Das silberne Schiff - [Roman]
für ihn.
Dann stellte ich ihm Leo vor, der reglos und stumm in einer Ecke gehockt hatte.
Bryan sah ihn lächelnd an. »Du hast schon immer gern Haustiere gehabt.«
Das hatte ich nicht hören wollen. »Er ist viel mehr als ein Haustier. Leo kann um Hilfe rufen. Vielleicht kann Jenna dir einen eigenen Roboter geben.«
Er lachte zum ersten Mal, seit er aufgewacht war. »Schon gut. Beruhige dich, ich mag ihn.« Seine Stimme wurde kräftiger, und schließlich stand er auf und ging ein paar Schritte. Beim ersten Versuch wäre er beinahe gestürzt, aber zehn Minuten später traten wir durch die Tür, geführt von Leo. Bryans Gewicht drückte auf meine Schulter und Hüfte, was sich zugleich erstaunlich schwer und wie etwas Warmes und Vertrautes anfühlte.
Als wir die Klinik erreicht hatten, glänzte Schweiß auf seiner Stirn und Oberlippe, und in seinen dunklen Augen stand wieder ein schmerzvoller Ausdruck. Nachdem wir die Tür geöffnet hatten, kam Jenna uns entgegen. Ohne ein Wort nahm sie mir sein Gewicht ab.
Alicia stand nicht weit von mir entfernt. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und genoss ihren Anblick. Sie beobachtete mich misstrauisch, ohne näher zu kommen. Ihr dunkles Haar rahmte ihr Gesicht ein und fiel über die kleinen Brüste. Sie trug dieselbe Kleidung, in der sie Fremont verlassen hatte: eine enge grüne Arbeitshose und ein Hemd, das so weiß war, dass ihr Haar so schwarz wie die Leere wirkte, durch die wir gereist waren.
Ich ging zu ihr, streckte die Arme aus und wollte, dass sie spürte, wie sie umschlossen wurde. Sie ließ sich von mir halten, legte aber keinen Arm um meinen Rücken. Schließlich legte sie den Kopf auf meine Schulter. Sie roch schwach nach Öl und den Chemikalien, die uns geweckt hatten.
Ich ließ sie los und trat zurück. Jenna war immer noch mit Bryan beschäftigt, den sie inzwischen auf die Liege dirigiert hatte. Sie blickte zu uns herüber und sagte: »Geht nur. Ich komme hier zurecht.«
Eine zweite Aufforderung brauchte ich nicht. Ich nahm Alicias lange, schlanke Hand in meine, dann führten Leo und ich sie in eine Gemeinschaftsküche. Wir setzten uns in den kleinen, spartanisch eingerichteten Raum. Sie achtete nicht auf Leo, der sich wieder in den stummen Wartemodus zurückzog. Ich reichte Alicia ein Glas Wasser. »Wie fühlst du dich?«
»Wütend?« Sie hielt das Glas in der Hand und blickte finster auf den Boden. »Warum hast du nicht darauf bestanden, dass sie mich aufweckt? Was habe ich verpasst?«
Ich zuckte mit den Schultern und wollte sie zunächst einmal beruhigen. »Auch ich war eingefroren. Jenna und ich sind erst vor kurzem aufgetaut worden.«
»Was geschieht mit uns, wenn wir Silberheim erreichen?«
»Ich weiß es nicht.« Ich goss mir selbst ein Glas Wasser ein. »Ich bin froh, dass du wach bist.« Ich setzte mich ihr gegenüber und wartete auf ihre Reaktion.
Sie wandte den Blick ab. »Was werden die Leute von uns denken? Wir wissen nichts über das Leben auf Silberheim. Und es ist unmöglich, Informationen aus Jenna herauszubekommen.« Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas. »Ich glaube, sie ist immer noch sauer auf mich.«
Zumindest war auch ich immer noch sauer auf sie. Aber nur ein wenig. Alicia war unsere Gefahrensucherin, und inzwischen wusste ich, wie Gefahren und Risiken eine Situation verändern und die möglichen Resultate erweitern konnten. Wenn ich sie ansah – ihre dunklen Locken, ihre weiße Haut, die schlanke Gestalt, die langen Finger, ihre violetten Augen – fiel es mir schwer, meine eigene Wut noch zu empfinden. Sie war von der nackten Angst und tiefen Freude des Fluges vertrieben worden. Ich seufzte. »Immerhin hast du eine Waffe gestohlen, obwohl sie dir gesagt hat, dass du dich davon fernhalten sollst.«
Für einen Moment blitzte die trotzige Alicia wieder auf. »Wenn ich es nicht getan hätte, wären wir immer noch auf diesem gottverlassenen Planeten und würden vor Angst zittern.« Sie lehnte sich zurück und wischte sich das Haar aus dem Gesicht. »Und Bryan wäre immer noch gefangen.«
Aber wenigstens wäre Chelo noch bei uns. Ich blinzelte meine Tränen zurück, als ich mir erneut der Abwesenheit meiner Schwester bewusst wurde. Ich wusste nicht genau, was im Amphitheater im Stadtpark geschehen war, aber Alicia hatte es ausgelöst, und Chelo hatte es zu Ende gebracht, und niemand war gestorben. Ich glaube, zumindest Alicia hätte es nicht überlebt, wenn Chelo nicht dazugekommen wäre.
Ich bemühte mich um einen
Weitere Kostenlose Bücher