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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ist. Das dürfte ihr in ihrem Zustand nicht guttun, fürchte ich.»
    «Schweig!», raunte Christoph. «Mir scheint, du hörst und siehst tatsächlich ein bisschen zu viel. «Niemand weiß, dass Marysa … dass sie …»
    «Froher Erwartung ist? Keine Sorge, Meister Schreinemaker, niemand hört uns. Kein Mensch ist mehr in der Nähe.»
    «Hast du mit ihr gesprochen?»
    «Zuletzt nicht mehr. Aber sie und Meister Goldschläger versuchen täglich, sich beim Rat und den Schöffen Gehör zu verschaffen. Ohne Erfolg, wie es aussieht. Seit sich das Marienstift eingemischt hat, treten die Nachforschungen in Eurem Fall auf der Stelle. Solange weder van Oenne noch Bruder Jacobus in der Stadt sind, rührt sich nichts. Vielleicht zu Eurem Glück, Meister Schreinemaker.»
    «Meinem Glück?»
    «Es verschafft Euch Zeit. Ihr wartet doch auf Nachricht aus Frankfurt, nicht wahr?»
    «Die vielleicht niemals hier eintrifft, sollte Jacobus sich dem Boten an die Fersen geheftet haben», erwiderte Christoph grimmig. «Hast du Marysa meine Warnung überbracht?»
    «Ihr meint, ob ich Eure fromme Fürbitte vorgetragen habe?» Amalrich lachte krächzend. «Selbstverständlich. Nur wenig später sah ich Frau Marysas Gesellen das Haus sehr eilig verlassen.»
    «Ihren Gesellen?»
    «Beide. Aber es war wohl Leynhard, den sie hinter dem Boten hergeschickt hat. Wie man munkelt, musste Heyn Meuss nämlich sehr rasch zu seiner Base nach Kornelimünster. Offenbar hat sie sich auf eine kleine Liebelei eingelassen, die nun ungewollte Früchte trägt. Zu ihrem Glück scheint ihr Verführer wenigstens so viel Anstand zu besitzen, sie zu ehelichen.»
    «Leynhard soll also den Boten warnen.» Christoph nickte erleichtert vor sich hin. «Erstaunlich, was du alles weißt.»
    «Findet Ihr? Man muss nur mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen», erwiderte Amalrich fröhlich. «Oder glaubt Ihr, ich wäre sonst so alt geworden?»
    «Was weißt du noch?»
    «Oh, ich denke, für heute ist es genug der Weisheit. Nur noch eins: Während wir hier miteinander plaudern, findet im Zunfthaus der Schreiner eine Versammlung statt, während deren Frau Marysa sich wohl in Eurer Sache zu verteidigen hat.» Kurz hielt Amalrich inne. «Vielleicht ist es in Eurem Sinne, wenn ich sie aufsuche und ihr den Segen der Heiligen Jungfrau verkünde. Vielleicht stärkt es sie in dieser schweren Stunde. Was meint Ihr, Meister Schreinemaker?»
    Christoph verdrehte die Augen. Wenn er nicht wüsste, dass der Alte dort unten einen messerscharfen Verstand besaß, würde er glauben, er sei nicht mehr ganz richtig im Kopf. «Sag ihr, ich muss mit ihr reden», raunte er.
    Amalrich antwortete nicht. Christoph lauschte angestrengt, doch der Alte schien sich bereits aus dem Staub gemacht zu haben.

21. KAPITEL
    In Marysas Kopf brummte es, als habe sich dort eine ganze Horde Wespen festgesetzt. Nachdem sie das Zunfthaus verlassen hatte, blieb sie kurz auf der Straße stehen und rieb sich die Schläfen.
    Milo, der sie begleitet und während der Sitzung draußen auf sie gewartet hatte, blickte sie besorgt an. «Herrin, ist alles in Ordnung mit Euch? Ihr seht erschöpft aus.»
    «Erschöpft ist nicht der richtige Ausdruck», antwortete sie. «Der Teufel soll Hartwig holen!» Rasch bekreuzigte sie sich. «Ich fasse es einfach nicht, wie engstirnig und stur er ist. Es ist eine verfluchte Schande, dass wir die Urkunden nicht …» Sie hielt inne, als sie ein leises Kichern vernahm, und fuhr erschrocken herum.
    Hinter ihr war Amalrich aufgetaucht. «Sieh an, sieh an, zwei vom gleichen Schlag», sagte er und verbeugte sich höflich. «Wohledle Frau, solch gotteslästerliche Flüche sollten einer frommen Christin wie Euch nicht über die Lippen kommen. Obgleich ich soeben von einem nicht weniger gottesfürchtigen Mann komme, dem es beliebte, ebenso unchristliche Verwünschungen auszustoßen. Ich nehme stark an, dass er wie Ihr sehr ähnliche Gründe hat, den Gottseibeiuns herbeizurufen.»
    Marysa musterte den Alten misstrauisch. «Was willst du hier? Hast du mit Christoph gesprochen?»
    «Ihr seid eine Frau von flinkem Verstand. Kein Wunder, dass Ihr ständig in Schwierigkeiten geratet. Ihr denkt schnell und scharf, ebenso wie der Schreinemaker. Jawohl, Frau Marysa», er senkte die Stimme ein wenig. «Ich habe mit ihm gesprochen. Solltet Ihr dies auch vorhaben, so empfehle ich Euch das äußerste Fenster auf der linken Seite im Obergeschoss des Grashauses. Lasst Euch nicht erwischen.» Wieder

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