Das silberne Schiff - [Roman]
Schlafquartieren verteilten. Ich sah Bryan grinsend an. »Du siehst schon viel besser aus.«
Er nickte. »Hauptsache, ich sterbe nicht den Hungertod.«
»Geht mir genauso«, sagte ich, als auch ich plötzlich meinen Hunger spürte.
Jenna warf mir einen finsteren Blick zu, sagte aber nichts dazu, dass Alicia und ich uns zurückgezogen hatten.
»Alicia! Zeit zum Aufstehen!«, rief Jenna, während sie Saft aus Gartenbeeren einschenkte und die mit roter Flüssigkeit gefüllten Gläser einzeln herüberbrachte. »Wir müssen über unsere Möglichkeiten diskutieren.«
Ich half Jenna, den Tisch zu decken und Tomaten und Karotten zu schneiden. Anschließend öffnete ich ein Paket mit »Raumfahrerbrot«, wie Jenna es nannte, harte, nahrhafte Scheiben, die trocken gelagert wurden, wahrscheinlich seitdem die Neue Schöpfung von Silberheim gestartet war. Es gefiel mir, dass es so knusprig war und mir mit nur wenigen Bissen sehr viel Energie gab.
Alicia tauchte auf, als das Essen gerade fertig war. Sie umarmte Bryan, setzte sich neben mich und nahm meine Hand, ohne Jenna auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Hast du etwas Neues von deiner Schwester gehört?«, fragte ich Jenna.
Jenna sah mich an. »Hast du Alicia alles erzählt?«
Ich nickte.
»Gut. Wir haben eine zweite Nachricht von der Raumhafenverwaltung erhalten, noch einmal dieselbe Aufforderung.«
»Können sie uns irgendetwas anhaben?«, fragte Alicia.
»Klar. Sie können uns töten. Aber das werden sie nicht tun.« Jenna schüttelte den Kopf. »Sie wollen Geld, aber das können wir ihnen nicht geben, wenn sie uns während des Anflugs umbringen.«
Bryan beugte sich vor. »Haben sie schon einmal Raumschiffe abgeschossen?«
Jenna schüttelte wieder den Kopf. »Aber sie könnten es tun. Das solltet ihr eigentlich wissen. Weil es gefährlich ist, möchte ich eure Zustimmungfür das, was ich beabsichtige.« Sie sah jeden von uns mit ihrem einzigen Auge an und vergewisserte sich, dass sie unsere Aufmerksamkeit hatte. Zu meiner Beunruhigung verweilte ihr Blick am längsten auf mir. »Es könnte uns alle in Schwierigkeiten bringen, wenn wir uns der Raumhafenverwaltung widersetzen. Ich werde mich weigern, ihren Landeanweisungen Folge zu leisten. Joseph wird sein erstes Landemanöver unter erschwerten Bedingungen und möglicher Gefahr durchführen müssen. Und man wird uns nicht besonders freundlich in Empfang nehmen.«
Bryan sah sie mit ruhigem Blick an, doch seine angespannten Emotionen waren fast körperlich spürbar. Mit seiner freundlichen, gleichmäßigen Stimme sagte er: »Wenn ich alles richtig verstanden habe, würde die Alternative darin bestehen, die Neue Schöpfung irgendwo zurückzulassen, wo wir nicht mehr an sie herankommen, worauf möglicherweise unsere Fracht gestohlen wird und wir vier keinen Kontakt zu unserer – wie hast du es genannt? – Affinitätsgruppe haben.«
»Gut auf den Punkt gebracht«, sagte Jenna.
»Aber wie können sie von uns erwarten, dass wir das tun?«, fragte Alicia.
»Ich weiß es nicht.«
»Also, ich bin dabei.« Alicias Augen funkelten fast vor Begeisterung.
»Ich auch«, sagte Bryan. »Ich habe es satt, dass man mir vorschreibt, was ich tun soll.«
Das galt für uns alle. Ich hob mein Glas. »Auf eine sichere Landung auf dem Kontinent Li.«
Wir tranken, und unsere Lippen färbten sich rot vom Saft.
Kapitel 13
Landung
Das Signal einer eingehenden Nachricht erwischte mich, als ich einen Löffel mit warmem Müsli halb zum Mund erhoben hatte. Sie kam von der Raumhafenverwaltung, aber wieder war sie auf Jenna kodiert. Ich versuchte den Inhalt der Nachricht in den angespannten Kiefermuskeln und der geballten Faust auf dem Tisch neben ihrem leeren Teller zu lesen und verlor schlagartig den Appetit.
Alicia bemerkte, dass ich mit dem Essen aufgehört hatte, und hielt inne, um meinem Blick auf Jenna zu folgen. Ihr Löffel sank zur Müslischale herab, und sie setzte sich gerader. Bryan reagierte genauso. Wir beobachteten Jenna – wie drei Djuri, die auf eine plötzliche Bewegung im Gras aufmerksam geworden waren. Als sich ihr Blick wieder konzentrierte und sie uns ansah, schwebte ihr Lächeln zwischen Verschmitztheit und Vorfreude.
Ich betastete die Datenfäden in meinem Pilotenmantel und drang tiefer in die Datenströme des Schiffs ein, um nach dem Grund für ihr Lächeln zu suchen. Die Nachricht selbst war mir nicht zugänglich, aber mit einem Mal kam mir ein Gedanke in den Sinn. »Jenna?«, fragte ich. »Kann es sein,
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