Das silberne Schiff - [Roman]
Sasha galoppierten hinter uns.
Ich bemühte mich, trotz meines pochenden Herzens Luft zu bekommen. So viel auf einmal. Die Babys. Mein Bruder.
Mein Bruder!
Kapitel 51
Meine Schwester, mein Bruder
Wir waren nicht schnell genug gewesen. Aber wir waren jetzt da.
Auf dem Boden von Fremont zu stehen fühlte sich seltsam an nach so langer Zeit. Es war gleichzeitig vertraut und ungewohnt, als würde ich diese Welt zum ersten Mal sehen. Die Grasebene wogte rund um das Schiff, fast so hoch wie mein Kopf. Es erinnerte mich daran, wie klein ein Mensch letztlich war. Tatzenkatzen würden sich nicht davon beeindrucken lassen, dass ich ein Raumschiff fliegen und den Wind lesen konnte.
Ich hatte darum gebeten, zuerst und allein aussteigen zu dürfen. Alicia hatte mir einen finsteren Blick zugeworfen und gesagt: »Ich kann Fremont sowieso nicht leiden.« Ich hatte sie leidenschaftlich geküsst und dann meine Pilotenkleidung gegen eine einfache Hose und ein kurzärmeliges Hemd eingetauscht. Etwas, von dem man sich vorstellen konnte, dass es zu Fremont gehörte.
Jetzt stand ich endlich wieder in der Wärme der Sonne, unter der ich geboren war.
Natürlich war nichts von Chelo zu sehen. Wie auch? Selbst wenn sie noch lebte, würde sie hier nicht darauf warten, dass ich landete. Über fünf Jahre waren vergangen, seit wir abgeflogen waren.
Trotzdem hatte ich sie irgendwie hier erwartet.
Ich ging langsam herum und hielt nach allem Ausschau, was ungewöhnlich war, während ich weiterhin Kontakt zu den Kameras des Schiffs hielt. Ich sah das hohe Gras vor mir, und ich sah mich selbst vor dem hohen Gras.
Der Raumhafen war angegriffen worden. Der Hangar und die zwei Raumfähren der Kolonie waren nur noch ein Trümmerhaufen.
Wir waren bei Sonnenaufgang über das Meer herangeflogen, ohne Sicht auf Artistos. Was war hier geschehen?
Die Klippen sahen wie immer aus, nur dass ich von hier aus die silberne Spitze des Schiffs sehen konnte, bei dem es sich um die Dämmerungsmacht handeln musste, die neben den Gebraställen stand.
Warum waren sie immer noch hier? Zweifellos hatten sie unsere Landung beobachtet, aber sie hatten uns keine Nachricht geschickt. Kein Empfangskomitee, ob freundlich gesinnt oder nicht, näherte sich auf dem Klippenweg. Hier auf der Grasebene waren wir angreifbar, aber ich hatte einen guten Landeplatz für die Schöpferin gebraucht, und der Weg hier war der einzige, den ich kannte.
Ich hatte mich gut abgeschirmt, eine Angewohnheit, die ich auf Silberheim entwickelt hatte. Ich setzte mich im Schneidersitz hin und spürte die feste Masse des Planeten unter mir. Ich nahm einen tiefen Atemzug und nahm die Gerüche der Ebene wahr: Weizengras, grüngestreiftes Gras, Zuckerweizen, Flachlanddorn, Staub und Tierkot. Wunderbare Düfte. Ich atmete sie aus und öffnete meine Abschirmung.
Ein seltsames Datenfeld hüllte Artistos ein. Seine Bedeutung kitzelte an meinen Nervenenden. Sie war nicht ganz klar, wie einige der Leute, denen ich auf Pilo begegnet war und die mit starkem Akzent gesprochen hatten. Autokratie-Daten. Ich hatte sie gründlich genug studiert, um zu wissen, dass ich lernen konnte, sie zu verstehen. Ich drang nicht tiefer ein, weil ich die Leute, die diese Daten benutzten, nicht auf meine Fähigkeiten aufmerksam machen wollte. Aber ich überprüfte die Reichweite. Die Daten schienen in keiner Richtung zu versiegen. Sie erstreckten sich sogar über das Meer.
Ungewöhnlich stark!
Hatten die Islaner den gesamten Planeten vernetzt? Wie auf Silberheim?
Unterhalb der neuen starken Netze bemerkte ich die alten Netze von Artistos, aber nur schwach und lückenhaft. Man hatte sie verändert, so dass sie ihre ursprünglichen Aufgaben nicht mehr erfüllen konnten.
Unwillkürlich lächelte ich. Zumindest Kayleen war noch am Leben.
Ich tauchte in die Artistos-Netze ein und reparierte sie nebenbei. Dabei konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, Dinge hinzuzufügen, die ich inzwischen gelernt hatte. Kayleen würde spüren, dass ich hier war.
Sie spürte mich tatsächlich. Ihre Duftnote bewegte sich durch die Netze.
Sie war mir nahe.
Wo? Ich holte mir die räumlichen Daten aus dem Netz und blickte mich um. Das Gras bildete eine unendliche Fläche und wogte sommerbraun. Ich schloss die Augen und suchte mit den Kameras der Schöpferin .
Da! Nicht weit vom Anfang der Alten Straße wippten Gebraköpfe über den langen Grashalmen. Ich ging in die Hocke, kehrte so weit wie möglich in meine körperliche Existenz
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