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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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verstanden.« Wenigstens dieses eine Mal hatte er ihn verstanden.
    Wenige Sekunden später sackte sein Vater in sich zusammen.
    Ben wischte sich die Tränen aus den Augen. Selbst im Tod bot sein Vater ein Bild kräftiger Gesundheit. Er sah um Jahrzehnte jünger aus. Das Haar wieder glänzend und dunkel, die Haut glatt, fest und gesund.
    Nie hatte Max Hartman lebendiger ausgesehen als im Tod.

48. KAPITEL
    Semmering

    Von überall war Gewehrfeuer zu hören, als Ben und Anna durch den Korridor rannten. Der Lauf von Annas Uzi schlug dumpf klappernd gegen den Gurt mit den Ersatzmagazinen. Jeden Augenblick konnten die Wachen über sie herfallen. Allerdings wussten sie, dass Ben und Anna bewaffnet waren, sie würden deshalb äußerst vorsichtig vorgehen. Als Söldner mussten sie sich zwar loyal verhalten, doch würden sie niemals leichtfertig ihr Leben aufs Spiel setzen.
    Max’ Wegbeschreibung war klar und präzise gewesen.
    Nach der nächsten Ecke standen sie vor dem Eingang zum Treppenhaus.
    Ben öffnete die schwere Stahltür, und Anna feuerte eine Salve in den Vorraum. Das verschaffte ihnen zumindest für kurze Zeit Luft, doch schon nach ein paar Schritten auf die Treppe zu gerieten sie unter Beschuss. Anscheinend feuerte ein Wachmann von der unteren Ebene auf die Stahlstufen der Treppe. Er brauchte nicht zu zielen, wirklich gefährlich waren die Querschläger.
    »Lauf die Treppe hoch«, sagte Anna leise zu Ben.
    »Max hat gesagt, dass der Hubschrauber auf der unteren Ebene steht«, erwiderte Ben.
    »Los, lauf nach oben. Und mach viel Krach dabei.«
    Ben kapierte. Er drehte sich um und trampelte die Stahlstufen hinauf. Seine Schritte hallten laut nach.
    Anna drückte sich mit dem Rücken flach gegen die Wand und wartete. Von unten konnte man sie nicht sehen. Kurz darauf hörte sie, wie jemand die Treppe hochpolterte.
    Die Sekunden kamen ihr wie Stunden vor. Anna stellte sich den Mann vor, der die Treppe hochrannte. Aufgrund der lauter
werdenden Schritte musste sie abschätzen, wann er in ihr Sichtfeld kam. Vor allem musste sie den richtigen Moment abpassen, um in letzter Sekunde, bevor er sie sah, den Schritt nach vorn zur Treppe zu machen und zu schießen. Sie musste auf ihre Reflexe, auf ihren Instinkt vertrauen.
    Die Schritte wurden lauter, er war jetzt ganz nah. Sein Kopf musste jeden Augenblick auftauchen. Sie hielt die Waffe nach unten, stieß sich von der Wand ab, machte einen Satz vorwärts und feuerte die Stufen hinunter.
    Zwei Meter unter ihr riss der Wachmann die Arme mit der Maschinenpistole hoch, feuerte, nach hinten kippend, senkrecht in die Luft und stürzte rückwärts die Treppe hinunter. Die Vorderseite seines weißen Overalls leuchtete blutrot.
    »Anna!«, schrie Ben.
    »Komm runter!«, brüllte sie. Zusammen hasteten sie die Treppe zur unteren Ebene hinunter, stiegen über den toten Wachmann und stießen eine weitere grau gestrichene Stahltür auf.
    Landeplatz sieben. Kalter Wind schlug ihnen ins Gesicht. Vor ihnen stand der Hubschrauber. Im schwachen Licht der Abenddämmerung glich er einem glänzenden Lebewesen aus Stahl. Eine italienische Agusta 109. Nagelneu, schwarz schimmernd, mit Rädern anstatt Kufen.
    »Kannst du diese Dinger wirklich fliegen?«, fragte Anna, als sie im Cockpit saßen.
    Ben brummte etwas Unverständliches, während er sich die Instrumente anschaute. Tatsächlich hatte er erst ein einziges Mal einen Hubschrauber geflogen. Und das war ein Übungshubschrauber gewesen, und neben ihm hatte ein ausgebildeter Pilot gesessen und hatte darauf geachtet, dass er keinen Mist baute. Sportflugzeuge konnte er fliegen, aber das hier war etwas vollkommen anderes. Es war das genaue Gegenteil davon.
    Für einen Augenblick verschwamm die verwirrende Menge der Kontrollinstrumente vor seinen Augen, und er sah den toten, zusammengekrümmten Körper seines Vaters vor sich. Bilder jagten in rasendem Tempo durch sein Hirn: das junge Finanzgenie Max Hartman, dessen Vaterland von einer tödlichen Welle des Hasses überrollt wird; der Mann, der sich auf widerliche Weise mit einem widerlichen Regime arrangiert, um das Leben seiner
Familie und das vieler anderer Familien zu retten; der einst stolze Mann, der sich in eine Marionette verwandelt; der von seiner Vergangenheit gepeinigte Emigrant, der sich in eine Frau verliebt, heiratet und Familienvater wird: Max Hartman.
    Ben schüttelte den Kopf. Er musste sich konzentrieren, oder sie würden beide sterben, und alles wäre vergeblich gewesen.
    Der Wind

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