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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gerade ihren Chef tot im Büro aufgefunden. Kopfschuss aus nächster Nähe. Ist das Ihr Hoffmann? Ach, noch was, man hat ihm den rechten Zeigefinger abgeschnitten.«

    Während Anna die Geschichte Ben erzählte, schaute er sie ungläubig an. »O Gott, als wenn sie immer nur einen Schritt hinter uns wären«, murmelte er.
    »Oder einen Schritt voraus«, sagte Anna. »Trifft es vielleicht besser.«
    Ben massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. Schließlich sagte er leise: »Der Feind meines Feindes ist mein Freund.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sigma ist offensichtlich dabei, die eigenen Leute zu töten. Die Männer auf Ihrer Liste, Anna, haben mit mir eines gemein - den Feind. Ein Muster kennen wir zumindest: Verängstigte alte Männer tauchen auf ihre alten Tage noch unter. Man kann ja wohl davon ausgehen, dass sie wissen, weshalb sie das tun. Wir müssen also einen der noch Lebenden aufspüren und zum Reden bringen. Das ist unsere einzige Chance. Wir müssen ihn davon überzeugen, dass es seinem eigenen Schutz dient, wenn er uns hilft.«
    Anna stand auf und ging unschlüssig hin und her. »Was ist, wenn gar keiner mehr lebt?«
    Er schaute sie lange an, ohne ein Wort zu sagen. Sie sah in seinen Augen, dass er mit sich rang. Sie sah, dass er ihr genauso
gern vertrauen wollte, wie sie ihm. Schließlich sagte er leise und zögernd. »Ich hab da so ein Gefühl, oder besser: eine begründete Vermutung, dass zumindest einer noch am Leben ist.«
    »Wer?«
    »Georges Chardin. Franzose.«
    Sie nickte nachdenklich. »Der Name stand auf der Sigma-Liste. Aber er soll seit vier Jahren tot sein.«
    »Seine Name steht in den Sigma-Akten. Also hat Allen Dulles aus einem bestimmten Grund überprüfen lassen, ob er ein Sicherheitsrisiko darstellt.«
    »Sicher, aber das war in den Fünfzigern. Die meisten sind schon lange tot. Mich interessieren die, die erst kürzlich gestorben sind. Oder die in Kürze sterben sollen. Chardin gehört in keine der beiden Gruppen. Er war kein Gründungsmitglied.« Sie stutzte und schaute Ben scharf an. »Der Name steht in der Sigma-Liste, aber nicht in der Gründungsurkunde. Wie kommen Sie also auf den Namen? Verheimlichen Sie mir etwas?«
    Ben schüttelte den Kopf.
    »Wir haben keine Zeit, um Spielchen zu spielen«, sagte Anna. »Ich habe den Namen gelesen. Aber das ist auch schon alles, was ich über ihn weiß. Warum ist er wichtig?«
    »Wichtig ist sein Boss, ein legendärer französischer Industrieller. Und der war eines der Gründungsmitglieder auf dem Foto. Emil Menard. Einer der ganz großen Konzernherren seiner Zeit. 1945 ein bedeutender Mann. Er ist schon lange tot.«
    »Den kenne ich. Der Gründer von Trianon, stimmt’s? Der Mann, der das erste moderne Firmenkonglomerat geschaffen hat.«
    »Genau. Trianon ist heute eines der größten Firmenimperien Frankreichs. Menard hat aus Trianon einen Petrochemie-Giganten gemacht. Daneben sieht Schlumberger wie eine Dorftankstelle aus.«
    »Und dieser Georges Chardin war also ein Angestellter von Emil Menard?«
    »Angestellter trifft’s wohl nicht ganz. Er hat sozusagen für ihn geatmet. Chardin war sein Faktotum, sein Adjutant, sein Schlachtenlenker. Er war nicht einfach nur die rechte Hand Menards, er war beide Hände. Mit einundzwanzig hat Menard ihn 1950 angeheuert.
Ein paar Jahre später hatte das Greenhorn die Art der Bestimmung von Kapitalkosten verändert, hatte ein neues ausgefeiltes System der Renditeberechnung eingeführt und das Unternehmen entsprechend umstrukturiert. Er war seiner Zeit weit voraus. Ein brillanter Mann.«
    »Vielleicht in Ihrer Welt.«
    »Okay, zugegeben. Was ich sagen wollte, ist Folgendes: Der alte Mann vertraute seinem jungen Protegé alles an und überließ ihm praktisch die alleinige Leitung des riesigen Unternehmens. Nach 1950 machte Menard ohne Chardin keinen Schritt. Es heißt, Chardin habe die Geschäftsbücher im Kopf gehabt, er sei ein wandelnder Computer gewesen.« Ben zog das vergilbte Foto der Sigma-Gruppe aus der Jacke, legte es vor Anna auf den Couchtisch und zeigte auf Menard. »Was fällt Ihnen auf?«
    »Ziemlich abgemagert. Sieht krank aus.«
    »Exakt. Er war zu der Zeit schon schwer krank. Kämpfte praktisch die letzten zehn Jahre seines Lebens gegen den Krebs an. Hat sich aber bis zum letzten Tag äußerst eindrucksvoll gehalten. Gestorben ist er in der festen Überzeugung, dass sein starkes Unternehmen weiter wachsen würde. Und zwar dank seines brillanten jungen Finanzchefs, seines

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