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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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jener kleinen Gefängnisse, in denen Sträflinge untergebracht werden, deren Haft sich über Jahre hinauszieht, und die mit Buchbinder- und Druckerarbeit vertraut sind. Es gibt verschiedene ›Branchen‹-Gefängnisse in England - so ist zum Beispiel Maidstone das ›Drucker‹- und Shepton Maller das ›Färber‹-Gefängnis. Dort haben die Gefangenen die Möglichkeit, ihren Beruf auszuüben oder den betreffenden zu erlernen.
    Der Oberaufseher, mit dem Leon sprach, erzählte ihm, daß Wilford bald geschlossen und die Insassen nach Maidstone gebracht würden. Er schien diesen Wechsel aufrichtig zu bedauern.
    »Im Grund genommen haben wir ganz nette Kerle hier, sie machen uns keine Umstände und haben selbst ein nicht zu schweres Leben. Seit Jahren hatten wir keinen Fall von Disziplinlosigkeit, haben überhaupt nur einen einzigen Nachtwächter, daraus können Sie schon sehen, wie ruhig es hier zugeht.«
    »Wer hatte denn gestern abend Nachtdienst?« fragte Leon. Diese unerwartete Frage schien den Oberaufseher zu verblüffen.
    »Letzte Nacht? Das war Bennett - er ist übrigens heute krank geworden ... Magen oder so etwas Ähnliches. Merkwürdig, daß Sie danach fragen. Ich bin gerade bei ihm gewesen. Wir hatten außerdem noch von Scotland Yard eine Anfrage nach dem Mann erhalten, den Sie aufsuchen wollen. Der alte Bennett liegt im Bett, hat fürchterliche Kopfschmerzen.«
    »Kann ich den Direktor sprechen?« fragte Leon.
    Der Beamte schüttelte den Kopf.
    »Er ist mit Miss Folian nach Dover gefahren, mit seiner Tochter, wissen Sie, sie reist nach dem Kontinent.«
    »Miss Gwenda Folian?« fragte Leon gleichmütig, und als der Oberaufseher nickte, fuhr er fort:
    »Das ist doch die junge Dame, die Ärztin werden wollte?«
    »Sie ist Ärztin«, versicherte der andere nachdrücklich. »Wenn sie nicht gewesen wäre - damals, als Lenthall die Herzkrämpfe hatte -, läge er heute unter dem Rasen. Sie hat sein Leben gerettet. Er arbeitet im Haus des Direktors, und ich glaube, Lenthall ließe sich den rechten Arm abschneiden, wenn er ihr damit einen Dienst erweisen könnte. Auch in diesen Leuten steckt manchmal noch ein ganz guter Kern.«
    Sie standen in der Haupthalle des Gefängnisses, und Leon blickte zu den schmalen eisernen Balkons und den unzähligen kleinen Türen.
    »Der Nachtwächter sitzt wohl hier?« fragte er und wies auf einen erhöhten Tisch, in dessen Nähe sie standen. »Und die Tür dort, wo führt denn die hin?«
    »Nach den Privaträumen des Direktors.«
    »Und Miss Gwenda kommt wohl ab und zu und bringt dem Nachtwächter eine Tasse Kaffee und eine Kleinigkeit zu essen?« fügte Leon gleichgültig hinzu.
    Der Oberaufseher schien verlegen.
    »... nein, Sir, das wäre ja ganz gegen die Bestimmungen. Aber wollten Sie nicht Lenthall sprechen?«
    Leon schüttelte den Kopf.
    »Ich habe es mir anders überlegt, es ist nicht mehr, nötig«, sagte er ruhig.
    »Wo konnte so ein Schuft wie Letheritt am Weihnachtsfeiertag in der Kirche singen?« fragte Leon, als er seinen Freunden Bericht erstattete. »Nur an einem einzigen Platz - im Gefängnis. Es liegt auf der Hand, daß auch unsere Miss Brown im Gefängnis gewesen sein mußte, und ich weiß, daß der Gefängnisdirektor mit seiner Familie regelmäßig am Gottesdienst teilnimmt. Letheritt war ›nicht eingeladen‹ und war auch ›bald am Ende‹ seiner Haftzeit, sollte von Wilford aus entlassen werden. Meadows tut mir wirklich leid. Sein ganzes Vertrauen in das untrügliche System der Fingerabdrücke ist erschüttert, und warum?
    Weil ein Sträfling sein Wort hielt und mit den Briefen zurückkehrte, die ich nicht erlangen konnte. Und in der Zwischenzeit schlief der betäubte Mr. Bennett an seinem Tisch, und Miss Gwenda Folian wachte an seiner Stelle!«

9 - Die Dame aus Brasilien
    Der Flug begann in Sturm und Regen, und dann kam dichter Nebel. Böen machten sich unangenehm bemerkbar, unter denen luftkranke Passagiere viel zu leiden hatten. Über dem Kanal ging der Pilot bis auf zweihundert Meter herunter.
    Dann versuchte der Stewart, den Donner der mächtigen Motoren zu überschreien:
    »Wir landen in Lympne ..., dichter Nebel über London ..., Autos sind für die Passagiere bestellt ...«
    Manfred beugte sich zu der Dame hinüber, die auf der anderen Seite des schmalen Ganges saß.
    »Außerordentlich günstig für Sie«, sagte er so leise, daß nur sie seine Worte verstehen konnte.
    Die ehrenwerte Mrs. Peversey hob ihr Lorgnon vor die Augen und musterte ihn kühl.

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