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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Affinitätsgruppe?«
    »Jetzt nicht mehr. Die Landmacher haben die Silberaugen erbaut und sie anschließend verkauft. Und im Gegensatz zu Pilo sind die Augen stationär. Ursprünglich waren sie Plattformen, die am Meeresgrund verankert waren. Dann hat man unter ihnen Berge wachsen lassen. Die meisten sind in Privatbesitz. Die Landmacher haben die Augen mitsamt den Meeresströmungen und Windverhältnissen nahezu perfekt entworfen. Sie sind beliebte Reiseziele zum Segeln und Kajakfahren. Seit der Kreisfluss rund um Li angelegt wurde und Wassersport groß in Mode kam, hat sich der Preis für die Augen verdreifacht.«
    »Gehört auch dir eine?«
    Er lachte. »Schön wär’s. Eine meiner Klientinnen besitzt einen Teil einer Insel, und ich lasse mich bezahlen, indem ich ihren privaten Raumhafen benutzen darf.«
    »Was tust du für diese Klientin?« Ich wusste, dass es keinen Sinn hätte, nach ihrem Namen zu fragen, aber manchmal erzählte er mir etwas über seine Aufträge.
    Er runzelte die Stirn – ein klares Zeichen, dass er überlegte, wie viel er mir erzählen durfte. Wir gingen in den Landeanflug. »Es ist eine sehr alte Freundin. Wir stellen bessere Informationen ins Netz, als die Machthaber herausrücken wollen.«
    Inzwischen wusste ich, dass er damit die Regierung und die mächtigeren und habgierigeren Affinitätsgruppen meinte. »Damit die Menschen alle Seiten der Geschichte sehen?«
    Er brummte und blickte auf die Insel, die nun genau unter uns lag. »Damit die Menschen sie sehen können . Die meisten wollen es gar nicht.« Er streckte die Hand aus. »Das ist unser Ziel. Wie es aussieht, sind wir als Erste hier.«
    Unter uns lag eine große und sehr weiße Landefläche am Nordufer des Silberauges, das sich ungefähr in der Mitte der Inselkette befand. Ein braun-rotes Haus stand auf der Landseite der Fläche, inmitten eines grünen Rasens und von der Umgebung durch eine schlichte immergrüne Hecke abgeschirmt. Ein abgeschiedenes Plätzchen, solange man es nicht aus der Luft betrachtete, wie wir es taten. Als wir näher kamen, erkannte ich einen Hangar, der mindestens dreimal so groß wie der auf der Grasebene war. Im hohen Dach waren vier runde Tore eingelassen. Die Farbe des Hangars entsprach der des Rasens, und er fiel nur durch seine Größe und den Schatten auf.
    »Ist deine Freundin hier?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein.« Er warf mir einen Seitenblick zu. »Du landest.«
    Ich lächelte. Eine gute Gelegenheit, mein Geschick mit einem Gleiter zu demonstrieren, nachdem er die vergangene Woche mit mir trainiert hatte. Die Kontrollen glitten zu mir herüber – ich musste nur danach greifen, und schon spürte ich die Knochen und das Blut des Gleiters in meinem Körper, eine Resonanz, die nahtlos mit meinem eigenen Wesen verschmolz. Ich wurde zu den kurzen Stummelflügeln des Gleiters, zu den Beinen und Rädern, zum eleganten rundlichen Körper.
    Als wir landeten, ragte der Hangar über uns auf, doppelt so hoch, wie es aus der Luft den Anschein gehabt hatte. Wir setzten sanft auf. Marcus zeigte auf die andere Seite des Hangars. »Bring uns nach dort.« Ich tat es, und anschließend klopfte Marcus mir auf die Schulter. »Gut gemacht.«
    Wir grinsten gleichzeitig – er mit sichtlichem Stolz, ich zufrieden über seinen Stolz. Dann stiegen wir aus. Ein leichter Wind trug den salzigen Meergeruch heran. Der ungewöhnlich weiße Boden der Landefläche glitzerte unter unseren Füßen. Ich ging in die Knie und stellte fest, dass er sich leicht körnig anfühlte, gerade genug, um einen gewissen Reibungswiderstand zu bieten. An meinen Fingern blieb ein sauberer, öliger Geruch zurück.
    Marcus beobachtete mich. »Diese Farbe bietet gute Sichtbarkeit. Sie lässt sich sogar auf einer Satellitenaufnahme erkennen. Und das Beste ist, sie lässt sich per Knopfdruck und nach einer zehnminütigen Wartezeit ändern, so dass sie nicht mehr vom Rasen zu unterscheiden ist. Die Oberfläche besteht aus Milliarden von programmierbaren Nanosensoren.«
    »Lässt sich der Farbwechsel auch aus dem Weltraum steuern?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht tun. Aber vielleicht kann es meine Freundin.« Er neigte den Kopf und horchte. »Ich glaube, es kommt jemand.«
    Ein mir unbekannter und leicht verbeulter silbriger Gleiter glitzerte in der Sonne. Wir beobachteten gemeinsam, wie er neben unserem Fahrzeug aufsetzte. Das musste mein Vater sein. Ich kaute auf der Unterlippe und sah zu, wie sich die Blase

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