Das silberne Dreieck
Niederträchtigkeiten über mich erzählt. Die Wahrheit ist nämlich, daß ich seit Jahren einer ihrer schärfsten Gegner bin und ...«
Er fuhr mit einer wunderbar erfundenen Geschichte fort, wie er das erstemal den ›Drei Gerechten‹ einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, und sie lauschte gespannt.
»Wie schrecklich interessant«, sagte sie schließlich. »Aber er sagte weiter nichts, als daß du ein schlechter Mensch wärest und nur mein Geld wolltest und daß du ein schlechtes - wie sagt man doch gleich - Leumundszeugnis hättest. Zuerst war ich wirklich ärgerlich, weil er mir auch erzählte, du hättest eine Frau. Aber ich weiß, das kann nicht wahr sein; du könntest mich doch nicht so hintergehen. Morgen kommt er noch einmal, dieser Senor Gonsalez - solange ich mich nicht ärgerte, hat er mir wirklich Spaß gemacht. Wenn du morgen mit mir essen willst, kann ich dir erzählen, was er mir gesagt hat.«
Garry war ärgerlich - mehr als das, er war ernstlich beunruhigt. Es war für ihn nicht schwierig gewesen herauszubekommen, wer der Mann gewesen war, der ihn so wenig glimpflich behandelt hatte, und dann war er in großem Bogen um das Haus mit dem silbernen Dreieck herumgegangen.
Er wechselte das Thema und zeigte sich - trotz der Anwesenheit der störenden Gesellschafterin - als der glühendste und zärtlichste Liebhaber, den man sich nur wünschen konnte. Alle seine Verführungskünste mußten herhalten - es ging um einen Preis, wie er ihn sich nie erträumt hatte.
Sein erstes Ziel waren 20 000 Pfund, die Madame Velasquez als Dividendenzahlungen erhalten hatte. In Geldangelegenheiten hatte sie eine gewisse Hilflosigkeit zur Schau getragen, die aber Mr. Lexfield nicht ganz echt zu sein schien. Garry konnte fließend und in überzeugendster Weise über die Börse sprechen. Spekulieren war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, aber zugleich auch sein beständiger Schaden. Es hat noch niemals einen Hochstapler gegeben, der nicht auf seine eigenen Kenntnisse und seine Gerissenheit in Börsengeschäften geschworen hätte - Garrys Versuche in dieser Hinsicht zeitigten gewöhnlich die bedauerlichsten Resultate für ihn selbst.
Garry begleitete seinen schönen Gast und die schweigsame Gesellschafterin an den Wagen und dachte dann in der Einsamkeit seiner Wohnung über das bedrohliche Interesse nach, das die ›Drei Gerechten‹ ihm und seinen Handlungen zuteil werden ließen.
Wie gewöhnlich stand er am nächsten Morgen spät auf und war noch im Pyjama, als das Telefon läutete. Die Stimme des Portiers meldete ein Ferngespräch an, und Ferngespräche bedeuteten um diese Zeit die wunderhübsche Madame Velasquez.
»Ich habe Gonsalez gesprochen«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung. »Er war schon zum Frühstück hier und behauptete, daß man dich morgen wegen einer Sache in Australien verhaften würde; und dann will er heute noch beantragen, dein Bankkonto sperren zu lassen.«
»Mein Bankkonto?« wiederholte Garry hastig. »Bist du dessen sicher?«
»Ganz sicher. Er will irgendwo zu einem Richter gehen und sich ein Papier ausstellen lassen. Treffen wir uns zum Lunch?«
»Selbstredend - um eins bei mir«, sagte er mit einem schnellen Blick auf die kleine Uhr auf dem Kaminsims: Es war jetzt halb zwölf. »Und wegen deiner Kapitalanlagen? Ich glaube, das kann ich noch heute erledigen. Vergiß dein Scheckbuch nicht.«
Ungeduldig wartete er auf die Beendigung ihrer Unterhaltung, bis er sie schließlich kurz abbrach und sich hastig anzog.
Seine Bank war in der Fleet Street - die Fahrt erschien ihm unendlich, und dann lag ihm auch die Bank viel zu nahe am Gerichtsgebäude. Ein Gerichtsbeschluß konnte vielleicht schon ausgeführt sein!
Er schob seinen Scheck durch das Gitter der Zahlkasse und sah mit angehaltenem Atem, wie er in die Hände des Buchhalters kam. Und dann, zu seiner unendlichen Erleichterung, öffnete der Kassierer sein Schubfach und zählte ihm ein Paket Banknoten vor.
»Da bleiben nur noch einige Pfund auf Ihrem Konto, Mr. Lexfield«, sagte er.
»Das weiß ich«, war Garrys Antwort. »Nach dem Lunch lege ich noch einen größeren Scheck vor, den ich auch sofort ausgezahlt haben möchte.«
Dann fiel ihm ein, daß zu diesem Zeitpunkt die Sperrung schon in Kraft getreten sein könnte; er mußte also einen anderen Weg finden, um Madame Velasquez' Scheck unterzubringen.
Seine Erleichterung war so groß, daß er kaum ruhig sprechen konnte. Mit beinahe 9000 Pfund in der Tasche fuhr
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