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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Knoten meldet sich nicht, aber die zwei nächsten decken den Bereich ab. Ich werde es mir ansehen.« Sie schlug die Augen wieder auf und erzitterte. »Später. Wenn ich mir sicher bin, dass die Gefahr vorbei ist.«
    Als wären wir hier jemals außer Gefahr.
    Am späteren Nachmittag hatte sich Islandia beruhigt. Nur die große Wolke verdunkelte den Himmel immer mehr. »Komm, Kayleen«, sagte ich. »Wir wollen Brise wegbringen und etwas zu essen machen. Ich fühle mich völlig ausgehungert.«
    Sie starrte auf den Gebirgsgrat über uns und schüttelte den Kopf.
    Liam klappte sein Tagebuch zu. »Ich habe eine bessere Idee. Wir packen einen kleinen Imbiss ein und gehen talabwärts. Dort sind wir im Freien, und ich möchte zu einer Stelle gehen, wo man mehr sieht.«
    So machten wir es. Allerdings rannten Brise und Kayleen mit großem Tempo los, und wir hetzten hinterher. Auf diese Weise hatten wir das Meer in weniger als einer Stunde erreicht. Wir hielten uns einige Meter von den Klippen entfernt und blickten auf Islandias Zähne. Felsgrate und kleine Hügel versperrten die Sicht. Wir konnten nur erkennen, dass die Eruption in der Nähe von Lohe stattgefunden hatte.
    Liam schnaufte. »Ich glaube, wir müssen zu der Stelle gehen, wo wir schon einmal kampiert haben, von wo man einen guten Blick auf den Feuerfluss hat.« Er blickte die Küstenlinie entlang. »Aber ich glaube nicht, dass wir das jetzt tun sollten.«
    »Ich möchte auch nicht näher heran«, sagte ich.
    Kayleen nickte. Sie hielt immer noch Brises Leine fest, und ihre Stirn war schweißfeucht. »Wir könnten hier unser Lager aufschlagen. Ich könnte zurückgehen und unsere Sachen holen.«
    »Nein.« Die Eruptionswolke verfinsterte nun auch den Himmel über unseren Köpfen. »Ich würde lieber einen Steinschlag auf Westheim in Kauf nehmen als Dämonenhunde. Außerdem scheint mir, dass sich der Wind dreht.«
    Bevor wir die Hälfte des Rückwegs hinter uns gebracht hatten, diesmal im Schritttempo, fiel weiße und graue Asche wie Schnee herab. Sie drang uns in Nase und Mund, und wir husteten und spuckten. Die Luft stank nach Feuer. Schließlich banden wir uns die Hemden über die untere Gesichtshälfte, damit wir atmen konnten, und von Zeit zu Zeit hielten wir an, um Brise den Kopf zu säubern.
    Wir sahen fast nichts mehr, nur noch unsere eigenen geisterhaften und substanzlosen Schatten, durch die Asche schlurfend, die uns fast bis zu den Fußknöcheln reichte, als wir den steinigen Teil des Pfades erreichten, der in unser verborgenes Tal führte.
    Wieder einmal hätten wir uns beinahe verloren. Dieser Gedanke erschwerte mir das Atmen. Was war, wenn einer von uns starb? Wenn wir uns in der Koppel aufgehalten hätten, als der Felsbrocken hineinrollte? Was wäre dann?
    Ich hielt Kayleens Hand, während wir nach Hause gingen, um ihr Zittern zu beschwichtigen.
    Wir spannten eine Plane über Brises Koppel und benutzten den neuen Fels als einen Ankerpunkt. Liam und ich brachten dem Gebra zu fressen und zu saufen, und wir blieben bei ihr unter der Plane. Wir bereiteten uns eine Mahlzeit aus eingelagerten Nüssen und Früchten und Graser-Trockenfleisch zu.
    Liam saß zwischen Kayleen und mir. Er sah mich mit einem zärtlichen Lächeln an, dann wandte er sich ihr zu und flüsterte: »Dreh dich um.«
    Sie tat es, und er massierte ihr sanft die steifen Schultern. Sie lehnte sich gegen ihn und gab ein leises zufriedenes Stöhnen von sich.
    Als die Nacht anbrach, legte sich der Wind. Immer noch rieselte Asche wie ein dünner Vorhang herab, wie weiße Daunen, die alles mit feinem Staub überzogen.
    Brise knickte die langen Beine ein und legte sich nieder. Kayleen stand auf und streichelte ihren Kopf. Dabei kämmte sie dicke Ascheklumpen aus dem Fell. Sie tauchte einen Zipfel ihres Hemds in Brises Trinkwasser und wischte dem Gebra damit die Augen und Nüstern sauber.
    »Wir sollten hineingehen«, sagte Liam.
    Kayleen warf einen Blick auf Brise, die ruhig unter dem provisorischen Zelt saß, und nickte.
    Im Haus zogen wir unsere schmutzige Kleidung aus und warfen sie auf einen Haufen. Liam lachte. »Schaut nur, wie ihr ausseht!«
    »Und du!« Ich errötete. Unsere Haut war während des Winters weiß geworden und bildete nun einen scharfen Kontrast zur weiß-grauen Asche, die sich auf jeder freien Stelle abgelagert hatte, auch auf dem Oberkörper, da wir unsere Hemden als Atemschutz benutzt hatten. Kayleens dunkles Haar sah nun grau aus. Ich griff mir ein Handtuch. »Wer als Letzter

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