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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Pistole
verbunden sind. Der Elektroimpuls macht das Objekt für kurze Zeit bewegungsunfähig oder gar bewusstlos.
    Der junge Bursche verschwand im Bad und entzog sich kurz Annas Blicken. Sie stellte die Taser auf maximale Leistung. Kein Risiko eingehen. Die Waffe in ihrer Hand brummte und knisterte. Zwischen zwei Elektroden war ein blauer Lichtbogen sichtbar. Sie zielte etwa auf Bauchhöhe.
    Dann hörte sie plötzlich das Geräusch von sprudelndem Wasser. Er hatte den Wasserhahn aufgedreht. Was zum Teufel hatte er vor? In der nächsten Sekunde stand sie mit der Taser in der ausgestreckten Hand in der Badezimmertür. Der Bursche wirbelte herum, und Anna erkannte, was er vorhatte. Zu spät. Aus dem Duschkopf schoss ein dicker Wasserstrahl in ihre Richtung. Anna ließ die M26 eine Sekunde zu spät los. Der Elektroschock schoss ihr in den durchnässten Unterleib, Schmerz durchzuckte ihren Körper. Ihre Muskeln verkrampften sich, und sie stürzte zu Boden.
    »War mir ein Vergnügen«, sagte der junge Mann mit tonloser Stimme und warf ihr eine Kusshand zu. »Bin etwas spät dran. Man sieht sich.« Und dann musste Anna hilflos zuschauen, wie er aus dem Badezimmerfenster kletterte und über die Feuerleiter verschwand.
    Als sie sich wieder bewegen konnte, rief sie erst die Polizei und stellte dann fest, ob etwas gestohlen worden war. Nichts fehlte. Aber das war auch die einzige der üblichen Fragen, die sie beantworten konnte. Die Polizisten debattierten darüber, ob es sich nun um unbefugtes Eindringen oder Einbruchdiebstahl handelte. Da Anna Bundesbeamtin und quasi vom Fach war, hielten sie ihre Schilderung des Vorfalls für glaubhaft. Dann begannen sie mit der Sicherung des Tatorts, was nach ihrer Meinung ein paar Stunden dauern würde.
    Anna schaute auf die Armbanduhr. Acht Uhr abends. Sie rief bei David Denneen zu Hause an. »Tschuldige die Störung, aber ist dein Gästezimmer frei?«, fragte sie. »Meine Wohnung hat sich gerade in einen Tatort verwandelt.«
    »Was ist passiert?«, fragte Denneen.
    »Erklär ich dir später. Tut mir Leid, dass ich dich damit behellige.«

    »Ach was. Hast du schon was gegessen? Komm rüber, wir wollten gleich anfangen.«
    David und Ramón wohnten in einer Vorkriegswohnung in der Nähe des Dupont Circle, mit dem Taxi gerade mal eine Viertelstunde entfernt. Die Wohnung war nicht luxuriös, aber sie hatte hohe Räume, Bleiglasfenster und war nett eingerichtet. Nach dem pikanten Duft von Chili, Anis und Kümmel zu urteilen, der ihr schon in der Diele in die Nase stieg, tippte sie auf eine von Ramón gekochte Mole.
    Vor drei Jahren, als Denneen im Justizministerium angefangen hatte, war sie seine Vorgesetzte gewesen. Er hatte schnell gelernt, gute Arbeit geleistet und sich gleich mehrfach bewährt; zum Beispiel hatte er einen vom Weißen Haus für die Botschaft Katars abgestellten Berater beschattet, was schließlich zu einer umfangreichen Korruptionsuntersuchung geführt hatte. Anna hatte für seine Personalakte brillante Beurteilungen geschrieben, musste aber schon bald feststellen, dass Abteilungsleiter Arliss Dupree ihre Beurteilungen durch eigene »Urteile« ergänzt hatte. Sie waren zwar verschwommen, aber eindeutig abwertend: Denneen sei »für Regierungsarbeit ungeeignet«. Es mangele ihm an der für einen Ermittler des OSI erforderlichen »Willensstärke«. Er sei »weich« und »flatterhaft« und neige zu »verantwortungslosem Handeln«. Insgesamt sei seine Einstellung »problematisch«. Das war natürlich Unsinn; die Floskeln eines Bürokraten, der damit seine tief sitzenden feindseligen Gefühle und Vorurteile kaschierte.
    Anna war mit beiden befreundet, seit sie David und Ramón bei Kramerbooks auf der Connecticut Avenue zum ersten Mal als Paar gesehen hatte. Ramón war ein kleiner freundlicher Mann mit einem gewinnenden Lächeln. Die weißen Zähne leuchteten in seinem tiefbraunen Gesicht. Er arbeitete als Verwaltungsbeamter für die Washingtoner Sektion des Programms »Essen auf Rädern«. Sie hatten sich auf Anhieb gemocht, und Anna hatte Ramóns spontaner Einladung zum Essen für den gleichen Abend sofort zugestimmt. Es war ein geradezu magischer Abend geworden. Nicht nur wegen Ramóns exzellenter Paella, sondern auch wegen der lockeren Atmosphäre und entspannten Unterhaltung, bei der sie nicht ein einziges Mal über ihre Arbeit redeten. Sie
beneidete die beiden um ihre unverkrampfte Vertrautheit und Zuneigung.
    Davids Kinn war ebenmäßig, er hatte rotblondes Haar und war

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