Das silberne Dreieck
Ich finde es geradezu unerlaubt, daß ein einziger Mensch so viel Geld hat.«
»Ich würde sie sehr gern kennenlernen«, sagte Lexfield, und wenige Minuten später saß er an dem Tisch der entzückenden Brasilianerin. In der Unterhaltung mit ihr vergaß Garry alles; vergaß sogar, daß er die Absicht hatte, den jungen Offizier am heutigen Abend zu scheren.
Madame Velasquez war eine sehr anziehende Dame, und ihr leicht gebrochenes Englisch erhöhte noch den Reiz der Unterhaltung. Sie schien über Mr. Lexfields Bekanntschaft erfreut zu sein. Garry tanzte mehr als ein dutzendmal mit ihr und bat um die Erlaubnis, sie am nächsten Tag aufsuchen zu dürfen. Aber sie reiste schon in der Frühe nach ihrem Landsitz in Seaton Deverel.
»Das trifft sich eigenartig«, sagte er mit seinem gewinnendsten Lächeln. »Ich komme am nächsten Sonnabend mit meinem Auto durch Seaton Deverel.«
Und zu seiner Freude biß sie an. Am folgenden Sonnabend gegen Mittag schoß sein großer Wagen die lange Auffahrt nach Hanford House hinauf.
Eine Woche später brachte Leon überraschende Neuigkeiten.
»Denk dir, George, der Kerl hat sich mit einer reichen Witwe aus - Südafrika, glaube ich, verlobt. Wir können doch das nicht so weitergehen lassen. Wollen wir uns nicht einmal eine Orgie in Gesetzesübertretungen leisten - den Mann entführen und ihn auf irgendeinem Frachtdampfer unterbringen? Ich kenne einen Kapitän im East India Dock, der das mit Vergnügen für zwanzig Pfund machen würde.«
Manfred schüttelte den Kopf.
»Ich will mal mit Meadows sprechen«, sagte er. »Ich habe eine Idee, wie wir den Kerl vielleicht fassen können.«
Mr. Garry Lexfield war zwar nicht im siebenten Himmel, wie man von einem neugebackenen Bräutigam erwarten könnte, aber auf jeden Fall sehr zufrieden mit sich selbst, als er zusah, wie die Tafel in seiner Wohnung geschmückt wurde.
Es hatte viel Überredung gekostet, bis Madame Velasquez einwilligte, bei ihm zu speisen; mit einer Vorsicht, die beinahe an Mißtrauen grenzte, hatte sie ihn gebeten, sie mit seinen Eltern bekannt zu machen. Daß diese zu dem Zeitpunkt gerade ihre riesigen Besitzungen in Kanada besuchten, war eine bei Garry selbstverständliche Antwort.
»Es ist doch ein sehr ernster Schritt, den ich vorhabe, lieber Garry«, sagte sie und schüttelte weise ihren hübschen Kopf. »Ich habe dich natürlich sehr lieb, fürchte aber immer - ich kann mir nicht helfen -, daß die Männer mehr mein Geld als mich selbst wünschen.«
»Aber mein Liebling«, rief er aufgebracht, »ich brauche dein Geld nicht. Du hast ja mein Bankbuch gesehen. Ganz abgesehen von meinen Grundstücken, habe ich neuntausend Pfund auf der Bank.«
Mit einem Achselzucken wehrte sie diese Worte ab. Madame Velasquez war eine temperamentvolle Dame, deren Stimmung ständig wechselte.
Sie erschien aber zum Dinner - und zu seinem größten Ärger in Begleitung einer Gesellschafterin, die kein Wort englisch sprach. Mr. Lexfield war ein geduldiger Mensch und ließ seine Verstimmung nicht merken.
Sie erzählte ihm eine Neuigkeit, die ihn die Unbequemlichkeit der Begleiterin vergessen ließ. Als sie in seinem überreich geschmückten Salon beim Kaffee saßen, begann sie.
»Ich habe heute einen so netten Mann kennengelernt - er suchte mich in meiner Villa auf.«
»Sicherlich war er nicht nur nett, sondern auch sehr vom Glück begünstigt - dich kennenzulernen«, lächelte Garry, der sich im Augenblick gar nicht glücklich fühlte.
»Und dann sprach er von dir«, gab sie lächelnd zurück.
Garry Lexfield spitzte die Ohren. Niemand kannte ihn in England gut genug, um über ihn sprechen zu können. Sollte das aber doch der Fall sein, so konnte für ihn dabei nicht viel Gutes herauskommen.
»Wer war denn das?« fragte er.
»Er sprach ausgezeichnet spanisch und hatte ein so entzückendes Lächeln! Und so eine Menge drolliger Geschichten hat er mir erzählt, daß ich kaum aus dem Lachen herauskam.«
»War er Brasilianer?«
Sie schüttelte den Kopf.
»In Brasilien sprechen wir portugiesisch - nein; er hieß Senor Gonsalez ...«
»Gonsalez?« rief Garry. »Doch nicht etwa Leon Gonsalez? Einer der verd... der ›Drei Gerechten‹?«
Sie zog die Augenbrauen in die Höhe.
»Kennst du sie denn?«
Er lachte.
»Ich habe oft genug von ihnen gehört. Verbrecher, die schon vor Jahren gehenkt sein müßten; Mörder und Diebe! Wirklich eine Unverschämtheit, daß einer dich aufsucht ... Ich nehme an, er hat allerhand
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