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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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haben.
    Es gab viele Dinge, die ich wissen wollte. Meine Eltern waren an Bord dieses Schiffs gewesen. In den Datenbanken mussten sie Spuren hinterlassen haben. Aber Jenna hatte alle meine Fragen abgewimmelt und darauf bestanden, dass wir das Schiff in Ordnung brachten, nachdem wir gestartet waren, und anschließend in den Kälteschlaf gingen. Ich durfte es nicht riskieren, vor der Landung keine Zeit mehr zu haben.
    Nach einem weiteren Versuch mit den Augenlidern gab ich es auf und begnügte mich damit, die Zeigefinger zu bewegen.
    War ich erwischt worden? War Jenna wach? Wenn ja, war sie sauer auf mich?
    Ich spürte das tiefe Summen der Schiffsdaten knapp außerhalb meiner Haut, unmittelbar neben meinen bewussten Gedanken. Und ich fühlte mich sehr trocken. Wenn ich genug Wasser hatte, würden die Daten dann meine Haut durchdringen und mich erfüllen?
    Chelo hätte mich dafür getadelt, dass ich Jenna austrickste. Ich sah ihr Gesicht vor mir, das dunkle Haar so straff zurückgebunden, dass ihre Augen viel größer als sonst wirkten. Sie funkelte mich an, und ihr starrender Blick war eine Mischung aus Wut und der Sorge einer großen Schwester. Chelos Lippen lagen fest aufeinander, und sie hatte eine Hand an die Hüfte gelegt. Trotzdem war da ein Lächeln, das an die Oberfläche drängte. Als mir bewusst wurde, wie sehr Chelo es missbilligen würde, fühlte es sich gar nicht mehr gut an, Jenna ausgetrickst zu haben.
    Aber Chelo war nicht hier. Ich sperrte den fehlenden Teil von mir weg, den sie repräsentierte. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Ich hatte sie verstanden, aber etwas zu verstehen und es zu akzeptieren war nicht dasselbe.
    Ich wischte mir über die Augen, öffnete mit einem schmerzhaften Reißen die Lider und blickte blinzelnd in einen kleinen Raum. Mir entfuhr ein Stöhnen, als ich den rechten Arm ausstreckte und meinen Pilotenmantel vom Stuhl zog, der neben dem Bett stand. Ich legte mir den Mantel auf die Brust. Ich brauchte den direkten Kontakt. Meine Finger fanden einen Streifen mit leitenden Fäden. Endlich flossen Daten durch mein Blut, und es fühlte sich genauso angenehm wie Wasser an. Sogar noch besser. Daten strömten durch mich und sprachen zu meinem Herzen.
    Etwas scharrte neben mir auf dem Boden, und ich schnappte nach Luft. Ich drehte den Kopf: Leo. Mein persönlicher Wartungsroboter, der auf Jennas Drängen für meine Sicherheit an Bord des Schiffs zuständig war. Er hatte genau dort gewartet, wo er nach meinen Anweisungen warten sollte. Meine rissigen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
    Meine Augen schlossen sich wieder. Ich stieg in den Schiffsgesang hinab, ließ mich von den Strömen treiben und fügte mich ein. Roboter erstatteten Bericht. Das meiste war in Ordnung. Ein Wunder, da wir keine menschlichen Roboteringenieure hatten. Genug Nahrung im kleinen Garten, die Kühltruhen funktionierten, überall war atembare Luft. Die Maschinen arbeiteten sauber und lautlos, und wir flogen immer noch sehr schnell. Schließlich waren es noch drei Wochen bis zur Landung auf Silberheim.
    Wo war Jenna?
    Sie lag schlafend in ihrem eiskalten Bett. Vielleicht in sehr weiter Ferne, genauso wie ich.
    Ich versuchte mich auszustrecken. Jetzt berührten meine Zehen kühles Metall, mein Rücken krümmte sich, mein Oberkörper wurde emporgehoben. Alles sehr langsam, einen halben Herzschlag nachdem ich den Gedankenbefehl gegeben hatte.
    Alicia. Die süße, düstere, gefährliche Alicia. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen. Ihre gefrorene Signatur deutete auf eine vollständige Stasis hin. Ich stellte mir Alicias dunkle Wimpern vor, die ihre violetten Augen umrahmten. Sollte ich sie ebenfalls wecken? Ich wollte, dass sie bei mir war, aber ich hatte meine Zweifel, ob ich sie unter Kontrolle halten konnte. Es wäre besser, sie noch nicht zu wecken. Jenna würde auch so sehr wütend auf mich sein.
    Die gewaltige Leere des Schiffs umgab mich, und ich sandte meine Sinne in das Wiegenlied des Schiffsgesangs, den test:report-test:report-Rhythmus, während wir reibungslos durch den Weltraum glitten.
    Einige Zeit später blinzelte ich mühelos und fühlte mich normal, abgesehen von dem starken Drang, jeden Muskel meines Körpers gleichzeitig strecken zu wollen. Irgendwann hatte ich diese Aufgabe bewältigt und saß schließlich im Schneidersitz da, den Mantel in meinem Schoß.
    Der Durst trieb mich zur winzigen Spüle in der Ecke. Ich kippte drei Gläser Wasser hinunter und machte mir mit zitternden

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