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Das Sigma-Protokoll

Das Sigma-Protokoll

Titel: Das Sigma-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Gründungsurkunde befindet sich in der Schweiz. Sie enthält die ganze Wahrheit.«
    Max Hartmans Augen funkelten. »Jemand zeigt dir eine gefälschte Urkunde, die mich diskreditieren soll. Und du, Benjamin, glaubst das alles. Die entscheidende Frage lautet: Warum?«
    Ben hatte das Gefühl, als schwankte der Boden unter seinem Stuhl. »Weil Peter es mir selbst gesagt hat!«, brüllte er. »Vor zwei Tagen in der Schweiz. Er hat die Wahrheit herausgefunden. Peter hat herausgefunden, was du getan hast. Er wollte uns davor beschützen.«
    »Peter...?« Max Hartmans Stimme war kaum noch vernehmbar.
    Sein Vater schaute ihn mit verzerrtem Gesicht an. Ben zwang sich fortzufahren.

    »Er hat mir von dieser Organisation erzählt und davon, wer du wirklich warst. Und dabei hat man ihn erschossen.«
    Das Blut war aus Max Hartmans Gesicht gewichen. Die knorrige Hand, die auf der Schreibtischplatte lag, zitterte.
    »Man hat Peter vor meinen Augen umgebracht.« Die nächsten Worte spuckte Ben seinem Vater entgegen. »Mein Bruder - dein Sohn - war eins deiner Opfer.«
    »Lüge. Alles Lüge!«, brüllte sein Vater.
    »Nein«, sagte Ben. »Es ist die Wahrheit. Die Wahrheit, die du dein ganzes Leben lang vor uns verborgen hast.«
    Max Hartmans Stimme wurde jetzt plötzlich sanft und kalt wie ein arktischer Wind. »Du sprichst von Dingen, von denen du überhaupt nichts verstehen kannst.« Er hielt inne. »Die Unterhaltung ist beendet.«
    »Ich weiß jetzt, wer du bist «, sagte Ben. »Und das macht mich krank.«
    »Verschwinde!«, brüllte Max Hartman, hob zitternd einen Arm und zeigte zur Tür. Ben sah seinen Vater vor sich, wie er den selben Arm zum Hitlergruß hob. In einer Vergangenheit, die zwar weit, aber nicht weit genug zurücklag. Die nie weit genug zurückliegen würde. Und er erinnerte sich an das oft zitierte Wort eines Schriftstellers: Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist nicht mal vergangen.
    »Verschwinde!«, brüllte sein Vater noch einmal. »Verschwinde aus diesem Haus!«

    Washington, D.C.

    Der Air-Canada-Flug von Nova Scotia zum Reagan National Airport in Washington landete am späten Nachmittag. Als das Taxi vor Annas Apartmenthaus im Stadtteil Adams Morgan hielt, war es kurz vor sechs und schon dunkel.
    Sie atmete immer wieder erleichtert auf, wenn sie in ihre Wohnung - in ihr Refugium - zurückkehrte. Es war der einzige Ort, an dem sie wirklich alles im Griff hatte. Die kleine Zwei-Zimmer-Wohnung lag zwar in einem armseligen Viertel, aber es war ganz ihre eigene kleine Welt.

    Als sie in ihrem Stockwerk aus dem Lift trat, traf sie ihren Nachbarn Tom Bertone, der gerade nach unten wollte. Tom und seine Frau Danielle waren Rechtsanwälte und für Annas Geschmack etwas zu überschwängliche, zu fürsorgliche Nachbarn, aber sie kam gut mit ihnen aus. »Hi, Anna, habe heute deinen kleinen Bruder kennen gelernt«, sagte er. »Ist noch nicht lange in der Stadt, oder? Netter Bursche.« Dann schlossen sich die Fahrstuhltüren.
    Bruder?
    Sie hatte keinen Bruder.
    Vor ihrer Wohnungstür blieb sie kurz stehen und dachte nach. Ihr Herz raste. Dann holte sie ihre Dienstwaffe, eine Neun-Millimeter Sig Sauer, aus der Handtasche. In der rechten Hand hielt sie die Waffe, mit der linken drehte sie den Schlüssel um und schob die Tür auf. In der Wohnung war es dunkel. Wie sie es gelernt hatte, schob sie sich mit vorgehaltener Waffe, den Rücken an die Wand gepresst, in den Flur. Wechselte dann zur nächsten, im rechten Winkel stehenden Wand über. Und so weiter. Das gehörte zum Trainingsdrill eines jeden Agenten, nur dass Anna nie geglaubt hatte, diese Taktik mal in ihrer eigenen Wohnung, ihrem Refugium, anwenden zu müssen.
    Vorsichtig schloss sie hinter sich die Tür. Stille .
    Sie roch etwas. Zigarettenrauch. Genau. Aber viel zu schwach, als dass er von einer in diesem Augenblick glimmenden Zigarette stammen konnte. So roch die Jacke eines Rauchers.
    Eines Rauchers, der in ihrer Wohnung gewesen war.
    Dann sah sie etwas. Im trüben Licht der Straßenlaternen erkannte sie die Umrisse ihres Aktenschranks. Eine der Schubladen stand ein paar Zentimeter offen. Sie achtete peinlichst darauf, dass die Schubladen immer geschlossen waren. Jemand hatte ihre Sachen durchsucht.
    Ihr stockte der Atem.
    Dann spürte sie einen Luftzug vom Badezimmer. Das Fenster stand offen.
    Und dann hörte sie ein Geräusch. Ganz leise, aber nicht leise genug: das Quietschen einer Gummisohle.
    Der Einbrecher war noch da!
    Sie machte das Deckenlicht an,

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