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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Wie bitte?«
    Kurze Zeit später landeten sie glatt auf dem Flugplatz, und Manfred war der reizenden Dame beim Aussteigen behilflich.
    »Was wollten Sie vorhin sagen?«
    Die graziöse, hübsche Frau betrachtete Manfred mit unverkennbarer Arroganz.
    »Es ist sehr vorteilhaft für Sie, daß wir schon hier landen«, erwiderte er. »Sie heißen Kathleen Zieling, sind aber bekannter unter dem Namen ›Claro‹ May. In Croydon warten zwei Detektive auf Sie, die sich gern mal mit Ihnen über eine Perlenhalskette unterhalten möchten, die vor drei Monaten in London verschwunden ist. Zufällig spreche ich ganz gut französisch und hörte, wie sich zwei Beamte der Pariser Polizei über Ihre Zukunft unterhielten; das war kurz vor dem Start in Le Bourget.«
    Ihr Blick war jetzt nicht mehr arrogant, zeigte aber auch keinerlei Unruhe. Augenscheinlich war ihre Prüfung des Mannes, der ihr eine so alarmierende Mitteilung machte, zu seinen Gunsten ausgefallen und hatte sie von seiner Aufrichtigkeit überzeugt.
    »Ich danke Ihnen vielmals«, sagte sie leichthin, »aber ich habe nicht die geringste Veranlassung, mir Sorge zu machen. Die beiden Leute, die auf mich warten, sind Fennicker und Edmonds; ich werde ihnen telegrafieren, daß sie mich in meinem Hotel in London sprechen können. Sie sehen eigentlich nicht aus wie ein ›Greifer‹, aber ich muß annehmen, Sie sind doch einer.«
    »Die Frage läßt sich nicht so leicht beantworten«, lächelte Manfred.
    Sie musterte ihn wieder.
    »Für einen ›Greifer‹ sehen Sie zu anständig aus! Nein, nein, mit mir ist alles in Ordnung, aber trotzdem ..., besten Dank.«
    Dies war eine Verabschiedung, die Manfred aber nicht zu verstehen schien.
    »Sollten Sie irgendwelche Unannehmlichkeiten haben, würde ich mich freuen, wenn Sie bei mir anrufen ließen. Hier ist meine Karte.« Sie nahm sie nachlässig, ohne auch nur einen Blick auf sie zu werfen. »Sie werden sich über mein plötzliches Interesse wundern. Die Erklärung ist sehr einfach. Vor einem Jahr fiel ein guter Freund von mir auf dem Montmartre in die Hände der Fouret-Bande und wäre sicherlich ermordet worden, wenn Sie ihm nicht geholfen hätten.«
    Jetzt fuhr sie überrascht zusammen, blickte auf die Karte, las den Namen und errötete leicht.
    »Sie sind es!« rief sie verlegen. »Ich konnte doch nicht wissen, daß Sie einer von der Gesellschaft sind ..., von den ›Vier Gerechten‹! Ihr habt mir oft genug Schrecken eingejagt! Leon ...? Wie war es doch gleich - so ein spanischer Name ...«
    »Gonsalez«, warf Manfred ein, und sie nickte eifrig.
    »Stimmt - so hieß er!« Und sie blickte ihn mit neuerwachtem Interesse an.
    »Ehrenwort, ich habe mit der Perlenkette nichts zu tun! Und Ihr Freund damals in Paris? Er hat mir doch geholfen. Er wäre gar nicht mit der Bande zusammengekommen, wenn er mir nicht hätte helfen wollen. Er ist mir doch aus dem Kabarett gefolgt.«
    »Wo wohnen Sie in London?«
    Sie gab ihm ihre Adresse, und dann wurde die Unterhaltung durch einen hinzukommenden Zollbeamten unterbrochen. Manfred sah die Dame auf der Fahrt nach London nicht wieder; sie war nicht unter den Passagieren in dem großen Autobus.
    Und, offen gesagt, er hatte auch keinen besonderen Wunsch, sie wiederzusehen. Nur Neugier und vor allen Dingen der Wunsch, jemandem behilflich zu sein, der Leon Gonsalez einen so großen Dienst erwiesen hatte, war die Veranlassung zu seinem Verhalten gewesen.
    Manfred hatte weder Sympathie für Verbrecher noch Abscheu vor ihnen. Er kannte May als internationale Schwindlerin großen Formates und war überzeugt, daß die englische Polizei sie sorgfältig im Auge behalten würde.
    Auf der Fahrt nach London fiel ihm mit Bedauern ein, daß er versäumt hatte, sie nach Garry zu fragen, obgleich es fraglich war, ob sie den überhaupt kannte.
    George Manfred, nach stillschweigender Übereinkunft der Führer der ›Vier Gerechten‹, hatte im Laufe seines bewegten Lebens dreiundzwanzig wenig wünschenswerten Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft weitere Betätigung unmöglich gemacht.
    Der Krieg brachte ihm und seinen Freunden Generalpardon für alle bekannten und unbekannten »Untaten«. Aber als Gegenleistung hatte die Regierung das Versprechen verlangt, das Gesetz künftig genau zu befolgen, und Leon hatte diese Zusicherung für sich und seine Gefährten gegeben. Nur einmal hatte er dies bedauert, und das war, als er es mit Garry Lexfield zu tun bekam.
    Garry hielt sich mit erstaunlicher Geschicklichkeit auf

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