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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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er es ganz sicher nicht bemerkt», warf Jolánda ein, die ihren kleinen Sohn Éliás auf dem Arm trug. Der Säugling stieß leise glucksende Laute aus.
    «Wer ist der Silberschmied, von dem die Abzeichen stammen?», wollte Bardolf wissen. «Hat man ihn bereits befragt?»
    «Das nehme ich an», antwortete Marysa. «Es ist Willem van Hullsen, der seine Werkstatt beim Augustinerbach hat.»
    «Ein angesehener Mann», bemerkte Jolánda. «Sitzt sein Vater nicht im Stadtrat?»
    «Willem der Ältere», bestätigte Bardolf. «Natürlich beauftragt das Marienstift nur einen der besten und angesehensten Silberschmiede. Die van Hullsens haben es bestimmt nicht nötig, Fälschungen unter die Leute zu bringen. Schon gar nicht, wenn es sich um einen so bedeutenden Kunden wie das Stift handelt.»
    «Kann man denn nicht herausfinden, woher die gefälschten Abzeichen stammen?», schlug Jolánda vor.
    Marysa winkte ab. «Da gibt es unzählige Möglichkeiten, Mutter.»
    «Aber in Aachen gibt es nur zwei Kupferschläger, die auch Messing herstellen», widersprach Bardolf ihr. «Ich könnte mich einmal umhören und persönlich mit ihnen sprechen. Vielleicht finden wir auf diesem Wege etwas heraus.»
    «Glaubst du nicht, dass die Domherren auch schon auf diese Idee gekommen sind?» Zweifelnd blickte Marysa ihn an.
    Bardolf hob die Schultern. «Versuchen werde ich es trotzdem. Es kann schließlich nicht angehen, dass man meine einzige Stieftochter des Betrugs bezichtigt und ich derweil die Hände in den Schoß legen soll. Jetzt gerade habe ich zwar noch einen Auftrag zu erledigen, aber gleich heute Abend werde ich die beiden Kupferschläger aufsuchen.»
    «Ich danke dir», sagte Marysa. «Ich kann auch selbst zu ihnen …»
    «O nein, auf keinen Fall!», fiel Jolánda ihr ins Wort. «Du bleibst hier oder gehst nach Hause. Ich möchte nicht, dass du dich in Gefahr begibst. In der Vergangenheit mussten wir oft genug um dich bangen. Überlass diese Sache bitte den Männern.»
    «Mutter, was soll an ein paar Fragen, die ich den Kupferschlägern stelle, gefährlich sein? Ich gehe ja nicht allein, sondern nehme Jaromir mit.»
    «Nein, Marysa, deine Mutter hat recht», sagte Bardolf. «Ich möchte nicht, dass du dich damit befasst. Zwar geht es um deine Werkstatt und deinen guten Ruf. Ich kann verstehen, dass du dich selbst darum kümmern möchtest. Aber denk nur, wie es damals mit den gefälschten Reliquien ging. Erst hat niemand auch nur etwas davon geahnt, und kurz darauf war euer Geselle tot. Ganz zu schweigen von Reinold, Gott hab ihn selig. Ich möchte kein Risiko eingehen. Möglicherweise klärt sich alles ganz rasch auf, und das Marienstift findet den Übeltäter. Falls nicht, steht nach wie vor zu befürchten, dass man dir schaden will.»
    Marysa seufzte ergeben. «Also gut, wenn ihr es so seht.»
    «Wir sehen es so», bestätigte Jolánda. «Bardolf wird sich der Sache in deinem Sinne annehmen, nicht wahr?» Sie lächelte ihrem Mann zu und ergriff Marysas Hand. «Du bleibst doch zum Essen hier, oder? Orsolya hat Honigkuchen gebacken, und Anna bereitet eine gute Gemüsesuppe zu.»
    Auch Marysa musste lächeln. «Da sage ich nicht nein. Orsolyas Honigkuchen sind unvergleichlich. Ich muss zugeben, dass ich tatsächlich hungrig bin.»
    «Dann komm mal mit.» Jolánda hakte sich bei ihr unter und führte sie durch die Tür zu den Wohnräumen. «Wir lassen es uns so richtig gutgehen, das bringt dich auf andere Gedanken.»

5. KAPITEL
    Frohgemut überquerte Christoph den Marktplatz in Trier. Das Wetter hatte sich kurzfristig gebessert, und Vorfrühlingsluft wehte ihm um die Nase. Nur noch drei, höchstens vier Tage, dann wäre er endlich wieder bei Marysa in Aachen. Vier Tage, entschied er. Das milde Wetter hatte die bislang gefrorenen Straßen und Wege in beinahe undurchdringliche Schlammpfuhle verwandelt. Überall traten die Bäche und Flüsse über die Ufer, weil sie das Schmelzwasser nicht mehr zu fassen vermochten. Vernünftig wäre es, abzuwarten, bis die reißenden Fluten zurückgingen und die Erde ein wenig abgetrocknet war, bevor er weiterreiste. Aber zum Teufel – er wollte nicht vernünftig sein. Er wollte nach Hause.
    Er blieb am Stand einer Hökerin stehen und betrachtete die Haarbänder, die sie feilbot. Noch vor kurzer Zeit hätte er vehement bestritten, ein Zuhause zu besitzen. Bruder Christophorus war ein heimatloser Herumtreiber gewesen, immer auf der Suche nach einem guten Geschäft.
    Christoph Schreinemaker hingegen

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