Das silberne Dreieck
sich dort plötzlich der einzigen Frau in der Welt gegenüber, die berechtigt war, seinen Namen zu tragen, der übrigens Jackson lautete. Die hübsche, aber auch sehr hartnäckige Frau hatte für ihn selbst recht wenig übrig, wollte nur für seine beiden vernachlässigten Kinder einen kleinen Teil des Vermögens retten, das er durchgebracht hatte.
Das Zusammentreffen zu diesem Zeitpunkt war Mr. Lexfield sehr fatal. Er hätte mit Vergnügen gezahlt, um sie endgültig loszuwerden, wenn ... Ja, wenn seine geizige Kleinlichkeit nicht gewesen wäre.
Eine Woche war vergangen, seit Garry Lexfield jene peinliche Erfahrung, über ein ziemlich hohes Eisengitter geworfen zu werden und in einem Vorgarten zu landen, durchgemacht hatte; ein leichtes Hinken erinnerte ihn noch an dieses Abenteuer. In der Zwischenzeit hatte Leon Gonsalez, der sich für den ›Fall‹ (in jeder Beziehung des Wortes) interessierte, alles Wissenswerte über Mr. Lexfields bewegtes Leben herausgefunden.
»Hätte ich das alles vorher gewußt, würde ich ihn noch etwas unsanfter behandelt haben«, sagte Manfred bedauernd. »Ganz eigenartig ... Im Augenblick, wo ich ihn aufhob - mit dem Griff, den du immer noch nicht richtig heraus hast, Leon -, hatte ich das Gefühl, mit etwas, wie soll ich sagen, Ekelhaftem, Abstoßendem in Berührung zu kommen. Wir müssen den guten Mann im Auge behalten. Wo wohnt er denn?«
»Er hat eine prachtvolle Wohnung in Jermyn Street«, sagte Leon. »Bevor du mir aber erzählst, daß es in Jermyn Street überhaupt keine ›prachtvollen‹ Wohnungen gibt, möchte ich dich darauf aufmerksam machen, daß verschiedene wenigstens einen solchen Eindruck machen. Mein Interesse für unseren Freund ist so groß, daß ich nach dem Yard ging und mit Meadows gesprochen habe.
Der Inspektor kennt Lexfields ganzes Sündenregister, kann ihn aber nicht überführen. Der Mann scheint im Geld zu schwimmen, hat ein Konto bei der London & Southern Bank und hat heute nachmittag ein neues Auto gekauft.«
Manfred nickte nachdenklich.
»Ein ganz ausgekochter Junge«, sagte er. »Könnte man denn nicht seine Frau finden? Ich nehme an, die bedauernswerte Dame, der er damals ...«
»Sie wohnt in Little Titchfield Street - unter dem Namen Jackson, der sicherlich der richtige ist. Meadows ist davon überzeugt.«
Mr. Garry Lexfield war ein viel zu erfahrener Mann, um nicht bemerkt zu haben, daß die Polizei ihn beobachtete. Aber seine Verbrechen gehörten zu jenen, die sich in den seltensten Fällen nachweisen lassen. Seine angenehmen Manieren, sein Auto und vor allen Dingen ein gut vorbereiteter Unfall auf der oberen Themse hatten ihm Einführung in einen sehr exklusiven Ruderclub verschafft, dessen Ehrenmitglied er geworden war. Und von dort aus war es nur ein Schritt in Häuser, die ihm sonst verschlossen geblieben wären.
Er verbrachte einen ertragreichen Monat, indem er zwei wohlhabende Bankiers in die Geheimnisse des ›Busch Pokers‹ einführte. Fünf Abende hintereinander verlor er, verlor 600 Pfund an die beiden Herren, denen das beständige Unglück ihres Gastes mehr als peinlich war. Aber am sechsten und siebenten Tag änderte sich das Blatt, und Lexfield gewann, so unglaublich das auch klingen mag, annähernd fünftausend Pfund und hinterließ bei seinen Gastfreunden die Empfindung, daß dieser Verlust nur ihrer eigenen Spielwut zuzuschreiben wäre.
»Sehr interessant«, sagte Manfred trocken, als man ihm diese Einzelheiten erzählte.
Eines Abends, als Lexfield mit einem seiner flüchtigen Bekannten im Ritz-Carlton speiste, bot sich die Chance, auf die er schon immer gewartet hatte.
»Kennen Sie die Dame am Nebentisch?« fragte er leise seinen Gefährten.
»Wen? Ach so! Aber natürlich! Ich kenne sie seit Jahren - sie war verschiedene Male bei meinen Eltern in Somerset auf Besuch. Eine Madame Velasquez. Sie ist die Witwe eines scheußlich reichen Brasilianers.«
Mr. Lexfield blickte von neuem zu der dunklen, wunderschönen Frau hinüber. Für den verwöhnten Geschmack trug sie vielleicht etwas zu viel Schmuck. Eine ganze Reihe Brillantarmbänder schmückte ihre schlanken Arme. Ein enormer Smaragd, von großen Brillanten umgeben, funkelte auf ihrer Brust. Ihre königliche Haltung wurde durch das prachtvolle Kostüm wirksam unterstützt.
»Sie ist - ekelhaft reich«, schwatzte sein Bekannter weiter. »Mein Oberst, der sie viel besser kennt als ich, erzählte mal, daß ihr Mann ihr mindestens sechs Millionen Pfund hinterlassen hätte.
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