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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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großer Anspannung geschwätzig
wird. Der Mann hatte Anweisung, ihre Abreise hinauszuzögern. Das lag auf der Hand.
    »Ach was, nicht der Rede wert. Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee? Wenn wir Wiener etwas können, dann Kaffee machen. Da sind wir unschlagbar.«
    Wahrscheinlich hatte man ihm nicht erzählt, dass und warum sie gefährlich waren, dachte Anna. Er hatte Anweisung gehabt, die Polizei zu verständigen, aber die war offenbar noch nicht eingetroffen. Sonst hätte er nicht so viel Angst. Sie wollte abreisen - und zwar vorzeitig. Das hieß, dass... Nun ja, es gab mehr als eine Möglichkeit. Vielleicht hatte die Polizei sie - oder Ben oder sie beide - gerade erst ins Visier genommen. Was bedeutete, dass sie noch keine umfangreichen Vorkehrungen getroffen hatten.
    »Wie wär’s, wenn Sie mir die Rechnung einfach nachschicken?«, sagte sie. »Ist doch keine große Sache, oder?«
    »Ich bin sicher, dass die Techniker gleich so weit sind«, sagte der Manager. Dabei schaute er nicht sie an, sondern warf einen verstohlenen Blick zu einem Wachmann, der auf der anderen Seite der Lobby stand.
    Anna betrachtete demonstrativ ihre Armbanduhr. »Ihre Kusinen werden sich schon Sorgen machen«, sagte sie zu Ben. »Ich glaube, wir müssen jetzt.«
    Der Manager kam hinter der Rezeption hervor und legte ihr jovial die feuchtkalte Hand auf den Arm. »Glauben Sie mir, es kann sich nur noch um Sekunden handeln«, sagte er. Er roch unangenehm nach geschmolzenem Käse und Haargel.
    »Würden Sie bitte Ihre Hand von meinem Arm nehmen«, erklärte sie bestimmt. Ben war überrascht von der plötzlichen Härte in ihrer Stimme.
    »Ich werde einen Wagen holen lassen. Wir werden Sie natürlich zum Flughafen bringen«, sagte der Manager unterwürfig.
    Der Wachmann kam nun mit langen, schnellen Schritten auf sie zu.
    Anna warf sich ihren Kleidersack über die Schulter und machte sich auf den Weg zum Ausgang. »Los, kommen Sie«, sagte sie zu Ben.
    Die beiden näherten sich rasch der Tür. Der Wachmann würde
erst den Manager fragen, was er tun sollte, sodass sie das Hotel unbehelligt verlassen konnten.
    Auf dem Gehweg schaute Anna nach rechts und links und sah an der nächsten Straßenecke einen Polizisen, der in sein Funkgerät sprach. Sah ganz so aus, als wäre er die Vorhut.
    Sie warf Ben den Kleidersack zu und marschierte schnurstracks auf den Polizisten los.
    »Sind Sie verrückt?« Ben war fassungslos.
    Anna trat dicht vor den Polizisten und sagte mit lauter, herrischer Stimme: »Sind Sie Beamter der Wiener Polizei?«
    »Ja«, sagte der Polizist verunsichert. Er war ein sportlicher Typ, etwa Ende zwanzig und hatte einen Bürstenhaarschnitt.
    »Ich bin Beamtin des FBI. United States Federal Bureau of Investigation«, sagte Anna. »Wir verfolgen eine flüchtige amerikanische Staatsbürgerin. Ich brauche Ihre Hilfe. Der Name der gesuchten Person ist Anna Navarro.« Sie hielt ihm für den Bruchteil einer Sekunde ihren OSI-Ausweis unter die Nase und steckte ihn wieder ein.
    »Anna Navarro, sagen Sie?« Der Polizist war offensichtlich sehr erleichtert. »Wir sind schon benachrichtigt worden. Die Frau befindet sich in dem Hotel da vorn.«
    »Ich weiß, sie hat sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert«, sagte Anna. »Vierzehnter Stock. Zimmer 1423. Wissen Sie, ob sie in Begleitung ist?«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern. »Von einem Begleiter weiß ich nichts. Man hat uns den Namen Navarro genannt.«
    Anna nickte. Eine äußerst wichtige Information. »Ich habe zwei Agenten im Hotel, okay? Aber nur als Beobachter. Auf österreichischem Territorium ist es uns untersagt, selbst aktiv zu werden. Das ist Ihre Aufgabe. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Nehmen Sie den Seiteneingang und fahren Sie dann mit dem Lift in den vierzehnten Stock.«
    »Einverstanden«, erwiderte der Polizist.
    »Und sagen Sie Ihren Kollegen Bescheid.«
    Er nickte eifrig. »Wir schnappen sie. Sie können sich ganz auf uns verlassen. In Österreich herrschen Recht und Ordnung.«
    Anna bedachte ihn mit ihrem verführerischsten Lächeln. »Wir zählen auf Sie.«

    Ein paar Minuten später saßen Ben und Anna in einem Taxi zum Flughafen.
    »Ziemlich dreist, den Polizisten so frontal anzugehen«, sagte Ben.
    »Eigentlich nicht. Ich kenne doch meine Pappenheimer. Natürlich hab ich drauf spekuliert, dass sie die Meldung gerade erst reinbekommen haben. Sonst wäre vor dem Hotel schon mehr Betrieb gewesen. Sonst hätte der Polizist auch gewusst, wie ich aussehe. Aber der wusste

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