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Das silberne Schiff - [Roman]

Das silberne Schiff - [Roman]

Titel: Das silberne Schiff - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Maschinen Kreativität erlaubt hat, haben nur die Maschinen überlebt.«
    Das brachte uns alle für eine Weile zum Schweigen. »Wie hält man die Maschinen auf?«, fragte ich. »Gibt es keine künstlichen Intelligenzen auf diesem Planeten?«
    Jenna antwortete nicht sofort. »Ihnen werden erst gar keine kreativen Fähigkeiten eingebaut. Sie sollen einfach nur gehorchen und manchmal eine gewisse Kreativität bei der Lösung schwieriger Probleme einsetzen. Aber die Maschinen hier haben nicht den Wunsch, Kunstwerke oder Leben zu schaffen.«
    Alicia wechselte das Thema. »Du wirst Joseph doch nicht einhandeln, oder? Was hältst du von der Raumhafenverwaltung? Warum sind sie so gemein zu uns?«
    Jenna brummte. »Natürlich werde ich Joseph nicht als Handelsgut benutzen. Und die Besprechung? Unsere Schwierigkeiten scheinen gar nicht so groß zu sein, wie ich erwartet hatte.«
    »Ming deutete an, dass dieser Marcus etwas damit zu tun hatte«, warf ich ein.
    »Gut möglich.« Sie sah mich von der Seite an. »Ich wüsste gern, warum.«
    Genauso wie ich.
    »Wer ist Marcus?«, fragte Alicia. »Werden wir ihn zu sehen bekommen? Warum will er sich mit Joseph treffen?«
    Jenna antwortete nicht. Sie ließ den Gleiter eine weite Linkskurve fliegen. Unter uns schlängelte sich ein Fluss dahin, die Ufer von hohen Gebäuden gesäumt und die Oberfläche voller Bewegung und Farben. In Artistos gab es ein paar kleine Fischerboote, die sich nur bei ruhiger Strömung benutzen ließen. Unter mir tanzten Boote in allen erdenklichen Größen und Formen wie Insekten auf dem Wasser. Es waren so viele, dass sie eigentlich ständig zusammenstoßen müssten, aber das geschah nicht.
    Schließlich raffte sich Jenna doch noch zu einer Antwort auf. »Marcus ist ein einsamer Schöpfer. Er gehört zu keiner sichtbaren Affinitätsgruppe. Zumindest war das damals so.« Sie berührte die blaue Halskette und gab vermutlich einen stummen Befehl. »Er war noch nicht so mächtig, als wir von hier aufgebrochen sind.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht sagen, wer oder was Marcus geworden ist. Wir sollten nach ihm suchen, aber noch nicht jetzt. Zuerst treffen wir uns mit meiner Schwester.«
    Mit der Macht, die ich an Bord der Neuen Schöpfung gespürt hatte, würde er uns zweifellos finden, wenn er wollte. Ich erschauderte. Er war so unglaublich stark!
    Jenna zeigte auf den Fluss. »Das ist neu. Früher gab es hier Hunderte von Seen, und nun sieht es aus, als würde ein Fluss um die gesamte Stadt fließen.«
    »Hat man den Fluss gemacht ?«, fragte Bryan.
    Jenna gestikulierte mit dem Arm. »Das ist es, was hier die Wirtschaft antreibt. Veränderung. Teile der Stadt verändern sich täglich auf bestimmte Art. Die Gesamtwirkung ist eine Menge Veränderung.«
    Alicia beugte sich vor und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Bringen wir Bryan zu einer Klinik? Wie willst du deine Schwester finden?«
    Jenna lachte. »Ja, wir werden Bryan gründlich versorgen lassen. Uns alle. Aber zuerst treffen wir uns mit Tiala. Ich weiß, wo sie wohnt – sie ist nicht umgezogen, und ich bezweifle, dass sie sich sehr verändert hat. Tiala ist … keine Gefahrensucherin. Sie arbeitet als Forscherin an der Universität der Schöpfung. Das hat sie getan, seit sie zwanzig wurde.«
    »Und wie alt ist sie jetzt?«, fragte Alicia.
    »Sie ist zwei Jahre jünger als ich, und damit wäre sie um die …« Jenna zögerte einen Moment, als müsste sie erst nachrechnen. »… einhundertzwölf Jahre alt.«
    Schweigen. Nava hatte Chelo einmal gesagt, dass wir deutlich länger als die unmodifizierten Kolonisten lebten, aber mir war nicht bewusst gewesen, um welche Zeitspannen es ging. Jennas graues Haar war das einzige Zeichen, dass sie nicht mehr die Jüngste war. Doch selbst mit ihren schweren Verwundungen war sie der kräftigste und schnellste Mensch, dem ich jemals begegnet war.
    Jenna hielt die hohen Gebäude im Stadtzentrum rechts von uns und den breiten funkelnden Fluss zwischen uns und der Stadt. Links von uns waren die Bauten niedriger, abgesehen von einer riesigen, verschwommen wirkenden Kuppel. Bryan zeigte darauf. »Was ist das?«
    »Flugraum.«
    Ich erinnerte mich an die Zeichnungen meiner Mutter, die mit den geflügelten Menschen. »Gehen die Menschen mit den Flügeln dorthin, um zu fliegen?«
    »Sie leben dort«, sagte Jenna. »Jedenfalls die meisten. In der Kuppel werden die Mikroklimata erzeugt, die sich in der Stadt nur unter sehr großem Aufwand herstellen

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