Das silberne Schiff - [Roman]
kann.« Sie wandte sich erneut an Marcus. »Ich werde Alicia und Bryan bei mir behalten. Bryan erkennt in anderen Leuten manchmal Dinge, die ich nicht sehe, und Alicia kann … sehr überzeugend sein. Wir haben damit begonnen, eine Vorratsliste anzufertigen. Ich werde sie dir schicken, damit du weitere Vorschläge machen kannst.«
Marcus nickte.
Mein Vater erhob sich. »Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, um mir genügend Zeit freizuschaufeln.« Er sah Marcus an. »Ich werde mich morgen oder übermorgen bei dir melden.«
»Sprich nicht über diese Sache«, warnte Marcus. »Zu niemandem, dem du nicht bedingungslos vertraust. Weiß die Raumhafenverwaltung von den Sternensöldnern?«
»Wenn ja, scheint sich dort niemand dafür zu interessieren. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass sie mich beobachten. Vielleicht ist das der Grund.«
»Vielleicht«, sagte Marcus nur. »Wenn sie Bescheid wissen, werden sie nicht wollen, dass wir hinterherfliegen. Es sind unsichere Zeiten, und man will bestimmt vermeiden, dass es so aussieht, als würde Islas einen Territorialkrieg gegen Silberheim führen. Also versuch die Sache so geheim wie möglich zu halten. Sag einfach, du hättest einen Auftrag von mir angenommen. Sag niemandem, worum genau es sich handelt, aber deute an, dass wir nach Lopali fliegen werden. Das ist unser zuverlässigster Partner unter den Fünf Welten, mit dem wir regelmäßig Handel treiben. Könntest du diese Geschichte verbreiten?«
»Klar.«
Auch ich stand auf, und nun kamen alle auf die Beine. Marcus sah uns der Reihe nach an. »Kein Wort zu irgendjemandem. Die Raumhafenverwaltung darf nicht erfahren, dass Joseph irgendwohin unterwegs ist. Bisher hat man uns in Ruhe gelassen, aber ich bin mir sicher, die wissen, dass Joseph bei mir ist. Falls es ihnen bislang nicht klar war, wissen sie es spätestens jetzt, nachdem er an der Universität für großes Aufsehen gesorgt hat.«
Jenna seufzte. »Wir werden vorsichtig sein, Marcus. Bisher habe ich mit fast niemandem über Fremont gesprochen.« Sie berührte ihr Gesicht. »Ich habe mehr Zeit in Kliniken verbracht als außerhalb.«
»Ich nehme Joseph wieder mit«, sagte Marcus.
Mein Vater räusperte sich. »Ich muss jetzt gehen.« Er trat auf mich zu. Jenna nahm Bryan am Arm und führte ihn ein Stück fort, um ihm leise etwas zu sagen. Auch Marcus stellte Alicia ein paar Fragen, die ich nicht hören konnte.
Ich wandte meinem Vater wieder meine ganze Aufmerksamkeit zu. Er hielt mir seine Hand hin. »Ich … ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dich lebend wiederzusehen.« Seine Worte klangen herzlich und ehrlich, trotz des schlechten Gewissens, das in seinen Augen schimmerte. »Wir werden an Bord der Schöpferin etwas Zeit haben, um uns kennenzulernen.«
»Ich rechne ebenfalls damit.« Meine Worte kamen mir unglaublich formell und gestelzt vor. Ich konnte mich nicht dazu überwinden, ihn zu umarmen. Seine Hand war nahe genug, um sie ergreifen zu können, aber sein übriger Körper wahrte eine gewisse Distanz. Also verabschiedeten wir uns mit einem Händeschütteln, auch wenn unser Griff nicht besonders fest war. Dann wandte er sich um und ging davon.
Kapitel 25
Ein Silberschiff auf dem Weg nach Fremont
Marcus flog mich zur Schöpferin . Unter uns traf blauer Himmel auf blaues Wasser, und die Mittagssonne ließ auf dem Meer kurzlebige Lichtsterne funkeln. Die langen Wochen mit den Flugsimulationen für die Schöpferin , dem verzweifelten Studium der Islaner, den endlosen Strategielektionen, wenig Schlaf und vielen Sorgen waren nun endlich abgeschlossen.
Mein Blut sang voller Vorfreude auf das Fliegen, auf die Heimkehr, auf das Wiedersehen mit meiner Schwester.
Als ich aufgewacht war, hatte ich einen einfachen braunen Mantel und eine Hose mit Stickereien in Gold und Silber ordentlich zusammengelegt auf meinem Anziehtisch vorgefunden. Darauf lag ein Zettel mit der Nachricht: »Für dich. Diese Sachen sind auf die Schöpferin abgestimmt.« Frisch und neu, etwas, das Marcus nur für mich geordert hatte.
Sie passten mir besser als jede andere Kleidung, die ich bisher getragen hatte.
Die Schöpferin wartete auf einem der Silberaugen auf uns. Marcus und ich kreisten über den kreisförmigen Inseln, die wie moosbewachsene dunkelgraue Kieselsteine aussahen, die man aufs Meer hinausgeworfen hatte. Ich beugte mich vor, und mein Atem kondensierte auf der durchsichtigen Windschutzscheibe. »Sind sie wie Pilo? Gehören sie alle einer
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