Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Jahrhundert. Auf einem Holzschild über der Tür stand >Altes Gebäude< - obwohl es neuer aussah als die meisten anderen Häuser im Ort. Durch die kleinen Sprossenfenster drang Licht nach draußen. Es war ein Wirtshaus. Hier konnte er essen und trinken, sich ausruhen und vor allem nachdenken. Er parkte seinen demolierten Opel neben einem großen alten Traktor, sodass er von der Straße aus fast nicht zu sehen war. Seine Beine zitterten vor Schwäche, als er ausstieg und das Wirtshaus betrat.
    Innen war es warm und gemütlich. In einem riesigen gemauerten Kamin brannte Feuer. Es roch nach Rauch, gerösteten Zwiebeln und gebratenem Fleisch. Ein traditionelles Schweizer Dorfgasthaus. Auf einem großen runden Holztisch stand ein Schild mit der Aufschrift >Stammtisch<. Die fünf Bauern, die um den Tisch saßen, schauten ihn misstrauisch an, wandten sich aber
schnell wieder ihren Spielkarten zu. An den anderen Tischen saßen nur wenige Gäste.
    Ben merkte erst jetzt, dass er einen Bärenhunger hatte. Er setzte sich an einen freien Tisch, und nach ein paar Minuten tauchte ein kleiner dicker, etwa vierzigjähriger Kellner auf. Er bestellte etwas typisch Schweizerisches, etwas Schweres und Solides: Rösti, Geschnetzeltes und dazu ein Viertel Roten. Als der Kellner mit dem Essen zurückkam, fragte Ben: »Könnten Sie mir ein Hotel im Ort empfehlen?«
    Der Kellner setzte wortlos das Tablett ab, schob den gläsernen Aschenbecher und die roten Streichholzbriefchen mit der Aufschrift >Altes Gebäude< zur Seite und schenkte aus der Karaffe etwas Wein in ein Stielglas. »Der Landgasthof«, sagte er. »Das ist im Umkreis von zwanzig Kilometern der einzige Gasthof, in dem Sie übernachten können.«
    Während der Kellner ihm den Weg erklärte, fing Ben an zu essen. Das Rösti war braun und knusperig und schmeckte wunderbar nach Zwiebeln. Während er das Essen hinunterschlang, fiel sein Blick durch das trübe kleine Fenster hinaus auf die parkenden Autos. Neben seinem stand jetzt ein Wagen, der ihm die Sicht auf den Platz versperrte. Es war ein grüner Audi.
    Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass er den Wagen schon mal gesehen hatte.
    War nicht kurz hinter Zürich ein grüner Audi eine Zeit lang hinter ihm hergefahren? Er hatte sich gefragt, ob der Wagen ihn verfolgte, hatte das aber dann als Produkt seiner überreizten Fantasie abgetan.
    Er wandte leicht den Kopf und glaubte aus dem Augenwinkel ein ihn anstarrendes Augenpaar zu erkennen. Als er jedoch den Blick durch das Lokal schweifen ließ, sah er lediglich teilnahmslose Gesichter, die zufällig in seine Richtung schauten. Ben stellte das Weinglas ab. Ich brauche Kaffee, keinen Wein. Ich fang schon an zu fantasieren.
    Er hatte fast die ganze Portion gegessen - in Rekordzeit. Das Essen lag ihm schwer im Magen, eine bleierne Masse aus fettigen Kartoffeln und Sahnesauce. Er suchte nach dem Kellner, um sich einen starken Kaffee zu bestellen. Wieder beschlich ihn das gruselige Gefühl, dass ihn jemand anschaute und dann schnell
wieder wegschaute. Ben blickte nach links. Die meisten der groben Holztische waren leer. Ein paar Gäste saßen in dunklen Nischen. Kein Mensch hockte an der mit Schnitzereien verzierten, halb im Dunkeln liegenden Holztheke, auf der nichts als ein altmodisches weißes Telefon mit Wählscheibe stand. In einer Nische saß ein einzelner Mann, der an einer Kaffeetasse nippte und eine Zigarette rauchte. Er war in mittlerem Alter, trug eine zerschlissene braune Bomberjacke aus Leder und hatte das lange graue Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Wo habe ich den schon mal gesehen? Ich bin sicher, dass ich ihn kenne. Der Mann stützte betont lässig einen Ellbogen auf den Tisch, beugte sich vor und legte das Gesicht in die Handfläche.
    Das lässige Gehabe wirkte gespielt. Der Mann wollte sein Gesicht verbergen.
    Ben erinnerte sich an einen großen blassen Mann in gedecktem Anzug mit einer langen grauen Pferdeschwanzfrisur. Aber wo hatte er den gesehen? Der Mann war ihm nur kurz durchs Blickfeld gehuscht. Und er hatte noch gedacht, wie lächerlich und altmodisch das aussah - ein Pferdeschwanz bei einem Geschäftsmann, wie in den Achtzigern.
    Die Bahnhofstraße.
    Er hatte den Kerl im Menschengewühl in der Fußgängerpassage gesehen - kurz bevor er Jimmy Cavanaugh entdeckt hatte. Er war sich ganz sicher. Der Mann hatte sich in unmittelbarer Nähe des Hotels St. Gotthard aufgehalten; später war er Ben in dem grünen Audi gefolgt - und jetzt saß er hier und

Weitere Kostenlose Bücher