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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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entgegen. »Brise mag die Beben nicht. Ich habe befürchtet, dass sie durch den Zaun bricht.«
    Liam stieg auf die Querstangen. »Sie wirkt ziemlich verängstigt. Aber dies war keineswegs ihr erstes Erdbeben.«
    Kayleen kämmte mit den Fingern eine verfilzte Stelle in Brises grünlich weißem Bart aus. »Die jetzigen sind schlimmer als vorher.«
    Liam musterte die Felsvorsprünge, die aus der Steilwand über uns herausragten. Er legte die Stirn in Falten. »Wir sollten uns weiter von der Klippe entfernen.«
    Brise weckte unsere Aufmerksamkeit. Sie riss den Kopf hoch und streckte den Hals aus, so dass sie uns nun um fast einen Meter überragte. Ihre Nüstern weiteten sich, und sie stampfte zweimal mit dem rechten Vorderhuf auf.
    Liam sprach leise zu Kayleen: »Hol die lange Leine. Ich möchte, dass wir auf die Freifläche zwischen dem Wasserfall und dem Pfad umziehen.«
    Kayleen sprang über den Zaun und kehrte kurz darauf mit der längsten Leine zurück, die wir hatten. Ich öffnete das Tor, um Brise herauszulassen. Wieder zitterte der Boden. Als Brise auf die Öffnung zustürmte, schloss ich das Tor mit einem Fußtritt. Das Gebra trötete, weil es fast gegen die Sperre gestoßen wäre. Kayleen, die auf den Beinen geblieben war, warf das Seil über Brises Hals und zog damit behutsam den Kopf des Gebras herunter, um nach dem Halfter greifen und die Leine einklinken zu können.
    Bevor ich das Tor erneut zur Gänze öffnen konnte, rannte Brise hindurch und zerrte Kayleen mit sich. Liam und ich folgten ihnen.
    Wir waren erst ein paar Meter weit gekommen, als sich der Boden hob. Ein lautes Rumpeln erschreckte mich. Ich blickte auf und sah, wie die Steilwand über dem Wasserfall zusammensackte und herabstürzte. Die Steine polterten und stürzten mit dem Wasser in den Teich.
    Wir hasteten zur größten freien Fläche in Westheim, der kleinen Lichtung, auf der wir erstmals die Groß-Gebras gesehen hatten, nachdem wir das Tal gefunden hatten.
    Brise tänzelte und wich zurück. Kayleen lag am Boden und hielt die Leine fest. »Brise«, rief sie. »Brise! Halt!« Das Gebra blieb stehen, dann rannte es in die andere Richtung los und hätte beinahe Kayleen zertrampelt.
    Ein gewaltiges Donnern zerriss die Luft, so laut, dass ich mir die Ohren mit den Händen zuhielt.
    Liam zeigte nach Westen. Am Himmel über dem Feuerfluss zeigten sich dichte schwarze Wolken. »Ausbruch«, keuchte er.
    Als sollten seine Worte unterstrichen werden, bebte der Untergrund erneut. Immer wieder. Wir alle lagen am Boden, bis auf Brise, die sich von Kayleen losgerissen hatte, aber in der Nähe stehen geblieben war, die Beine gespreizt, das Weiß in den Augen sichtbar.
    Wir rührten uns eine ganze Weile nicht von der Stelle, während der Boden unter uns hüpfte. Ein Baum kippte um und krachte gegen seine Nachbarn.
    Eine grau-schwarze Wolke stieg unvorstellbar hoch empor, bevor sie sich ausbreitete und den Himmel verdunkelte.
    Steine kullerten von der Steilwand herab. Ein Felsbrocken, der doppelt so groß war wie ich, landete mitten in der Koppel und verfehlte nur knapp den Zaun.
    Wir drängten uns dicht aneinander. Liam legte die Arme um uns beide und hielt den Blick nach oben gerichtet.
    Die Erdbeben hörten auf.
    Wir standen zitternd auf und starrten gebannt auf die riesige Dampfsäule. »Seid froh, dass der Wind nicht in unsere Richtung weht«, sagte Liam.
    Kayleen holte Brise zurück. Das Gebra prüfte schnuppernd die Luft, den Kopf erhoben und die Ohren gespitzt, und drängte sich dicht an Kayleen.
    Liam wagte einen kurzen Abstecher ins Haus und kam gleich darauf mit Wasser zu uns zurück. Er setzte sich und zeichnete hektisch in seinem Tagebuch. Er skizzierte den Himmel und die Wolken und den Wasserfall, der nun auf einen riesigen Felsbrocken stürzte, von dem es bis zum Rand des Teiches spritzte.
    Ich ging zu Kayleen, rieb Brises Flanke und versuchte das verängstigte Tier zu beruhigen.
    Ein paar Vögel gaben erste zaghafte Töne von sich. Es war ein Zeichen für Ruhe, aber nicht mit dem üblichen lärmenden Gezwitscher vergleichbar.
    Kayleen drängte sich an mich. »Ich habe Angst, Chelo. Das war nicht allzu nahe, aber was ist, wenn der Gipfel über uns ausbricht? Kann eine Eruption eine andere auslösen?«
    Ich griff nach ihrer Hand. »Ich weiß es nicht. Das macht auch mir Angst. Es ist schlimmer als ein Angriff von Dämonenhunden. Hast du den Grenzalarm überprüft?«
    Sie reichte mir Brises Leine und schloss die Augen. »Alles in Ordnung. Ein

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