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Das silberne Dreieck

Das silberne Dreieck

Titel: Das silberne Dreieck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gelang es ihm, in das Haus hineinzukommen, und geräuschlos schlich er die Treppe hinauf. Die Tür war von innen verschlossen, aber er konnte das Ende des altmodischen Schlüssels mit einer feinen Zange fassen.
    Kein Laut war von innen zu hören, als das Schloß leise zurückschnappte, und er vorsichtig die Türklinke niederdrückte. Er hatte aber vergessen, daß die Tür an der Innenseite verriegelt war.
    Und wieder kam er am nächsten Tag und sah sich das Haus prüfend von der Außenseite an. Es war möglich, das Fenster zu erreichen, aber nur mit Hilfe einer sehr langen Leiter. Er sprach mit Manfred darüber; beide hielten es für besser, eine andere Methode zu wählen.
    Manfred machte einen Vorschlag.
    »Kannst du ihm denn nicht ein Telegramm schicken, in dem Miss Brown ein Zusammentreffen mit ihm auf dem, sagen wir, Liverpool-Street-Bahnhof wünscht? Du kennst doch ihren Vornamen.«
    »Das habe ich doch schon am zweiten Tag versucht, alter Junge, und hatte den kleinen Lew Leveson bei mir. Falls Letheritt die Briefe bei sich gehabt hätte. Nun, Leveson ist ein Meister im Klauen.«
    »Mit ›klauen‹ meinst du, wie ich annehme, stehlen? Mit der modernen Gaunersprache komme ich immer noch nicht mit«, sagte Manfred. »Zu meiner Zeit sprach man von ›mausen‹.«
    »Du bist schrecklich hinter der Zeit zurück; ›klauen‹ ist jetzt der richtige Ausdruck. Aber jedenfalls kam der Halunke überhaupt nicht. Wenn er Miete schuldig wäre, könnte man ihn vielleicht von dieser Seite fassen, aber er ist mit keinem Penny im Rückstand. Er übertritt kein Gesetz, läßt sich nichts zuschulden kommen - man könnte höchstens etwas gegen ihn unternehmen, weil er im Besitz von Opium ist. Aber auch das würde nicht viel Wert für uns haben, weil die Polizei uns höchst ungern gestattet, in ihrem Gebiet zu jagen.«
    Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Ich fürchte, ich werde Miss Brown einen sehr unbefriedigenden Bericht liefern müssen.«
    Aber erst einige Tage später schrieb er an die angegebene Adresse, nachdem er sich vorher überzeugt hatte, daß sich dort eine kleine Buchhandlung befand, die auch von anderen als Deckadresse gebraucht wurde.
    Eine Woche später fragte Inspektor Meadows, der mit den ›Drei Gerechten‹ auf sehr gutem Fuße stand, Manfred wegen eines gefälschten spanischen Passes um Rat. Manfred war Autorität in Fälschungen, besonders in Paßfälschungen. Außerdem hatte er eine Menge Geschichten über spanische Verbrecher auf Lager, und so war es bereits lange nach Mitternacht, als man endlich aufbrach.
    Leon, der noch etwas frische Luft schnappen wollte, begleitete Meadows bis nach der Regent Street; unterwegs kamen sie auf Mr. John Letheritt zu sprechen.
    »O ja, ich kenne ihn sehr gut. Vor zwei Jahren griff ich ihn wegen einer Schwindelei und verschaffte ihm achtzehn Monate. Ein ganz fauler Kunde, der Kerl, und außerdem ein Spitzel. Er verpfiff Joe Lenthall, den gerissensten Einbrecher der letzten Jahrzehnte. Joe bekam zehn Jahre, und ich möchte nicht in Letheritts Haut stecken, wenn Joe wieder herauskommt.«
    Plötzlich richtete Leon eine Frage an Meadows, die sich auf Letheritts Strafen bezog, und als er die Antwort hörte, blieb er in der Mitte von Hannover Square stehen und schüttelte sich vor Lachen.
    »Was gibt's denn da so Lächerliches?« fragte Meadows überrascht. »Ich sehe da keinen Witz.«
    »Aber ich«, lachte Leon. »Was bin ich doch für ein Dummkopf. Und ich bildete mir ein, ich durchschaue den ganzen Fall!«
    »Sie suchen Letheritt? Ich kann Ihnen sagen, wo er wohnt.«
    Leon schüttelte den Kopf.
    »Ihn brauche ich nicht, aber ich möchte gern mal zehn ungestörte Minuten in seiner Wohnung verbringen.«
    Meadows sah ihn ernsthaft von der Seite an.
    »Er versucht wohl wieder eine kleine Erpressung?«
    Aber Leon gab ihm keine Aufklärung. Als er nach der Curzon Street zurückkam, suchte er lange Zeit in verschiedenen Nachschlagewerken und Adreßbüchern und nahm sich dann eine Karte von England vor. Als letzter ging er zu Bett und stand als erster wieder auf. Er schlief nach vorn heraus und hatte das Klopfen an der Haustür gehört.
    Es regnete in Strömen, als er das Fenster aufmachte und hinausblickte. In dem ungewissen Licht der Morgendämmerung erkannte er Inspektor Meadows.
    »Kommen Sie herunter! Ich muß Sie sprechen.«
    Gonsalez fuhr in seinen Schlafrock, lief die Treppe hinunter und ließ den Inspektor ein.
    »Erinnern Sie sich, daß wir in der Nacht von Letheritt

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