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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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warten.
    Ich brauchte drei Atemzüge, doch dann begrüßte ich ihn mit einem Nicken. Seine Augen verrieten, dass es nicht das war, was er erwartet hatte, aber mehr konnte ich ihm nicht geben.
    Marcus betrachtete uns beide stirnrunzelnd und gedankenverloren. Er sah meinen Vater an. »Jemand sollte hier auf Jenna warten. Könntest du das übernehmen?«
    Mein Vater nickte. Seine Augen hatten jegliche Leuchtkraft verloren.
    »Folgt mir«, sagte Marcus zu uns.
    Das große grüne Gebäude war schlicht und zweckmäßig konstruiert. Die hohen Fenster ermutigten weder zum Hinein- noch zum Hinausschauen. Wir blieben an der Tür stehen. Ich zuckte zusammen, als sie uns mit heller weiblicher Stimme ansprach. »Bitte identifizieren.«
    »Marcus.« Ein Lichtstreifen glitt über sein Gesicht. Die Tür klickte. Marcus drückte auf eine Stelle an der Wand, und die Tür glitt so lautlos wie die Türen eines Gleiters oder der Neuen Schöpfung auf. Mein Blick fiel auf eine Innenwand. Hinter der Tür führte ein leerer Korridor nach links und rechts. Marcus trat hinein und wandte sich nach rechts.
    Wir folgten ihm, ich gleich hinter ihm, dann Alicia, dann Induan. Meine weichen Stiefel erzeugten leise scharrende Geräusche, Alicias Sportschuhe tappten fast unhörbar, und Induan bewegte sich völlig lautlos.
    Marcus öffnete eine weitere Tür, dann wurde ein großer runder Raum von Licht durchflutet. Ich stand mit offenem Mund da.
    Die Schöpferin .
    Ihre silberne Haut schimmerte im Licht. All ihre Linien waren Kurven, wie die organische Form der Wadenmuskeln in den Beinen eines Läufers. Ich schnappte nach Luft, als ihre Schönheit auf mich einwirkte. Sie war hoch und schlank und schien angespannt dazustehen, zum Sprung bereit.
    Abgesehen von der Schöpferin war der Raum praktisch leer. Nur ein paar ordentlich gestapelte Vorräte standen gleich neben der Tür.
    Ich kannte die Schöpferin bereits in- und auswendig, aber nur von Simulationen und Diagrammen. Ich musste sie berühren. Ich ging hinüber und legte vorsichtig die Handfläche und die gespreizten Finger an die Hülle, um das kühle Silber ihrer Haut zu spüren. Ich lockerte meine Abschirmung, nur ein klein wenig, und sofort sprang ein Funke der Verbindung vom Schiff auf mich über, als würde ich oder der Mantel eine magische Anziehungskraft auf sie ausüben. Schiffsgeplauder erfüllte mich – Statusberichte, Befehle und die Bewegungen von Maschinen und Robotern.
    Mein Vater sollte sie als Pilot aus dem Planetensystem bringen, so dass ich noch warten musste, bis ich wirklich mit ihr verschmelzen konnte. Aber die Berührung half mir zu verstehen, dass sie real war. Widerstrebend zog ich mich von ihr zurück, während ich unverzüglich den Stich der Trennung verspürte.
    Auf Marcus’ Befehl öffnete sich ihre Tür, und wir vier traten ein. Die Schöpferin strahlte, jede Oberfläche war makellos. Sie roch nach Metall und Öl, nach frischem Wasser und wachsenden Pflanzen. Marcus sah mich an. »Könntest du Alicia und Induan herumführen, während ich die Systeme checke?«
    »Klar«, sagte ich und gab den Mädchen zu verstehen, dass sie mir folgen sollten. Ich drehte mich, weil ich Induan fragen wollte, ob sie schon einmal an Bord eines Raumschiffs gewesen war. Alicia blickte mit einem leicht selbstzufriedenen Grinsen zu mir auf, und von Induan war nichts zu sehen.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Induan winkte mir zu. Sie war nicht mehr als ein Silberstreifen im silbernen Korridor. Ihr Haar, ihre Haut und selbst ihre Kleidung verschmolzen nun mit dem Silberschiff statt mit dem Weiß der Landefläche. »Wow!«, rief ich. »Ist das eine deiner Modifikationen?«
    Sie nickte lächelnd und zeigte mir, dass ihre Zähne so weiß wie vorher geblieben waren. Alicia schob sich an mir vorbei, vermutlich neugierig auf den Rest des Schiffs. Induans Fähigkeiten stellten für sie offensichtlich keine Überraschung mehr dar.
    Ich schüttelte den Kopf. »Passiert das automatisch, oder musst du es bewusst aktivieren?«
    »Ich kann es ein- und ausschalten, aber wenn es an ist, geschieht es automatisch.« Sie demonstrierte es mir, indem sie plötzlich normal wurde – mit blondem Haar, heller Haut und blauen Augen. Doch ihre Schönheit litt nicht unter dem Verschwinden der exotischen Farben.
    »Und was ist mit der Kleidung?«
    »Die Rezeptoren in meiner Haut sprechen mit Rezeptoren in der Kleidung. Aber nur mit Spezialkleidung.«
    Alicia trug die gleichen Sachen. Ich drehte mich um

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