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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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der Triebwerke zu entlasten, der nun nach vorn gerichtet war. Ich fragte danach, und sie sah mich an, als wäre ich ein dummes Kleinkind. »Das soll uns daran erinnern, dass wir uns in der schwierigsten Phase befinden. Während des langen stetigen Fluges kommen Schiffe nur selten zu Schaden. Die Belastung während der Verzögerung und Landung führt am häufigsten zu Verlusten von Menschenleben. Man muss das Schiff ohne Isolierung spüren.« Ihr Blick wurde ein wenig sanfter. »Es gibt nichts zu tun, solange kein System versagt, aber wenn das geschieht, bleiben nur Sekunden zum Reagieren. Vielleicht.«
    Jenna sandte Nachrichten, in denen sie unsere Rückkehr ankündigte.
    Während wir das lange und langsame Bremsmanöver abwarteten, zwang sich Jenna dazu, stundenlang zu laufen und Sport zu treiben, um ihren Arm und die langen, schlanken Beine zu stärken. Abends, in der halben Stunde, bevor die Beleuchtung an Bord des Schiffs gedimmt wurde, saß sie in unserem Gemeinschaftsraum und drückte eine Metallfeder, um ihre Finger zu trainieren. Ich ging es ruhiger an, lief etwa eine Stunde pro Tag und machte Klimmzüge an den stabilen Türrahmen. Während meiner Freizeit, in der ich ständig mit dem Schiff verbunden blieb, so dass es sich anfühlte, als wäre es mein eigenes Unterbewusstsein, durchstreifte ich die Korridore oder weitere Informationsstränge der Datenspeicher. Ich las immer wieder die Worte meines Vaters, wählte alternative Formate und hörte mir an, wie seine Stimme klang. Ich durchsuchte den Speicher, aber meine Mutter schien nie direkt zu ihm gesprochen zu haben.
    Die Rastlosigkeit trieb mich regelmäßig zu Jenna zurück, die auf eine Antwort vom Planeten lauschte.
    Nichts.
    Wir drehten uns noch einmal, diesmal ruhiger und langsamer, und setzten Kurs auf den Raumhafen von Li, dem größten der zwölf Kontinente. Dabei bewegte sich Jenna hektischer an meiner Seite. Waren es die Nerven, oder hatte sie mehr Vertrauen in mich? Je näher wir Silberheim kamen, desto geistesabwesender wirkte Jenna. Sie murmelte Worte ins Leere.
    Die Drehung war vollzogen. Eine Stunde später ordnete Jenna wieder Sport an. Obwohl sie nichts sagte, starrte sie zwischen den Übungen oft nach vorn, auf Silberheim, wobei ihr Mund zu einer unglaublich dünnen Linie angespannt war. Ihre Sätze wurden kürzer und abgehackter. Sie vergaß, eine Armpresse korrekt zurückzusetzen, wodurch sich ein Gewicht löste und mit lautem Knall auf den Boden fiel.
    »Was könnte der Grund sein?«, fragte ich. »Warum hat uns noch niemand geantwortet?«
    Jenna sah mich nicht an, sondern bückte sich, um das Gewicht aufzuheben. Sie trug ein dünnes, ärmelloses Hemd, und die Muskeln auf ihrem Rücken traten wie Gebirgszüge hervor. Der Schweiß sammelte sich in den Tälern zu Flüssen. Narben zogen sich quer über die Landschaft, ein diagonales Netz, das von der verrenkten Schulter ihres fehlenden Arms ausging und fast bis zur Hüfte reichte. Sie antwortete nicht.
    »Wir werden bald etwas hören«, sagte ich.
    Sie warf mir einen Blick über die Schulter zu, als stünde es mir nicht zu, sie zu beruhigen. Doch sie verzichtete auf eine Rüge und sagte nur: »Ich hoffe es sehr.«
    Eine Stunde später klingelte Sternenzähler. Ich griff auf die Daten zu, aber sie waren auf Jenna kodiert. Also blieb mir nichts anderes übrig, als schweigend zu beobachten, wie sie sich auf eine Bank setzte und mit Sternenzähler kommunizierte. Sie hatte mir den Rücken zugekehrt, so dass ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, aber sie sackte ein wenig in sich zusammen, während sie zuhörte. Als sie sich gerade zu mir umdrehen wollte, kündigte ein zweites Signal eine weitere Reaktion an.
    Wieder konnte ich nur stumm abwarten, wie sie sich die zweite Nachricht anhörte und eine leise Antwort gab. Sie hätte laut gesprochen, wenn sie gewollt hätte, dass ich sie verstand.
    Ich wippte mit dem Fuß und bemühte mich, meine Ungeduld nicht zu deutlich werden zu lassen.
    Als sie sich umwandte, war ihr Auge weit aufgerissen und ihr Mund so zusammengekniffen, als hätte man sie geschlagen. Mit tonloser Stimme sagte sie: »Die Raumhafenverwaltung verlangt von uns, dass wir außerhalb des Systems andocken, an der Station Koni V, und ihnen das Raumschiff übergeben.«
    Ich sah sie blinzelnd an. Es dauerte einen Moment, bis ich meine Stimme wiedergefunden hatte. »Heißt das, wir stecken in Schwierigkeiten?«
    »Das heißt, die Familie der Erkunder steckt in Schwierigkeiten.«
    »Das sind

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