Das silberne Schiff - [Roman]
wechselte von Erstaunen und Neugier zu einer Spur von Verärgerung. Sie starrte auf die Wand und trommelte mit einer Hand leise auf den Tisch.
Eine rosafarbene Linie erschien, ein Kreis, der einmal um Silberheim herumführte und die Atmosphäre bei einem Viertel des Planetenumfangs vom Raumhafen entfernt berührte. Wo sie auf das Gelb der Lufthülle traf, verwischte sich die Linie ein wenig. Und auf der anderen Seite zielte sie genau auf den grünen Punkt, der den Raumhafen darstellte.
»Es gibt keine einfache Methode«, fuhr Jenna fort, »mit irgendwem außer der Raumhafenverwaltung in Echtzeit zu reden, bis wir in die Atmosphäre eingetreten sind. Tiala versucht, Mitglieder unserer Affinitätsgruppe zu erreichen, und ich hoffe, dass ich möglichst bald mit ihnen sprechen kann.« Endlich rückte sie freiwillig mit weiteren Informationen heraus. »Bis dahin muss ich der Raumhafenverwaltung irgendeine Antwort geben. Ihr sollt alle mithören, was ich sagen werde.« Sie saß immer noch neben mir, berührte mich aber jetzt nicht mehr, während sie nachdenklich den Bildschirm betrachtete.
Ich tauchte tiefer in die Daten ein. Die Augen hatte ich geöffnet, aber ich war nach innen konzentriert, so dass ich hauptsächlich die Datenströme sah. Ich testete, wie weit ich in jedes System hineinreichen konnte, rief Berichte ab und führte Überprüfungen durch. Was, wenn der Raumhafen wirklich geschlossen war? Wenn wir sehr schnell manövrieren mussten? Konnte ich dem Schiff schnell genug neue Befehle geben?
Die Landevorbereitungen fühlten sich für mich genauso neu und unheimlich an wie der Start der Neuen Schöpfung , als das Schiff unter mir gedröhnt hatte und wir von Fremont in den Himmel geflohen waren.
Ganz gleich, was noch geschah, dies war das Ende dessen, was dort begonnen hatte. Es sollte ein gutes Ende sein.
Jenna bewegte leicht die Kiefer, und inzwischen hatte ich gelernt, dass sie per Subvokalisierung kommunizierte. Worte leuchteten auf einem Bildschirm auf. Der andere zeigte, dass unsere rote Flugbahn dem Planeten etwas näher gekommen war. Ich las Jennas Nachricht:
» Neue Schöpfung an Raumhafenverwaltung. Vorige Nachricht erhalten. Wir freuen uns auf die Heimkehr. Leider haben wir Ihnen mitzuteilen, dass wir aus medizinischen und frachttechnischen Gründen auf dem Li-Raumhafen landen müssen. Werden es nach der Landung diskutieren. Bitte geben Sie genauere Landeanweisungen.«
Bryan lächelte über Jennas höfliche Antwort, aber Alicia kniff die Augen zusammen. »Warum bist du so nett ?«
»Weil sie uns immer noch abschießen könnten.« Sie machte fast den Eindruck, als würde Alicia ihr leidtun. »Wenn wir mit Worten oder einem Bluff nach unten kommen, werden wir es tun. Außerdem könnte die Kommunikation später vor Gericht zum Thema werden.« Sie fuhr sich mit den Fingern durch das kurze graue Haar. »Das wäre wie eine Verhandlung vor dem Stadtrat. Wir dürfen nicht der Aggressor sein. Und ich wette, sie können es sich ebenfalls nicht leisten.«
Alicia verzog das Gesicht. »Du klingst wie Chelo.«
»Gut.« Jenna wandte sich wieder den Bildschirmen zu. »Wir dürften bald wieder von ihnen hören. Wir sind jetzt so nahe, dass es praktisch keine Zeitverzögerung bei der Kommunikation mehr gibt. Ich habe alle Kanäle offen gelassen. Ihr könnt jede Nachricht mitlesen.«
Bryan sah sie nachdenklich an. »Und das Gespräch hat bereits begonnen. Warum warten wir jetzt noch?«
Da ich nichts Sinnvolles zu sagen hatte, blieb ich tief in den Datenströmen. Wenn sie auf uns schießen wollten, was konnten sie tun? Ich sah mir noch einmal unsere Flugbahn an. Wir hatten schon vor Tagen den richtigen Kurs gesetzt, während der langen Wartezeit auf eine Antwort von Silberheim. Jetzt musste ich dem Schiff nur noch sagen, wann es die Befehle ausführen sollte, die es längst in seinen Myriaden von Systemen gespeichert hatte. Solange Jenna oder ich rechtzeitig das Kommando gaben, würde alles reibungslos ablaufen.
Anscheinend hatte Jenna an dasselbe gedacht. Sie drehte sich zu Alicia und Bryan um. »Wenn wir landen, erwarte ich von euch allen, dass ihr in meiner Nähe bleibt. Beantwortet keine Fragen, bis ich es euch sage. Lasst nicht zu, dass sie uns trennen. Behauptet, dass ihr mich braucht.«
Bryan lachte mit einem Hauch von Nervosität. »Das dürfte einfach sein. Wir brauchen dich wirklich.«
Jenna warf Alicia einen langen und strengen Blick zu, und ihre Stimme klang wie Stahl. »Auch du. Du wirst mich
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