank war einer seiner besten gewesen. Ebenso der Präsident von WorldCom, der Verteidigungsminister und sein Stellvertreter, der Botschafter der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen sowie zahllose Mitglieder des Council of Economic Advisers. Selbst der amtierende Vorsitzende des Republican National Committee hatte bei ihm studiert.
    Professor Godwin räusperte sich, bevor er abhob. »Godwin.«
    Er erkannte die Stimme sofort.
    »Wie schön, mal wieder Ihre Stimme zu hören, Mr. Holland. Es läuft doch hoffentlich alles nach Plan?«
    Er hörte ein paar Sekunden zu. »Natürlich erinnere ich mich. Er war einer meiner Studenten. Wenn Sie mich fragen, ein angenehmer, wenn auch etwas starrköpfiger Bursche. Sehr intelligent, aber nicht intellektuell in dem Sinne, dass er sich sonderlich für Theorien um ihrer selbst willen interessiert hätte. Trug immer
ausgeprägt moralische Grundsätze zur Schau, war aber trotzdem vernünftig und rational.«
    Er hörte wieder zu. »Nein, Ben Hartman war sicher nicht der Kreuzrittertyp. Dafür fehlt ihm das Temperament. Er ist kein Märtyrer. Man kann immer mit ihm reden.«
    Wieder ein Pause.
    »Keiner will, dass das Projekt gefährdet wird. Aber tun Sie mir einen Gefallen: Geben Sie ihm eine Chance. Ich möchte wirklich nicht, dass ihm etwas zustößt.«

    Wien

    Der Verhörraum war klein, kalt und nackt. Er war eingerichtet wie alle Verhörräume dieser Welt. Langsam bekomme ich Routine, dachte Ben grimmig. Der Einwegspiegel war so groß und dezent wie das Schlafzimmerfenster eines Einfamilienhauses. Das Kabelgewirr über dem Fenster, das auf einen tristen Innenhof ging, war unübersehbar.
    Die Amerikanerin saß ihm gegenüber. Sie trug ein graues Kostüm und kauerte auf ihrem Metallklappstuhl wie eine Raubkatze kurz vor dem Sprung. Sie hatte sich als Special Agent Anna Navarro vom Justizministerium, Office of Special Investigations, vorgestellt und ihm dabei ihren Ausweis unter die Nase gehalten. Außerdem war sie eine Schönheit, ein Vollweib: gewelltes dunkelbraunes Haar, karamellfarbene Augen, olivfarbener Teint; groß, schlank, mit langen Beinen. Gut angezogen obendrein - mit Klasse, was im Justizministerium sicher nicht die Regel war. Sie machte ganz auf geschäftsmäßig, erlaubte sich nicht den Hauch eines Lächelns. Kein Ring, wahrscheinlich geschieden. Derart umwerfende Frauen verschwinden normalerweise früh vom Markt. Sicher hatte sie ein ritterlicher Kollege mit markantem Kinn abgeschleppt und mit heroischen Geschichten über die erregende Jagd nach üblen Dunkelmännern eingewickelt. Und dann hatte der Stress von zwei hochtourigen Karrieren seinen Tribut gefordert, und die Ehe war zerbrochen.
    Auf dem

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