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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Christoph übers Kinn. «Unzucht, hm?»
    «Seit er von unserer Verlobung weiß, ist er ungenießbar. Sieh dich vor, wenn du ins Zunfthaus gehst. Er ist der oberste Greve.»
    «Er kann mir den Eintritt in die Zunft nicht verwehren.»
    «Nein, aber er kann dir das Leben schwermachen.» Sie seufzte. «Wenn er dich sieht, wird er einen Tobsuchtsanfall bekommen.»
    Lächelnd zupfte Christoph an einer kleinen Haarsträhne, die sich unter Marysas Haube hervorgewagt hatte. «Soll er toben. Spätestens wenn er meine Legitimation sieht, wird er sich schon wieder beruhigen.»
    «Hoffentlich.» Überzeugt klang Marysas Stimme nicht. Sie seufzte. «Bardolf hat recht. Es ist ein gefährliches Spiel.»
    «Mach dir nicht zu viele Gedanken. Ich habe mehr Urkunden und Schriftstücke, die beweisen, dass ich Christoph Schreinemaker bin, als selbst der König fordern würde.»
    «Und sie sind alle echt?»
    «Alle, bis auf das Empfehlungsschreiben des Herzogs von Burgund. Nun ja, und einige Briefe mit Dankesbezeugungen.» Er grinste etwas schief.
    «Versprich mir, dass du sie nur verwendest, wenn es sich nicht vermeiden lässt», bat Marysa. «Mir wäre es am liebsten, du würdest sie verbrennen.»
    «Das werde ich … eines Tages. Nun mach ein heiteres Gesicht und kümmere dich um dein Geschäft.»
    «Ja.» Marysa bemühte sich zu lächeln. So ganz gelang es ihr nicht.
***
    Die Sonne breitete ihre warmen Strahlen über Aachen aus. Christoph hob sein Gesicht dem Licht entgegen, während er den kurzen Weg zur Herberge ritt. Er hatte sich in seiner Rolle als Bruder Christophorus immer sehr wohl gefühlt. Jetzt aber stellte er fest, dass sein neues Ich – wenn man es so nennen wollte – doch einiges mehr an Vorteilen bot. Die Menschen machten ihm Platz, wichen entweder ehrfürchtig oder zumindest mit einem höflichen Nicken den Hufen seines Reittieres aus. Er wusste, dass es wahrscheinlich etwas übertrieben wirkte, dass er den kurzen Weg durch die Stadt nicht zu Fuß ging. Auch wenn sie Pferde besaßen, benutzten die meisten wohlhabenden Bürger sie nur außerhalb der Stadtmauern. Ausgenommen natürlich der Adel. Ritter, Grafen würden niemals einen Schritt zu Fuß gehen, den sie auch auf dem Rücken eines Pferdes zurücklegen konnten.
    Er trieb sein Pferd durch das Tor in den Hinterhof des Tanzenden Bären und übergab es dem Stallburschen. Die Herberge betrat er durch die Hintertür, die auf direktem Wege zu den Gästekammern führte.
    Wie der Torwächter es prophezeit hatte, war es kein Problem gewesen, eine Kammer anzumieten. Außer ihm wohnten derzeit nur noch zwei Fernkaufleute in der Herberge.
    Fröhlich pfeifend erklomm Christoph die schmale Stiege ins Obergeschoss. Er hatte darauf bestanden – und reichlich dafür bezahlt –, eine Kammer mit Riegel und Schloss zu bekommen. Als er seine Kammer erreichte, erstarb das Lied auf seinen Lippen. Die Tür stand einen Spalt weit offen.
    Sehr vorsichtig trat er näher und drückte die Tür weiter auf. Erschüttert blickte er auf das Chaos, das in der Kammer herrschte. Jemand hatte seine Kleiderbündel auseinandergerissen, ebenso die Satteltaschen, die er mit heraufgebracht hatte. Die große Holzkiste war aufgebrochen und das Werkzeug quer über den Fußboden verstreut worden. Seine tönerne Trinkflasche lag zerbrochen unter dem kleinen Tisch, daneben eine leere Geldkatze.
    «Verflucht noch eins!» Erbost betrat Christoph die Kammer und griff nach einigen Kleidungsstücken. Er würde mit dem Wirt ein ernstes Wörtchen reden müssen. In einer Herberge wie dem Tanzenden Bären durfte man doch wohl erwarten, dass Diebesgesindel sich nicht so leicht Zutritt verschaffen konnte. Christoph warf die Kleider wieder zu Boden, verließ die Kammer und machte sich auf die Suche nach dem Wirt. Er fand jedoch nur dessen Eheweib, das ihm erklärte, ihr Gatte sei unterwegs, um neuen Wein einzukaufen. Als er ihr die Bescherung in seiner Kammer zeigte, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen.
    «Heilige Maria, steh uns bei!», rief sie entsetzt. «Was ist denn hier geschehen? Hat man Euch beraubt?»
    Christoph hob die leere Geldkatze auf und hielt sie ihr vor die Nase.
    «Schrecklich, schrecklich! Ich lasse sofort nach meinem Mann schicken. Es tut mir leid. Hier ist noch nie eingebrochen worden.» Die Stimme der Wirtsfrau zitterte leicht, sie war ganz blass geworden. «Und dabei habt Ihr auf einem Zimmer mit Schloss bestanden. Ich weiß gar nicht, was wir jetzt tun sollen. Ich kann den Büttel

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