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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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alles wunderbar steuern.«
    Lenz schaute sie gleichgültig an. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Das gesamte Sicherheitssystem der Klinik wird von der zentralen Wachstation im Erdgeschoss kontrolliert.«
    »Geben Sie sich keine Mühe«, meinte Anna. »Ich hab mich von einem Ihrer Wachleute schlau machen lassen.« Dann deutete sie mit der Uzi auf eine geschlossene Tür, die gegenüber der Tür zum Korridor lag, und sagte: »Nach Ihnen.«

    Lenz’ Büro war riesengroß und dunkel. Man kam sich vor wie in einer Kathedrale.
    Schwach schimmerte mattes Licht durch die Fensterschlitze, die hoch über ihren Köpfen in die Mauern eingelassen waren. Ein Großteil des Raumes lag im Schatten. Der kleine runde Lichtkegel
einer Leselampe mit grünem Glasschirm, die auf dem gewaltigen Schreibtisch aus Walnussholz stand, war der einzige helle Fleck.
    »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich etwas mehr Licht mache«, sagte Lenz.
    »Es wird auch ohne gehen«, erwiderte Anna. »Treten Sie einfach hinter den Schreibtisch und drücken Sie auf den Knopf, der die Tafel ausfährt. Das schaffen Sie auch ohne viel Licht.«
    Lenz zögerte kurz und folgte dann ihren Anweisungen. »Das ist doch sinnlos«, sagte er. In seiner Stimme lagen Überdruss und Verachtung. Er ging um den Schreibtisch herum. Anna folgte ihm, und Ben blieb dicht hinter Anna. Vier Augen sahen mehr als zwei. Lenz würde sicher irgendeinen Trick versuchen.
    Lenz drückte auf einen Knopf, der an der Rückseite des Schreibtischs in das Holz eingelassen war. Summend löste sich aus der Mitte der Platte eine große Schalttafel aus mattiertem Stahl, die aussah wie ein waagerechter Grabstein.
    In die Stahlplatte war ein flacher Plasmabildschirm eingelassen, auf dem in drei Dreierreihen neun kleinere eisblaue Quadrate leuchteten. Jeder der kleineren Monitore zeigte einen anderen Bereich innerhalb oder außerhalb des Schlosses. Unter dem Bildschirm befand sich eine Reihe silberfarbener Kippschalter.
    Auf einem Schirm sah man die Station, wo die Kinder durch Infusionsschläuche mit Metallzylindern verbunden waren, auf einem anderen die Flüchtlingskinder und die Zelte im Schnee des Schlossparks. Man sah diverse Eingänge, vor denen Wachen auf und ab gingen; man sah Patrouillen, die bestimmte Bereiche des Grundstücks kontrollierten; man sah auf den mit Stacheldraht bewehrten Mauern blinkende rote Warnlampen, die offensichtlich signalisierten, dass das System noch funktionierte.
    »Alles ausschalten«, befahl Anna.
    Lenz nickte willfährig und legte dann von links nach rechts einen Kippschalter nach dem anderen um. Noch passierte nichts, was hätte erkennen lassen, dass das Sicherheitssystem abgeschaltet wurde. »Wir werden andere Kinder bekommen«, sagte Lenz, während er die Schalter betätigte. »Der Nachschub an Kindern und Jugendlichen, die vor irgendeinem Krieg fliehen und
die niemand vermisst, ist unerschöpflich. Irgendwo auf der Welt ist immer Krieg.« Der Gedanke schien ihn zu belustigen.
    Die roten Warnlampen blinkten jetzt nicht mehr. Eine Gruppe Kinder spielte in der Nähe eines der hohen Eisentore. Ein Kind zeigte mit dem Finger nach oben. Anscheinend hatte es bemerkt, dass die Lampen nicht mehr blinkten.
    Ein anderes Kind rannte zum Tor und rüttelte daran.
    Langsam schwang es auf.
    Zögernd ging das Kind durch das Tor, drehte sich dann um und winkte den anderen. Ein zweites Kind näherte sich dem Tor. Erst langsam, dann schneller. Schließlich drehte es sich um, rief den anderen Kindern etwas zu und verschwand in die Freiheit.
    Mehr Kinder rannten auf das Tor zu. Ein verwahrlostes Mädchen mit stumpfen, lockigen Haaren. Ein Junge.
    Immer mehr Kinder.
    Der Bildschirm war voller Kinder, die hektisch nach draußen drängten.
    Lenz schaute mit reglosem Gesicht auf den Monitor. Anna starrte ihn mit vorgehaltener Uzi gebannt an.
    Auf einem anderen Monitor sah man, wie eine ängstlich um sich blickende Schwester mit hektischen Handbewegungen die Kinder durch die Tür der Krankenstation in den Gang scheuchte.
    »Die Kinder entkommen«, sagte Lenz. »Aber für Sie beide wird es nicht so leicht werden. Gegen achtundvierzig Wachmänner, die darauf gedrillt sind, auf jeden Eindringling zu schießen, haben Sie keine Chance.« Er griff zum Fuß einer großen verschnörkelten Messinglampe, die auf dem Tisch stand, und tat so, als wollte er sie einschalten. Stattdessen zog er einen kleinen länglichen Gegenstand aus dem Lampenfuß, drehte sich blitzschnell um und zielte

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