Das silberne Schiff - [Roman]
Alicia Gupta.«
Nach einer kurzen Schweigepause zeigte sie auf mich. »Und der Pilot Joseph Lee.«
Ich nickte, als sie meinen Namen sagte, und folgte ihrem Rat, eine neutrale Miene zu wahren.
Der Mann musterte mich von oben bis unten, als wollte er mir mit Blicken den Pilotenmantel vom Körper streifen. Ich hätte mich gern seinem eisigen Blick entzogen, aber ich stand aufrecht da und sah ihm in die Augen, bis er sie niederschlug und nickte. »Lukas Poul von der Raumhafenverwaltung. Wie es aussieht, wurdest du auf Fremont nicht sehr freundlich behandelt, Jenna.« Er legte eine leichte Betonung auf ihren Namen, und ich wünschte, ich hätte ihr Gesicht sehen können. »Es gibt vieles, worüber die Raumhafenverwaltung mit dir reden möchte.«
Jennas Stimme war kühl und beherrscht. »Es ist gut, wieder zuhause zu sein. Wir werden euch gerne folgen.« Sie sah mich an und legte die Finger an ihre Halskette. Die Rampe schloss sich hinter uns, dann wandte sie sich wieder Lukas zu. »Wir werden der Raumhafenverwaltung natürlich gestatten, an Bord zu gehen, nachdem unsere Frachtlisten geprüft wurden und ich erklären konnte, was wir mit uns führen.« Sie deutete auf Bryans Gipsverband. »Vorläufig haben wir andere Prioritäten. Bryan braucht dringend medizinische Versorgung.«
Lukas sah sie mit finsterer Miene an. Er stellte die anderen drei nicht vor, sondern sagte nur: »Folgt mir.« Als er sich umdrehte und wir losgingen, bildeten sie einen weiten Halbkreis hinter uns. Lukas Poul lief schnell. Ich strengte mich an, um mithalten zu können, weil ich nicht in Erfahrung bringen wollte, was unsere drei Wachen tun würden, wenn ich zurückfiel.
Es fiel mir schwer, nicht anzuhalten und die glänzenden Schiffe zu begaffen, an denen wir vorbeikamen.
Lukas führte uns und unsere Wachen zu einem hohen Gebäude im Zentrum des Raumhafens. Wir folgten ihm in einen Lift, der zum sechsundfünfzigsten Stock hinauffuhr. Er schien dem Lift keinen Befehl zu geben, aber die Kabine setzte sich sofort in Bewegung. Andererseits hatte Jenna genauso unmerklich veranlasst, dass sich die Schiffsluke schloss.
Lukas führte uns vom Lift zu einem großen Raum mit Blick auf die Raumschiffe und das blumengesäumte Wegenetz. Wir waren so hoch, dass wir auf die kleineren Schiffe einschließlich der Neuen Schöpfung hinabschauten. Ich blinzelte, bis ich es wiedergefunden hatte, wie es reglos und verschlossen dastand, genauso wie all die Jahre auf Fremont. Unten bewegten sich Menschen und wirkten so klein wie Spielzeugfiguren.
Die Einrichtung des Raumes erinnerte an die Kommandozentrale der Neuen Schöpfung , mit Wandbildschirmen und einem großen silbrigen Tisch. Nur dass dieser Raum kaum ins Schiff gepasst hätte. Lukas stellte sich ans Kopfende des Tisches und gab uns mit einem Wink zu verstehen, dass wir uns setzen sollten. Er selbst setzte sich als Letzter, und der zweite Mann blieb an der Tür stehen. Die dunkelhaarige Frau stellte sich hinter Lukas, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und tat so, als würde sie uns nicht beobachten. Die Blondine lehnte sich lässig gegen eine Wand und machte keinen Hehl aus ihrer Aufgabe.
Jenna setzte sich rechts von Lukas, und ich saß neben ihr. Alicia und Bryan hatten uns gegenüber Platz genommen und waren am großen Tisch ungewöhnlich weit entfernt.
Jenna ließ Lukas nicht aus den Augen, und ich tat es ihr nach. Er beobachtete uns beide, während seine hellblauen Augen einen neutralen Ausdruck wahrten. Sein rotes Haar wirkte in der künstlichen Beleuchtung noch auffälliger, wie eine Flamme auf den weißen Schultern seines Hemdes. Seine symmetrischen Gesichtszüge wirkten gepflegt, seine Haut war makellos und seine Fingernägel ordentlich gestutzt. Er schien es gewohnt zu sein, das Sagen zu haben. Im Gegensatz dazu wirkte Jennas helle Kleidung, die an Bord des Schiffes Autorität und Macht ausgestrahlt hatte, nun viel zu weich und betonte zu sehr ihr verunstaltetes Gesicht. Aber ihr Auge sah wieder so aus, als wäre sie auf der Jagd.
Bemerkte Lukas überhaupt, wie kühl sie ihn abschätzte?
Er brach das angespannte Schweigen. »Jenna. Wenn du unter vier Augen reden möchtest, gibt es nebenan einen privateren Raum.«
Sie beugte sich vor. »Alles, was die Verwaltung mir zu sagen hat, darf von den Mitgliedern meiner Affinitätsgruppe mitgehört werden.«
Ungeduld gab seinem Gesicht schärfere Züge. Genauso hatte er gewirkt, als sie hinter uns die Tür des Schiffs verschlossen hatte.
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