Das Sigma-Protokoll
Klienten, die mit der Betreuung sehr zufrieden waren. Klienten, deren Geld - nun ja - nicht ganz sauber war.«
»Heißt das, dass Sie für mich an Peters Schließfach rankommen könnten?«
»Ich fürchte nein. Sie müssen mich begleiten. Sie sind der Begünstigte und Erbe des wirtschaftlichen Besitzers.«
»Wenn es irgend möglich ist, würde ich am liebsten sofort zur Bank gehen«, sagte Ben. Er dachte an Kommissar Schmids Warnung. Als Persona non grata in der Schweiz würde man ihn umgehend verhaften.
Das Telefon hörte nicht auf zu klingeln. Deschner drückte in seiner Untertasse die Zigarette aus. »Einverstanden. Wenn Sie mich kurz entschuldigen wollen, das Telefon. Dann muss ich noch ein, zwei Anrufe machen, um meinen Termin um halb zehn zu verschieben.«
Er ging ins Nebenzimmer und kehrte wenige Minuten später zurück. »Alles in Ordnung. Ich konnte den Termin verschieben.«
»Vielen Dank.«
»Keine Ursache. Der Kundenbetreuer ist Bernard Suchet, der Vizepräsident der Bank. Er hat alle erforderlichen Unterlagen. Auch eine Fotokopie von Peters Pass. Sie glauben natürlich, dass
er seit vier Jahren tot ist. Von seinem wirklichen Tod haben die Medien anscheinend noch keine Notiz genommen. Ihre Identität zu dokumentieren, dürfte Ihnen ja nicht schwer fallen.«
»Meine Einreise in die Schweiz ist nicht ganz regulär abgelaufen«, sagte Ben vorsichtig. »Meinen derzeitigen Aufenthalt im Land können die entsprechenden Pass-, Zoll- oder Einwanderungsbehörden also nicht bestätigen. Was passiert, wenn die Bank bei den Behörden nachfragt?«
»Wir müssen ja nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Ich zieh mich schnell an, und dann können wir. Gibt einiges zu tun.«
14. KAPITEL
Asunciön, Panama
Anna fuhr herum und blaffte Captain Bolgorio an: »Was? Die Leiche ist schon eingeäschert? Wir hatten doch vereinbart... verdammt!«
Bolgorio zuckte mit den Schultern, breitete die Hände aus und schaute sie betroffen an. »Agent Navarro, bitte, müssen wir das in Anwesenheit der trauernden Witwe erörtern?«
Anna beachtete ihn gar nicht und wandte sich an die Witwe. »Wussten Sie, dass Ihr Mann obduziert werden sollte?«, fragte sie ungehalten.
»Achten Sie auf Ihren Ton«, empörte sich Consuela Prosperi. »Ich bin keiner Ihrer Verbrecher.«
Anna wandte sich wieder an Captain Bolgorio. Sie war fuchsteufelswild. »Und Sie? Haben Sie gewusst, dass man die Leiche einäschert?« Natürlich hat der Bastard Bescheid gewusst.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, Agent Navarro, dass das nicht in meine Zuständigkeit fällt.«
»Haben Sie es gewusst oder nicht?«
»Nun ja, man schnappt hier und da was auf. Aber ich bin nur ein kleiner Beamter, das müssen Sie verstehen.«
»Sind wir jetzt fertig?«, fragte Consuela Prosperi.
»Noch nicht ganz«, sagte Anna. »Hat man Sie wegen der Einäscherung unter Druck gesetzt?«, fragte sie die Witwe.
Die Witwe warf einen Blick auf Bolgorio. »Würden Sie die Dame bitte hinausbegleiten, Captain?«
»Ich bitte vielmals um Verzeihung, Señora«, sagte Bolgorio. »Agent Navarro, wir müssen jetzt gehen.«
»Wir sind noch nicht fertig«, erwiderte Anna ruhig. »Man hat Sie unter Druck gesetzt, stimmt’s? Womit? Hat man gedroht,
Ihre Konten einzufrieren, wenn Sie nicht mitmachen? War’s das?«
»Schaffen Sie die Dame aus meinem Haus, Captain«, erklärte die Witwe mit herrischer Stimme.
»Agent Navarro, bitte...«
»Ein paar Worte zum Abschied, Senora«, sagte Anna. »Zufällig ist mir bekannt, dass ein bedeutender Teil Ihres Vermögens in Hedge Fonds, Investmentbeteiligungen und Dividendenpapieren in den USA und in Europa angelegt ist. Die US-Regierung verfügt über ausreichenden Einfluss, um die Beschlagnahme dieser Vermögen zu veranlassen, falls sie Sie einer internationalen kriminellen Verschwörung verdächtigt.« Sie stand auf und ging Richtung Tür. »Ich werde jetzt mit Washington telefonieren und genau das in die Wege leiten.«
In ihrem Rücken hörte sie die Witwe aufschreien. »Das kann Sie doch nicht tun, oder? Sie haben mir versichert, dass meinem Vermögen nichts passiert, wenn...«
»Halten Sie den Mund!«, herrschte der Captain sie an. Anna drehte sich um und sah Bolgorio, dessen Gesicht nur Zentimeter von dem der Witwe Prosperi entfernt war. Seine Unterwürfigkeit war wie weggeblasen. »Ich kümmere mich darum.«
Er ging rasch auf Anna zu und packte sie am Arm.
Als sie wieder vor dem Tor auf der Straße standen, fragte Anna: »Was vertuschen Sie,
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