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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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getorkelt. In den Armen hielt er ein wimmerndes Kleinkind. «Ich hab ihn, ich hab ihn.»
    Christoph trat auf ihn zu und nahm ihm den Jungen ab.
    «Peter! Peterchen!» Die junge Frau, offenbar war es die Gattin des Silberschmieds, rappelte sich auf und stürzte auf Christoph zu. Ihr quollen Tränen aus den Augen, während sie das Gesicht ihres Sohnes abtastete und ihn auf den Arm nahm.
    «Kommt, Frau Hanne, Ihr müsst weg von hier. Wir kümmern uns um Klein Peter», sagte eine alte Frau und nahm sie am Arm.
    Christoph blickte ihnen nur einen Moment nach, dann drehte er sich wieder zu dem brennenden Haus um. Er sah gerade noch, wie der Mann, der den Jungen gerettet hatte, erneut Anstalten machte, in die Flammenhölle zu gehen. «Halt!», rief er ihm zu und hielt ihn an der Schulter fest. «Bleibt hier. Es ist zu gefährlich!»
    Der Mann drehte sich mit wildem Blick um. «Lasst mich! Das ist meine Schmiede! Ich muss … mein Werkzeug. Mein Geselle ist tot. Ich kann nicht …»
    «Bleibt hier, Meister van Lyntzenich!» Entschlossen packte Christoph den verzweifelten Mann bei den Schultern und schüttelte ihn. «Für Euren Gesellen können wir nichts mehr tun. Wollt Ihr Euer Leben etwa auch verlieren? Kommt mit und lasst die Knechte das Feuer löschen.»
    «O Gott, das Feuer!» Der Silberschmied schlug die Hände vors Gesicht. «Meine Schmiede! Ich muss beim Löschen helfen. Wenn die Nachbarhäuser in Brand geraten, steht am Ende die ganze Stadt in Flammen!» Er schwankte und wäre beinahe vornübergefallen. Christoph konnte ihn gerade noch packen und den Sturz verhindern.
***
    «Wo Heyn nur bleibt!» Ungeduldig tippte Marysa mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. «Er sollte doch nur das Reliquiar für die Frau des Küfers in die Borngasse bringen, und jetzt ist er schon fast zwei Stunden fort.»
    «Soll ich nach ihm suchen?», schlug Leynhard vor.
    Marysa verschränkte die Arme vor dem Leib. «Ja, das wäre wohl das … Nein, ich muss sowieso zu Meister Astened. Ich werde selbst gehen. Bleib du nur hier und tu deine Arbeit. Wir können den Bruder Bartholomäus ja nicht einfach allein hier zurücklassen, nicht wahr?» Sie warf dem ältlichen Augustiner, der still auf seinem Stuhl in einer Ecke saß, einen kurzen Blick zu.
    «Aber ohne Heyn kann ich an dem Schreindeckel nicht weiterarbeiten.»
    Marysa hob die Schultern. «Dann kümmere dich um die Hölzer, die du vorhin vom Markt mitgebracht hast. Lagere sie ordentlich ein, und wenn du schon dabei bist, kannst du gleich die Scharniere einsortieren.» Sie rief nach Milo und holte ihren Mantel. Als der Knecht in die Werkstatt trat, winkte sie ihm, ihr zu folgen. «Hoffentlich ist Heyn nichts zugestoßen», murmelte sie.
    «Wie?» Milo spitzte die Ohren. «Warum sollte ihm etwas zugestoßen sein?»
    Marysa blickte ihn verärgert an. «Weil er seit zwei Stunden verschwunden ist.»
    «Vielleicht ist er in einer Taverne …» Milo schüttelte den Kopf. «Nee, stimmt, Herrin. Das sieht ihm nicht ähnlich. Wo ist er denn hingegangen?»
    «Wenn er sich an meine Anweisung gehalten hat, müsste er in der Borngasse sein.»
    Inzwischen hatten sie bereits die Abzweigung zur Kreme erreicht. Milo blieb abrupt stehen. «Wartet, Herrin. Seht doch! Da stimmt was nicht.»
    «Wo stimmt etwas nicht?»
    «Na, schaut, die vielen Leute.» Milo deutete auf die Menschenmenge, die sich am Ausgang der Kreme zusammendrängte. «Bestimmt ist da was passiert. Soll ich mal nachsehen?»
    «Untersteh dich!» Marysa hielt ihn am Ärmel zurück. «Du bleibst bei mir. Ich kann ja wohl schlecht allein durch die Stadt laufen. Wir gehen gemeinsam und sehen, was sich dort zugetragen hat.»
    Entschlossen ging sie die Kreme hinab und bahnte sich mit Milo einen Weg durch die aufgeregten Menschen. In dem Stimmengewirr fiel es Marysa schwer, etwas zu verstehen, doch zumindest fing sie einige Gesprächsfetzen auf, aus denen sie schloss, dass irgendwo in der St. Ailbretstraße ein Feuer ausgebrochen war. Plötzlich verspürte sie ein mulmiges Gefühl in sich aufsteigen. Lag nicht Meister van Lyntzenichs Silberschmiede in der St. Ailbretstraße?
    «Milo!», rief sie und tippte ihrem Knecht auf die Schulter. «Lass uns diese Straße verlassen. Hier kommen wir nicht durch. Wir gehen außen herum über die Ryegasse.»
    Für den kleinen Umweg brauchten sie nur wenige Minuten, und als sie in die obere St. Ailbretstraße einbogen, erblickte sie schon die Unglücksstelle. Rauch quoll aus den Fenstern der

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