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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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um.
    »Wie wär’s mit Benjamin Hartman? Was meinst du?«
    Als Ben sich die Titelseite der Tribune genauer anschaute, fühlte er sich plötzlich, als hätte jemand seinen Kopf in eiskaltes Wasser getaucht. Die Schlagzeile lautete: Serienmörder auf der Flucht. Daneben war ein grobkörniges Foto abgedruckt, wahrscheinlich von einer Überwachungskamera aufgenommen. Es war unzweifelhaft Bens Gesicht, auch wenn es nur schattenhaft zu erkennen war.
    »Wer hätte gedacht, dass ich so eine berühmte Persönlichkeit zum Freund habe?«, sagte Oscar, drehte die Zeitung wieder um und fing an laut zu lachen. Ben brach ebenfalls in brüllendes Gelächter aus. In der allgemeinen alkoholseligen Fröhlichkeit fiel man so am wenigsten auf.
    Am Nachbartisch versuchte sich ein Franzose an dem Lied >Danny Boy<, wobei es allerdings etwas an der stimmlichen wie sprachlichen Genauigkeit haperte. Oh, Danny Boy, ze peeps ze peeps are caaalling.
    »Das ist ein Problem«, sagte Ben in ernstem Tonfall, der sein schmieriges Grinsen Lügen strafte. »Größer als der Scheiß-Eiffelturm.«
    »Der ist echt gut«, grölte Oscar und schlug Ben auf die Schulter, als hätte er gerade den besten Witz seines Lebens gehört. »Wer behauptet, es gäbe keine schlechte Publicity, der hat noch
nie welche gehabt«, sagte er. Dann zog er unter dem Polster der Bank ein flaches Paket hervor und gab es Ben.
    Es war eine weiße Plastiktüte, auf der in grellbunten Buchstaben >I love Paris< stand, wobei das >love< durch ein Herz ersetzt worden war. Die Tüte hatte die Sorte von festen Plastikgriffen, die einrasteten, wenn man sie zusammendrückte.
    »Für uns?«, fragte Anna misstrauisch.
    »Unverzichtbar für jeden Paris-Touristen«, sagte Oscar. Seine Augen wirkten gleichzeitig vergnügt und todernst.
    Teez I’ll be here in sunshine or in shadow.
    Oh, Danny Boy, I love you sooo.
    Der betrunkene Franzose erhielt jetzt durch seine drei Kumpane in diversen Tonlagen Verstärkung.
    Ben kam plötzlich das ganze Ausmaß seiner Lage zu Bewusstsein. Wie geschlagen sackte er auf der Bank zusammen.
    Oscar boxte Ben in den Oberarm; es sah aus wie ein Klaps unter Freunden, war aber ein ziemlicher harter Schlag. »Reiß dich zusammen«, flüsterte er ihm zu. »Schau nicht so verstohlen in der Gegend rum und versuch nicht, so krampfhaft unauffällig zu wirken. Das ist so, als ob sich Jean-Paul Belmondo auf den Champs Elysees eine Sonnenbrille aufsetzt, um nicht erkannt zu werden. Tu comprends?«
    »Oui«, sagte Ben lahm.
    »Also dann«, meinte Oscar. »Was sagt der charmante und gebildete Amerikaner? >Wird Zeit, dass wir uns verpissen.<«

    Anna und Ben gingen durch Seitenstraßen zurück zur Metro. Unterwegs kauften sie in kleinen Läden ein paar Dinge ein. Für den unbeteiligten Betrachter sahen sie aus wie jedes andere verträumte Touristenpaar.
    »Wir müssen uns unbedingt überlegen, wie wir weiter vorgehen«, sagte Ben.
    »Da gibt’s nicht viel zu überlegen«, erwiderte Anna. »Wir kennen nur ein einziges lebendes Gründungsmitglied von Sigma. Und das ist Strasser. Und an den müssen wir rankommen.«
    »Wer sagt uns, dass er noch lebt?«
    »Wenn wir davon ausgehen, dass er tot ist, können wir gleich aufgeben.«

    »Ihnen ist ja wohl klar, dass jeder Flughafen überwacht wird.«
    »Auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen«, sagte Anna. »Sie lernen wirklich schnell und denken fast schon wie ein Profi.«
    »Das nennt man, glaube ich, die Immersionsmethode.«
    In La Courneuve, einem alten Arbeiterviertel, stiegen sie aus. Sie waren zwar nur wenige Kilometer gefahren, befanden sich aber in einer anderen Welt. Hier dominierten zweistöckige Häuser und einfache Läden, wo man die praktischen Dinge des täglichen Lebens verkaufte. In vielen Schaufenstern der Bistros und kleinen Geschäfte hingen Poster der Red Stars, dem in der zweiten Liga spielenden Fußballteam. Das im Norden von Paris gelegene La Courneuve war nicht weit vom Flughafen Charles de Gaulle entfernt. Deshalb waren sie jedoch nicht hier.
    Ben zeigte auf einen grellroten Audi, der auf der anderen Straßenseite stand. »Wie wär’s mit dem?«
    Anna schüttelte den Kopf. »Zu auffällig. Wir finden was Besseres.« Ein paar Minuten später sahen sie einen blauen Renault. Die Scheinwerfer waren verdreckt, und innen lagen gelbe FastFood-Packungen und Pappbecher auf dem Boden.
    Anna machte sich mit ihrem Handpick an die Arbeit und hatte keine Minute später die Tür geöffnet. Sie rutschte auf den

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